WM 2006
Der ganze Innovationsvorsprung wird zunichte
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| Donnerstag, 1. Dezember 2005Jürgen Klinsmann ist auf einen Trainer-Kongress nach Brasilien geladen. Matti Lieske (BLZ) warnt ihn vor Geheimnisverrat: „Nicht auszudenken, wenn sich in der Trainerschaft herumspricht, welch einschneidende Wirkung der Entengang auf das Leistungsvermögen von Fußballspielern besitzt, wie stark die Fähigkeit, E-Mails zu verschicken, den tödlichen Pass fördert und dass ein Durchschnittsalter von 17,5 den idealen Wert für eine Viererkette darstellt. Was soll aus dem deutschen Fußball werden, wenn plötzlich auch in Portugal, Tunesien oder der Ukraine etwas ‚sehr, sehr Spannendes heranwächst’, massenhaft schweizerische Spielbeobachter und amerikanische Fitnesstrainer ausschwärmen, die Fußballer der Welt auf einmal anfangen, ‚enorm viel Spaß’ zu verbreiten? Der ganze Klinsmannsche Innovationsvorsprung wird zunichte, wenn es 2006 plötzlich nicht mehr heißt: Die Welt zu Gast bei Freunden, sondern die Freunde frech ihren eigenen Slogan mitbringen: Du bist Deutschland.“
Der andere Deutsche
„Sympathie-Offensive“ in Holland – Roland Zorn (FAZ) rühmt den Botschafter Franz Beckenbauer: „Sollte es irgendwann irgendwelche deutsch-niederländischen Fußball-Verspannungen gegeben haben, Beckenbauer löste sie mit einer Eleganz und Lässigkeit auf, wie sie nur wenigen seiner Landsleute zu eigen sind. (…) Er begrüßte in der Herberge, die sonst dem Oranje-Team als zentraler Ort auf dem Vorbereitungsweg zu dessen sportlichen Missionen dient, eine Fülle alter Freunde Wegbegleiter aus den Niederlanden. Er eroberte diese Zitadelle des holländischen Fußballs mit seinem Unterhaltungs- und Plaudertalent im Sturm. Denn er sprach den Holländern, die sich nicht für die WM 2002 qualifizieren konnten, direkt aus dem Herzen: ‚Eine Weltmeisterschaft ohne Holland wäre keine Weltmeisterschaft. Ich denke, wir hätten die WM zurückgegeben, wenn ihr in der Vorrunde ausgeschieden wärt.’ Donnernder Applaus für einen glänzenden deutschen Botschafter, der in seiner Zeit als Spieler und für den diplomatischen Dienst alles andere als geeignet erschien. Inzwischen aber steht er, auf der Bühne der weltweiten Welcome Tour mit Wolfgang Niersbach ein ideales Herrendoppel bildend, wie die Inkarnation des ‚anderen’ Deutschen da: entspannt, charmant, galant, kurz, allen Vorurteilen widersprechend.“