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Champions League

Denken Sie jetzt nicht an Michael Ballack!

Oliver Fritsch | Donnerstag, 24. November 2005 Kommentare deaktiviert für Denken Sie jetzt nicht an Michael Ballack!

Bayern München – Rapid Wien 4:0

„Alle reden über Ballack“, die Stuttgarter Zeitung bringt die Meinung aller Redakteure auf den Punkt. Auch die Süddeutsche Zeitung verzieht die Schnute: „Die Diskussion um Ballack stört einen vergnügten Abend“. Elisabeth Schlammerl (FAZ) klagt ähnlich: „Es mußte den Spielern ein wenig komisch vorkommen, daß sie eher wie Statisten behandelt wurden, obwohl sie gut bis sehr gut ihren Job verrichteten. Derzeit hat niemand eine Chance auf die Hauptrolle beim FC Bayern, denn die ist fest vergeben an Ballack.“ Dass alle über Ballacks Abschied reden, wundert die Journalisten. Das wundert uns; ein Bayern-Sieg gegen Rapid Wien hat nun mal einen sehr geringen Nachrichtenwert. Um gegenzusteuern und uns alle Ballack vergessen zu lassen, betonen alle Zeitungen die sehr gute Leistung Sebastian Deislers – freilich mit dem Hinweis, wie gut er Ballack vertreten habe und künftig ersetzen könne. „Deisler zeigt, dass sich die Nachfolgefrage von selbst lösen könnte“, lesen wir in der SZ; „Deisler füllt die Ballack-Lücke“, behauptet die FAZ: „Das Spiel um Ballack und mit Ballack mag die Kollegen ein wenig nerven, aber sie zeigen sich davon wenig beeindruckt auf dem Platz. Im Gegenteil: Der Kampf um die Pfründe im Mittelfeld scheint schon begonnen zu haben. Vor allem Deisler setzte sich dabei speziell in der Champions League immer besser in Szene.“ Heinz-Wilhelm Bertram (FTD) fügt hinzu: „Die Bayern kamen so leicht zu Toren, dass sie eine schöne Ahnung überfiel. Nämlich die, dass Deisler bald in die Rolle Ballacks schlüpfen könnte. Deisler gelang das Kunststück, von der rechten Außenlinie her fast das gesamte Spiel der Hausherren zu initiieren.“ Fazit: Die Berichte über das Spiel gleichen der Forderung: „Denken Sie jetzt nicht an Michael Ballack!“ Das bemerkenswerteste Zitat stammt von Felix Magath, der der SZ verrät: „Unser Bundestrainer hat einmal dieselbe Analyse getroffen wie ich: dass Sebastian nämlich zu oft zu ungeduldig war in seinem Spiel – die Meinung von zwei Trainern hat ihm wohl geholfen“. Welchen Einfluss kann ein Nationaltrainer auf die Leistung eines Vereinspielers nehmen? Eine interessante Frage, und im Fall Deisler sehr naheliegende, die wir gerne öfter und von Unabhängigen beantwortet hätten.

FC Barcelona – Werder Bremen 3:1

Bremer Gentlemen

Ronald Reng (FTD) gestattet den Bremern Ehrenhaftigkeit in der Niederlage: „Oft genug bekommt die spektakulärste Elf der Gegenwart Besuch von Teams, die nur verteidigen, die Barças Magie mit zynischen Fouls bekämpfen. Wie angenehm war es für Barça, einmal einen Gegner von altenglischer Tradition zu haben: Wir spielen mit, so offensiv und gut es geht, bleiben immer fair und nehmen die Niederlage erhobenen Hauptes hin. Bis zum letzten Wort blieb Werder das Gentlementeam. (…) Werder offenbarte seine Stärke, das ballsichere Passspiel, und schonungslos seinen wunden Punkt: Seinem Spiel fehlt die absolute Konzentration, die brutale Intensität; Fähigkeiten, die gegenüber Werten wie Technik, Schnelligkeit oder Kampfgeist in den Analysen gerne vernachlässigt werden, die aber auf höchstem Niveau unabdingbar sind. Es sei Werder an diesem einen Abend gegönnt, dass sie auch staunende Bewunderer waren, während Ronaldinho seine Schau aufführte, Pässe mit der Brust spielte oder die Volterinha gab, seinen Trick, bei dem er sich wie ein Eiskunstläufer mit dem Ball einmal um die eigene Achse dreht.“

FAZ: eine ganz normale Niederlage und ein Schreck nach Mitternacht – Miroslav Klose verletzt
Bildstrecke, faz.net

BLZ: Lewan Kobiaschwili, ein Georgier auf Torjagd

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