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Champions League

Wundertüte

Oliver Fritsch | Freitag, 9. Dezember 2005 Kommentare deaktiviert für Wundertüte

Werder Bremen – Panathinaikos Athen 5:1

Jörg Marwedel (SZ) befasst sich mit den Folgen des Bremer Siegs: „Die Bremer können nach dem zweiten Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse hintereinander die nächste Phase ihrer internationalen Karriere als zweite deutsche Kraft neben dem FC Bayern planen. Schritt eins war die Vertragsverlängerung mit Thomas Schaaf bis 2008. Schritt zwei ist die Versilberung des neuerlichen Imagegewinns. Außer 3,6 Millionen Euro garantierter Einnahmen aus der Achtelfinal-Teilnahme dürfte weiteres Werbegeld fließen, der künftige Trikotsponsor (ein Wettanbieter) wird womöglich etwas drauflegen müssen.“ Sven Bremer (BLZ) fasst Bremens Auf und Ab in der Vorrunde zusammen: „Man wusste nie, was wohl drin sein würde in der Wundertüte Werder. Den FC Barcelona brachten sie in Bremen reichlich in Bedrängnis, in Athen stellten sie sich an wie eine Schülermannschaft, und beim 4:3 gegen Udine zeigte das Team aufs Deutlichste die Mentalität von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Traumhafter Kombinationsfußball wechselte sich innerhalb von 90 Minuten mit Anfängerfehlern ab. Noch wissen sie nicht genau, wo sie sich in Europa einordnen sollen.“

Udinese Calcio – FC Barcelona 0:2

Mehr Mut gegen alle Spielverderber dieser Welt

Markus Lotter (Welt) preist den FC Barcelona und dankt: „Ruhm und Ehre können auch in vermeintlich bedeutungslosen Spielen gewonnen werden. Barcelona hat es vorgemacht und nicht nur an der Weser viele Fans und Anhänger dazugewonnen. Kein Mitleid, wenn Serse Cosmi, Trainer von Udinese, jammert, die Müdigkeit habe sein Team einen Strich durch die Rechnung gemacht und von einer Tragödie spricht. Nein, er hatte zehn Zerstörer – die Bezeichnung ‚Spieler’ ist fehl am Platz – und einen Toreverhinderer aufgeboten und ist dafür im Sinne der Ästheten für sein Catenaccio, diesen Friedhof für Kreativität und Phantasie, zu Recht bestraft worden. Wir wünschen uns mehr Barcelonas. Mehr Mut gegen alle Spielverderber dieser Welt. Gegen alle, denen Fairplay zu anstrengend ist.“

FC Brügge – Bayern München 1:1

Verfrühter Winterschlaf

Christian Eichler (FAZ) vermisst Regung und Tatkraft bei den Bayern: „Der Wintervorrat, den sich die Bayern erarbeitet haben, ist üppig. Aber zuletzt sahen sie so aus, als wollten sie schon jetzt von ihm zehren. Der Meister im verfrühten Winterschlaf? Eher lustlos und nur in den letzten zwanzig Minuten druckvoll, so vergaben die Bayern die Chance, die Vorrunde als Tabellenerster zu beenden (…) Die Reisenden konnten das kleine Ärgernis mit einem Schulterzucken abtun – wie ein Ferrari-Fahrer, der sich in Belgien ein Strafmandat für zu langes Stehen am falschen Platz abgeholt hat und weiß, daß es ihn nicht bis heim nach München verfolgen wird. Selbst Uli Hoeneß fand Verständnis fürs kollektive Umschalten in den Energiesparmodus.“

Benfica Lissabon – Manchester United 2:1

Ohne Autorität

Christian Eichler (FAZ) macht die Flaute Manchesters an Alex Ferguson fest: „Wann man besser aufhört, weil’s nur schlechter wird, diese Erkenntnis fällt in kaum einem Metier so schwer wie im Trainerjob. Von frühauf fremdbestimmt von Zufällen des Balls, Launen der Kicker, Politik der Bosse, lernen Trainer das Festkrallen – und verlernen das Loslassen. Selbst im Erfolg, gerade im Erfolg. Einer, der wie keiner Immunität gegen die Fallen des Fußballalltags gewann, ist dabei, den Absprung zu verpassen. (…) Natürlich bleibt ManU eine erste Adresse. Stadion, Publikum, Kader, Vermarktung sind Weltklasse. Ein schlafender Riese. Es fehlen zwei neue Chefs, einer auf dem Feld, einer auf der Bank, die ihn wecken.“ Raphael Honigstein (taz) mutmaßt über Fergusons Zukunft: „Die sportliche Niederlage wiegt weitaus schwerer. Besonders für Ferguson, den von der Queen geadelten Trainer. Die vorzeitige Demission bleibt ihm nur wegen der eklatanten Führungskrise im Verein erspart. Die Glazer-Familie, die neuen Machthaber bei ManU, traut sich eine so weit reichende Entscheidung noch nicht zu, Geschäftsführer David Gill war schon vor der Übernahme durch die Amerikaner ein konfliktscheuer Zauderer. Sir Alex wird also bis zu seinem Abschied im Sommer als ‚lame duck’ weiterregieren; ohne Autorität, wie ein amerikanischer Präsident im letzten Amtsjahr.“

NZZ: Manchester United büsst an Zauber ein

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