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DFB-Pokal

1. FC Kaiserslautern–FSV Mainz 3:4 n.E.

Oliver Fritsch | Donnerstag, 22. Dezember 2005 Kommentare deaktiviert für 1. FC Kaiserslautern–FSV Mainz 3:4 n.E.

Welcher Vorwurf ist Schiedsrichter Weiner zu machen?

Viel Aufregung um ein Eigentlich-Tor beim Elfmeterschießen. Michael Eder (FAZ) stellt fest, dass Wolfgang Wolfs Colt recht locker sitzt: „Jubel und Depression, so hätte das Spiel zu Ende gehen können, doch der High-noon ging noch einmal in die Verlängerung, und als Wolf vor die Fernsehkameras trat, wurde richtig scharf geschossen.“ Tobias Schächter (BLZ) ergänzt: „Wolf versuchte, die in der Pfalz kollektiv als Ungerechtigkeit empfundene Niederlage zu nutzen, um die Fangemeinde auf den Abstiegskampf einzuschwören.“ Frank Hellmann (FR) nimmt den Schiedsrichter in Schutz: „Welcher Vorwurf ist Weiner und seinem auf Höhe der Torlinie postierten Assistenten Kadach zu machen? Dass sie in Realgeschwindigkeit einen aufspringenden Ball, mit wuchtigem Spannstoß mit rund 100 Stundenkilometern vom Elfmeterpunkt abgegeben, nicht dort sahen, wo ihn die Super-Zeitlupe des Fernsehens festhielt?“

Soll Mainz der Moral wegen den Sieg verweigern? Daniel Meuren (FTD) erklärt die Herkunft dieser Frage, die Jürgen Klopp gestellt worden ist und der nicht merkt, dass das ein Kompliment ist: „Es gibt ein Vorbild für Fairplay in einer vergleichbaren Situation: Arsene Wenger erzwang 1999 die Wiederholung des Pokalspiels zwischen seinem Klub und Sheffield United. Seine Mannschaft hatte 2:1 gesiegt, Wenger konstatierte jedoch: ‚Wir haben nicht auf ehrliche Weise gewonnen, wie wir das sonst immer tun.’ Die Unehrlichkeit lag im Verstoß gegen ein ungeschriebenes Gesetz: Sheffield hatte den Ball ins Seitenaus geschlagen, weil einer seiner Spieler verletzt am Boden lag. Arsenal gab den Ball nicht wie üblich zurück. Das Leder kam stattdessen zu Marc Overmars, der unbedrängt das Siegtor schoss. Das verstieß gegen keine Regel, aber gegen das Gebot der Fairness. Wenger hatte die Größe, dem Gegner eine neue Chance zu geben. Das Spiel gewann Arsenal erneut. Mainz, in diesem Jahr dank einer Fairplay-Wertung in den Uefa-Cup gerutscht, sieht keinen Anlass zu einer vergleichbaren Geste. ‚Es ist ja klar, dass wir als das kleine, liebe Mainz 05, das mit großem Herzen gerne alles herschenkt, jetzt so etwas gefragt werden’, hämte Klopp. ‚Uns fragt aber auch keiner, wie viele Fehlentscheidungen uns in dieser Saison Punkte gekostet haben.’ Man kann es auch anders sehen: Kaum einem anderen Verein wäre so ein Ansinnen vorgetragen worden – weil man eben nur tadellosen Sportsleuten ein solches Verhalten zutraut.“

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