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Internationaler Fußball

Symptom beseitigt, die Krankheit nicht

Oliver Fritsch | Dienstag, 6. Dezember 2005 Kommentare deaktiviert für Symptom beseitigt, die Krankheit nicht

Real Madrid hat einen neuen Trainer, aber Hoffnung hegt kein Journalist, zumindest nicht, so lange Florentino Perez Präsident ist. Paul Ingendaay (FAZ) schimpft: „Das Schicksal des neuen Trainers ist unvorhersehbar. Inzwischen darf an Real Madrid jedes Rezept probiert werden, wenn nur die richtigen Stars auflaufen und die nächste Asien-Tournee gesichert ist. (…) Lopez Caro, der neue Mann, gilt als Brüller und Schleifer. Andererseits läßt der Zweiundvierzigjährige offensiver spielen als Luxemburgo und kennt sich bestens in der Nachwuchsarbeit aus, einem Feld, das in den letzten fünf Jahren aus purer Überheblichkeit vernachlässigt wurde. (…) Niemand scheint für diese Mannschaft ein Konzept zu besitzen, das über den kommerziellen Wert der Marke ‚Real Madrid’ hinausginge.“ Ralf Itzel (FTD) greift den Präsidenten an: „Luxemburgo ist Opfer seiner Irrtümer geworden, aber vor allem auch des Systems. Durch seinen Abgang ist ein Symptom beseitigt, aber nicht die Krankheit. (…) Die Mannschaft ist ein Trümmerhaufen, in Cliquen zerfallen, hier die Brasilianer, dort die Spanier, da die übrigen. Und dass Perez den Rauswurf erstmals nicht selbst verkündete, ist ein klares Zeichen dafür, dass diese Situation seine Niederlage ist.“

Aschenputtelgeschichte

Raphael Honigstein (SZ) erzählt das Märchen von Wigan Athletic: „Dave Whelan ist ein ehrgeiziger, unprätentiöser Mann mit Bierbauchansatz, der hinter seiner demonstrativen Hemdsärmeligkeit eine Menge Hirnschmalz versteckt. Jewell erstellt über jeden gegnerischen Spieler seitenlange Dossiers und betont immer wieder die Einfachheit seines 4-4-2-Systems. Von dem neumodischen 4-5-1, das in der Liga wie eine Grippewelle grassiert, hält er nichts. Schon deshalb – und weil er als einziger englischer Trainer im oberen Drittel der Tabelle steht – liebt man ihn auch außerhalb der Stadtgrenzen. (…) Tony Blair bezeichnete den holländischen Kapitän Arjan De Zeeuw kürzlich als seinen Lieblingsspieler der Liga. Eine politisch korrekte Wahl, denn die nette Aschenputtelgeschichte hat längst gesellschaftlich relevante Dimensionen angenommen: Whelan und Jewell haben mit dem Aufstieg den Stolz in eine Ecke des Landes zurückgebracht, die vor kurzem noch der Inbegriff der post-industriellen Ödnis war. Wigans Name flimmert jede Woche auf Millionen von Fernsehern in Asien, Südamerika, Australien. Das macht die Leute glücklich. Wigan, das war in England immer eine Art schlechter Witz, so wie es Castrop-Rauxel in Deutschland ist.“

NZZ: Corinthians brasilianischer Meister, Romario Torschützenkönig

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