Ascheplatz
Zweifelhafte Subvention
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| Dienstag, 22. November 2005Die Berliner Zeitungen befassen sich heute mit einer Geldlücke bei Hertha BSC. Jens Weinreich (BLZ) ruft uns die Subventionierung des Olympiastadions ins Gedächtnis und rügt das Päppeln des Berliner Dolce Vita: „Hertha, das im Vergleich zu Kontrahenten kaum in seine Spielstätte investieren musste, zählt zu den größten Subventionsunternehmen der Branche. Das Problem Olympiastadion ist ein wunderbares Beispiel für zwei grassierende Krankheiten in diesem Lande: Es ist erstens ein Beispiel für zweifelhafte Subventionen. Zweitens zeigt sich, wie wenig jene, die öffentliche Mittel verteilen, und jene, die in schweren Zeiten in den dauerhaften Genuss derselben kommen, davon halten, Transparenz herzustellen im Umgang mit diesen Mitteln. (…) In einer Zeit, da auf allen Gebieten Subventionen gestrichen werden, mutet es anachronistisch an, wenn Unternehmen aus dem Profisport das leichte Leben noch etwas angenehmer gestaltet wird.“
Welt: Herthas Finanzen werden zum Politikum
Tsp: Hertha BSC geht es schlecht
BLZ: Berlin diskutiert, wie schlecht es finanziell um Hertha BSC steht – und ob der Senat dem Klub Schulden erlassen darf
Du darfst den Faktor Glück nicht außer Acht lassen
Lange nichts gehört von Michael Meier, heute macht er es sich im Interview mit Felix Meininghaus (FTD) sehr leicht – nach dem Motto: „Im Fußball kommt es, ach was!, auch aufs Glück an, und wir hatten keins!“
FTD: Warum haben Sie Ende der 90er Jahre angesichts der Zahlen und des immensen Risikos nie kalte Füße bekommen?
MM: Die Retrospektive hat immer den Vorteil, den Fortgang der Entwicklung ins Kalkül ziehen zu können. Im Nachhinein betrachtet hätten wir Matthias Sammer 1997 nach dem Champions-League-Sieg gegen eine entsprechende Ablöse zu den Bayern ziehen lassen müssen, weil er einige Monate später seine Karriere nach einer Knieoperation beenden musste. Gleiches gilt für Amoroso und Metzelder. Die Verweigerungshaltung von Amoroso hat seinen Marktwert vernichtet, der Marktwert von Metzelder wurde nach der WM 2002 auf Grund der Nachfrage von Klubs wie Juventus Turin, Real Madrid oder Manchester United auf 30 Prozent unserer Bilanzsumme taxiert. Seine Verletzung hat ein sportlich wie wirtschaftlich nicht zu schließendes Loch gerissen. Solche Imponderabilien lassen sich in keinem Business-Plan abbilden.
FTD: Es gab aber doch genügend Warnungen in der Branche.
MM: Alle unsere Geschäfte sind von den üblichen Kontrollorganen wie Aufsichtsrat, Beirat und Ältestenrat abgesegnet worden. Hätten Niebaum und Meier das im Alleingang gemacht, wären sie persönlich zur Rechenschaft gezogen worden. Auch der Versuch, uns zu kriminalisieren, ist gescheitert. Allerdings war es für die Öffentlichkeit interessanter, die Krise des BVB an zwei Namen zu personalisieren.
FTD: In den Kontrollgremien saßen Abnicker von Niebaums Gnaden.
MM: Das müssen Sie denen sagen, die dort gesessen haben. Ich kann mir vorstellen, dass diese Leute mit einer solchen Charakterisierung nicht einverstanden sind.
FTD: Was kann die Branche lernen aus dem tiefen Fall der Borussia?
MM: Schwer zu sagen. Es gibt auch andere Vereine in der Bundesliga, die eine ähnliche Geschäftspraxis verfolgen. Wenn du ins Risiko gehst, darfst du den Faktor Glück nicht außer Acht lassen.