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Bundesliga

Sprücheklopfendes Unikum

Oliver Fritsch | Donnerstag, 17. November 2005 Kommentare deaktiviert für Sprücheklopfendes Unikum

Ist der Trainerwechsel in Hannover ein Richtungswechsel? Über den Neuen, Peter Neururer, gibt es so viele Meinungen wie Köpfe am Tisch. Im Fokus der Berichte über Hannover ist weiterhin die Vereinsführung, für die nach dem Rücktritt des Präsidenten Martin Kind die Verpflichtung Neururers eine sehr ernste Bewährungsprobe ist. Richard Leipold (FAS) hebt Neururers Stärke hervor: „Entgegen dem Klischee ist Neururer nicht allein dank seiner Sprüche, sondern dank seiner gesamten Performance eine schillernde Figur. (…) Seine Art, mit den Medien Doppelpaß zu spielen, ist Teil seiner Arbeit. Neururer ist sein eigener PR-Berater, er ist ein Liebling der Medien, weil er sich nicht in gestanzte Formen pressen läßt. Dafür wird er geliebt, gehaßt und am Ende geschaßt (wie andere auch). Aber er bleibt immer authentisch, selbst wenn er sich in Widersprüche verwickelt.“ Für Ilja Kaenzig bedeute der neue Trainer Chance und Risiko, betont Jörg Marwedel (SZ): „Man darf von einer kleinen Kulturrevolution in Hannover sprechen. Das sprücheklopfende Unikum aus dem Ruhrpott hat seine Folklore mitgebracht (…) Mit offensiver Denkweise soll es in der Tabelle aufwärts gehen. Derlei Pläne sind ganz im Sinne von Kaenzig. Der Geschäftsführer hatte den Trainerwechsel vor allem damit begründet, die von Lienen verordnete Spielweise vergrätze zunehmend Fans und Sponsoren. Sollte Neururers Regie mehr Erfolg bringen, könnte überraschend auch Kaenzig gestärkt aus den Turbulenzen hervorgehen. Bislang gab es besonders im Kreis um Martin Kind starken Widerstand gegen seine Vertragsverlängerung. Inzwischen hat Kaenzig den mächtigen Gesellschafter und AWD-Boss Carsten Maschmeyer, den neuen 96-Präsidenten Götz von Fromberg und Teile des Aufsichtsrates hinter sich gebracht. Und alle zusammen genießen, wie Bild-Freund Neururer, das Wohlwollen der Boulevardpresse, die schon begeistert Kaenzigs Verbleib bis 2008 ankündigt.“ Stefan Osterhaus (NZZ) hingegen erinnert an den Rauswurf Ewald Lienens und die mögliche Nachwirkung: „Lienen wurde keineswegs das Opfer des Misserfolgs. Er wurde aufgerieben in einem Klub, dem die Autorität abhanden gekommen ist. Martin Kind, der Schweizer Hörgerätefabrikant, hatte stets ein feines Ohr für die Belange des Coachs – und verteidigte ihn auch gegen den ihm nicht gewogenen Manager Kaenzig. Kinds Rücktritt hinterliess eine Lücke. Manche berichten von ‚Diadochenkämpfen’.“

Meister der Ironie

Auch Peter Stützer (Welt) frisst einen Narren an Hans Meyer: „Es fällt nicht immer leicht, bei Meyer zwischen Ernst und Scherz zu unterscheiden. Er ist ein Meister der Ironie. Liebt den jungen Dieter Hildebrandt und den alten Ephraim Kishon. Vorm Zubettgehen im Hotel liest er die Bücher seiner Spieler. Nein, die Nürnberger Spieler sind des Bücherschreibens nicht mächtig, aber die Kicker waren es, die er unlängst in der Toskana zu Weltmeisterschaftssilber getrieben hat. Es war die WM der Literaten, seine Mannschaft bestand aus deutschen Schriftstellern, die jung waren und etwas unbedarft, aber klug und begeisterungsfähig. Der Literat Thomas Brussig hatte das Aufgebot nominiert, inklusive Trainer, und weil die Sache so gut lief und so nett, haben sie alle Meyer am Ende mit ihren neuesten Werken versorgt. Bis zum nächsten Sommer hat er nun zu lesen genug, derzeit ist Tobias Hülswitt mit ‚Saga’ an der Reihe. Meyer: ‚Hochinteressant, was junge Leute unternehmen, um mal den Nobelpreis zu gewinnen.’“

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