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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Kollektiver Besitz

Oliver Fritsch | Donnerstag, 1. Dezember 2005 Kommentare deaktiviert für Kollektiver Besitz

Sehr lesenswert! Wem gehört der Fußball? Christoph Biermann (SZ) schreibt über die „deutsche, sozialdemokratische Variante von Fußballkapitalismus“ und gibt bei der Vergabe der TV-Rechte die komplizierte Eigentumsfrage zu bedenken: „Zwischen den Fans und den Klubs besteht eine Art unerklärter Sozialpartnerschaft, während in Italien oder England vor allem überlegt wird, wie man das Publikum am besten abkassiert. Obwohl viele Bundesligisten inzwischen Kapitalgesellschaften sind, handeln sie doch nicht nur nach der Maxime der kurzfristigen Profitmaximierung. Den meisten Managern ist zumindest vage klar, dass sich die Klubs im kollektivem Besitz ihrer Stadt, Region oder Fans befinden. Auch deshalb wäre ein Fall wie die Übernahme von Manchester United durch den amerikanischen Spekulanten Malcolm Glazer hierzulande kaum vorstellbar. Der Egoismus der großen Klubs in Spanien oder Italien bei den Verteilungskämpfen um Fernsehgelder, der die kleinen Klubs zu Sparringspartnern degradiert, hält sich in Deutschland ebenfalls zumindest in Grenzen. Auch in Deutschland werden die Großen zwar größer und die Kleinen kleiner, nur eben noch nicht in dem Maße wie anderswo. Dieser Umstand wird in die Überlegungen zur Vergabe von Übertragungsrechten eingehen müssen. Die Sozialpartnerschaft, stets umkämpft zwischen Fans und Managern, darf nicht gefährdet werden. Derzeit ist das Verhältnis in den Stadien relativ gut tariert. Wenn das Publikum aber den Eindruck gewinnt, dass beim neuen Zuschnitt der Bundesliga im Fernsehen allein ökonomische Überlegungen bestimmen, könnte der Schaden größer sein als der finanzielle Gewinn.“

Marcus Theurer (FAZ/Wirtschaft) hält uns auf dem laufenden: „Mit der Gleichung ‚mehr Geld für mehr Exklusivität’ will Premiere-Chef Georg Kofler die DFL für seine Maximalforderungen gewinnen. Daß dies gelingt, gilt mittlerweile als unwahrscheinlich. Die ARD will weiter am Ball bleiben und hat dafür offenbar das Wohlwollen der Bundesliga. Doch nach 20 Uhr darf die öffentlich-rechtliche Anstalt keine Werbung mehr zeigen, was auch die Erlös-Chancen der Clubs schmälern würde. Und so rechnen viele Beobachter damit, daß die Bundesliga in der ARD zwar etwas später als bisher laufen und eventuell inhaltlich abgespeckt wird. Doch, daß die Spiele im freien Fernsehen erst abends um zehn angepfiffen werden, glauben die wenigsten.“

Online Focus: Im Internet schauen Fußballfans Bundesliga- und Champions-League-Spiele kostenlos live – zum Ärger der Verbände und Clubs

Ich bin vielleicht ein bisschen ahnungslos und naiv

Wenn Reiner Calmund ins Schwatzen kommt, gibt’s kein Halten mehr. Die taz hat ihn nun zu diesem und jenem befragt, auch zur Politik, und ihm die Gelegenheit gegeben, sich als Macher aufzuführen: „Ich habe schon vor anderthalb Jahren gesagt: Bei den Problemen, die wir im Land haben, brauchen wir eine große Koalition. Wo sind wir denn gelandet mit all den Schuldzuweisungen, Anfeindungen unter den Parteien? Die Menschen sind verunsichert, sonst nichts. Wer jetzt nur noch Parteipolitik will, den kann ich nicht mehr sehen. So ein Pipifax! Wir brauchen nicht Schwarz, Rot, Grün, Gelb und Blau. Wir brauchen Schwarz-Rot- Gold, die Besten für Deutschland. Mir waren Köpfe mit Charakter und klaren Vorstellungen immer wichtiger als Parteiprogramme: Ich habe Helmut Schmidt mit der gleichen Begeisterung gewählt wie Helmut Kohl, da bin ich ganz schmerzfrei. Ich habe aus Spaß mal eine Mannschaftsaufstellung für Deutschland gemacht: Helmut Kohl ist Trainer, Professor Dietrich Grönemeyer ist Mannschaftsarzt. Im Tor spielt Frau Merkel. Die hat viel draufgekriegt und fällt nicht um. Friedrich Merz als rechter Außenverteidiger mit Offensivdrang. Joschka Fischer als Verteidiger: geschickt im Straßen-Nahkampf, international erfahren. Otto Schily als knallharter, kompromissloser Stopper. Im Mittelfeld Christian Wulff als Shootingstar, Gerhard Schröder als Mittelstürmer. Als Außenstürmer den dynamischen Wendelin Wiedeking von Porsche und den trickreichen Heinrich von Pierer von Siemens. (…) Bei den Sozialdemokraten bin ich Rechtsaußen, bei der CDU fühle ich mich als Linksaußen in den Sozialausschüssen sehr wohl. Ich bin da ja neutral, vielleicht sogar ein bisschen ahnungslos und naiv.“

FAZ: Jürgen Klopp hat an der Universität Mainz ein Gespräch mit Michael Macsenaere, Professor für Psychologie, geführt – Thema: mentales Coaching

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