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Bundesliga

Vertreibung aus dem königsblauen Paradies?

Oliver Fritsch | Freitag, 20. Januar 2006 Kommentare deaktiviert für Vertreibung aus dem königsblauen Paradies?

Was sagt er, was darf er sagen, hat er was zu sagen, was bedeutet, was er sagt? Über Rudi Assauer und seinen Einfluss lässt sich seit einigen Monaten trefflich spekulieren. Richard Leipold (FAZ) kommentiert Assauers Versetzung ins Präsidentenamt: „Assauer zum Schweigen zu bringen dürfte schwieriger werden, als ihn zum Präsidenten zu befördern, ob er nun auf dem Podium des Presseraumes sitzt oder unweit der Theke steht. Fest steht, daß er nicht mehr das (alleinige) Sagen hat wie einst, als die Zustimmung der Gremien nur Formsache war. Wenn ihm früher, was selten vorkam, jemand widersprach, drohte Assauer im äußersten Fall mit Rücktritt. Diese Drohkulisse etwa erhielt Huub Stevens in zwei freudlosen Jahren den Arbeitsplatz. So ist es schon länger nicht mehr, der Wechsel des Managers auf den Präsidentenstuhl dokumentiert diese Entwicklung nur nach außen. Dennoch wird man von Assauer noch hören. (…) Die Vertreibung Assauers aus dem königsblauen Paradies Schalke scheint noch nicht gekommen. Der Revierverein sehnt sich nach Seriosität, verdankt einen Teil seiner werbewirksamen Identität aber Führungsfiguren wie Assauer.“

Christoph Biermann (SZ) durchleuchtet Schalker Leit- und Streitkultur: „Die Pressemitteilung meldete, dass die Vereinbarung ‚per Handschlag zwischen allen Beteiligten besiegelt’ wurde. So stellt man sich das bei Schalke nämlich immer noch am liebsten vor: Männer, die noch Männer sind, hauen sich zwar vielleicht mal was vor die Birne, aber am Ende steht ein fester Händedruck, und man kann sich wieder offen in die Augen sehen. Was da beschlossen wurde, ist aber nicht nur der Vollzug königsblauer Männlichkeitsrituale. (…) Wahrscheinlich wird man nach vollzogenem Machtwechsel im August feststellen, dass sich so viel gar nicht geändert hat. Der Clou der Personalie ist aber wohl der, dass Assauer fortan für etwas weniger Durcheinander sorgen wird – und dass er leichter gebremst werden kann.“ Stefan Osterhaus (NZZ) hatte vor einer Woche noch geunkt: „Die Meldungen, wonach der Manager wieder einmal entmachtet worden sei, wirken wie jene, die einst über Fidel Castro in den ersten Jahren seiner Regierungszeit kursierten. Inzwischen glauben manche, dass Assauer, ganz ähnlich dem passionierten Cohiba-Anhänger, einen imaginären Schutzwall um sich gezogen hat, vielleicht resultierend aus dem Rauch seiner Zigarre, einem imposanten Format der Marke Davidoff.“

Positiver Eindruck

Roland Leroi (FR) befasst sich mit Jürgen Kohlers Einstand in Duisburg: „Für Kohler ist es die erste richtige Trainerstation. Jetzt will er sich beim Abstiegskandidaten beweisen. Nicht viele trauen ihm das zu. Einerseits weil der Kader, der nur zwölf Punkte holte, vielfach die Bundesliga-Qualität vermissen ließ. Zum zweiten hat sein Ruf gelitten. Als Trainer der U 21 schmiss Kohler nach einem halben Jahr hin, als Sportdirektor von Bayer Leverkusen konnte er danach ebenfalls wenig bewirken. Beim DFB und in Leverkusen sollen sie froh gewesen sein, als er seine Verträge frühzeitig auflöste. Es mag ein Vorurteil sein, denn in Duisburg hinterließ er bislang einen positiven Eindruck.“

Mythischer Ort

Der Bökelberg wird abgerissen, Stefan Hermanns (Tsp) reicht zum Abschied uns die Hände: „Streng genommen war der Bökelberg am Ende nur noch eine Bruchbude; für die Fans von Borussia Mönchengladbach aber war er ein mythischer Ort. Mit dem Abriss des Bökelbergs geht eine Fußball- und Fankultur zu Ende, die es in den neuen, gesichtslosen und komplett durchvermarkteten Fifa-WM-Stadien nicht mehr gibt. Früher, wenn auf dem Bökelberg das Publikum auf den teuren Sitzplätzen zu murren begann, haben die Fans aus der Nordkurve voller Wut ‚Scheiß Tribüne!’ geschrieen. Im neuen Borussia-Park hat das noch niemand gerufen. Warum auch, wenn fast das komplette Stadion aus Tribünen besteht?“

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