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Bundesliga

Komödienstadl

Oliver Fritsch | Mittwoch, 14. Dezember 2005 Kommentare deaktiviert für Komödienstadl

Immer noch ein bisschen Schalke, und es wird deutlich, dass Ralf Rangnick seinen moralischen Sieg über Rudi Assauer verkleinert hat durch seine Stadionrunde und seine vielen Worte nach der Entlassung. Nun haben die Spieler geredet, Rangnick gerüffelt und Assauer gestärkt, doch Richard Leipold (FAZ) verzieht noch immer seine Schnute: „Rangnick hat sich auf das Feld des Volkstribunen Assauer gewagt hat, aber sein Mut wurde nicht belohnt. Wie gut er auch beraten sein mag: Er vergaß die Strukturen im Verein, die im Vergleich zu früher aufgeweicht sein mögen; die aber immer noch starr genug sind, Assauer als oberste, wenn auch nicht mehr alleinregierende Instanz auszuweisen. (…) Die Spieler kamen zu Wort, zumindest die einflußreichen. Im Kern widersprachen sie Rangnick. Schon deshalb bekam die Doppelveranstaltung Züge eines Komödienstadls. Am Ende blieb bei vielen der Eindruck haften, die Beteiligten hätten viel geredet und doch manches verschwiegen. Hat wirklich nur die als Abschiedsvorstellung gedeutete Ehrenrunde Rangnicks über die nähere Zukunft entschieden?“

Tsp: Spieler fühlen sich von Rangnick im Stich gelassen

Die Welt hat einigen Bundesligatrainern erstaunlich offene Solidaritätsbekundungen entlockt. Thomas von Heesen sagt: „Zwischen einen Manager und seinen Trainer darf kein Blatt Papier passen, sonst kann das nicht funktionieren.“ Peter Neururer kritisiert Assauer: „Rangnick hat Charakter und Rückgrat bewiesen, und das finde ich toll. Endlich mal jemand, der den Strömungen im Verein entgegenwirkt. Daß man ihn dann beurlaubt, spricht doch gegen Schalke, gegen die Protagonisten, gegen Assauer.“

Welt-Interview mit Jürgen Klopp über Rangnicks Ende

Entfremdung

Der VfL Wolfsburg kann sich noch so sehr ins Zeug legen, kann noch so sehr rennen und Geld ausgeben, sie rangieren immer auf Platz 10. In vielen Texten erkennbar wird die Beschreibung einer Spannung zwischen Fans und Verantwortlichen. Viele Kommentatoren lassen sich von dem schadenfrohen Grinsen anstecken, mit der Fußballfreunde die vergebliche Wolfsburger Mühe begucken. „Krawattenträger in der Klemme“, lacht die Financial Times über den erfolglosen, großmundigen Schlipsträger Thomas Strunz in ihr Fäustchen. Steffen Hudemann (Tsp) fasst ein Arbeitsjahr zusammen: „Strunz wird zum Sinnbild der Krise. Der ehemalige Spieler des FC Bayern sollte ein wenig vom Glanz aus München mitbringen. Nach einem Jahr ist mit Strunz vieles anders, aber wenig besser geworden. Die Fans denken wehmütig an den beliebten Trainer Erik Gerets zurück, der im Sommer entnervt aufgab, nachdem er sich mit Strunz überworfen hatte. Stattdessen kam Holger Fach, der vielen zu kühl ist – und zu erfolglos. Auch die Mannschaft hat an Qualität eingebüßt.“ Christian Otto (FTD) verweist auf die Erklärungsnot des Wolfsburg-Sponsors Volkswagen: „Dass sich der VfL im Sommer acht neue Spieler für rund 10 Mio. Euro gekauft hat, jetzt aber erneut im Mittelmaß versinkt, bietet Kritikern vor der Kulisse des VW-Werks eine große Angriffsfläche. Drüben, wo die Bänder laufen, werden Stellen gekürzt, teure Lustreisen aufgedeckt und die Arbeitszeiten verlängert. Hier aber, beim Fußball, gibt Strunz den eleganten Manager und versucht, die Entfremdung zwischen Profis aus aller Welt und Fans aus der niedersächsischen Tiefebene klein zu reden.“

Sackgasse

Freddie Röckenhaus (SZ) berechnet den Abschreibungsverlust Tomas Rosickys: „Für Dortmunds ehrgeiziges Führungsduo Gerd Niebaum und Michael Meier war Rosicky so etwas wie wandelndes Kapital. In einer beispiellosen Bieterschlacht hatte der FC Bayern die Ablösesumme, die aus Dortmunds frischem Börsengang bestritten wurde, in die seinerzeit astronomische Höhe von rund 25 Millionen Mark getrieben. Fünf Jahre und viele Illusionen später sind alle Beteiligten am Nullpunkt angekommen. Rosicky, inzwischen 25, flirtet lustlos damit, sich von Berater Pavel Paska zu Atletico Madrid weiterschieben zu lassen. Der Tabellenzehnte in Spanien ist offenbar die einzige Karte, die der alerte Paska noch spielen kann. Denn die ausdauernd blassen, bisweilen katastrophal lethargischen Leistungen, die Rosickys Auftritte prägen, haben sich herumgesprochen. (…) Insider mutmaßen, dass Rosicky in Dortmund von Anfang mit der falschen Mentalität gestartet sei: ‚Seine Berater haben ihm schon 2000 eingeredet, Dortmund sei nur seine Zwischenstation, auf dem Weg zum Star bei Milan, Real oder Arsenal.’ Diese Grundhaltung habe ihn in die Sackgasse geführt, in der er nun stecke.“

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