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Extreme Beleidigung

Oliver Fritsch | Mittwoch, 25. Januar 2006 Kommentare deaktiviert für Extreme Beleidigung

Karl-Heinz Rummenigge im Interview mit Klaus Hoeltzenbein und Philipp Selldorf (SZ)
SZ: Heribert Bruchhagen hat prophezeit, die Übermacht des FC Bayern werde dazu führen, dass er in den nächsten zwanzig Jahren 16 Mal Deutscher Meister werde. Dürfen wir gratulieren? Oder fehlen da vier Titel?
Rummenigge: Herr Bruchhagen übertreibt – wie immer. Es ist ja nicht das erste Mal, dass er versucht, Stimmung gegen den FC Bayern zu machen. Offensichtlich scheint der Herr sehr frustriert zu sein über seine Lage.
SZ: Handelt es sich um eine persönliche Sache zwischen Herrn Bruchhagen und dem FC Bayern? Oder gibt es da eine ideologische Finanzdebatte mit tieferen Wurzeln in der Liga?
Rummenigge: Grundsätzlich muss ich sagen, dass es kein Land in Europa gibt, wo die Verteilung der Fernsehgelder so solidarisch und sozial abläuft wie in Deutschland. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Die Rechte für die zweite Liga sind diesmal ja erstmals separat ausgeschrieben worden, und da konnte man sehen, dass die zweite Liga von den insgesamt 420 Millionen Euro, die es pro Jahr gibt, knapp 26 Millionen erwirtschaftet, also sechs, sieben Prozent. Fakt ist aber, dass sie durch den neuen Verteilerschlüssel etwa 22 Prozent der gesamten Einnahmen erhalten soll. Da findet also eine starke Subventionierung der zweiten Liga durch die erste Liga statt. Dazu kommt, dass die Absteiger aus der zweiten Liga noch eine Art Fallschirm erhalten, bevor sie in die Regionalliga gehen, genauso die Absteiger aus der ersten Liga. Es gibt kein faireres System als in Deutschland. In Holland greifen die drei großen Klubs – Ajax Amsterdam, Feyenoord Rotterdam und PSV Eindhoven – mehr als 50 Prozent der Gesamteinnahmen ab. Oder Italien, da gibt es riesige Lücken innerhalb der Liga: Chievo kriegt knapp 6 Millionen, und Juventus Turin hat gerade einen Zwei-Jahres-Vertrag geschlossen, der ihnen in zwei Jahren fast 240 Millionen bringt. Mir braucht in der Richtung wirklich keiner einen Vortrag zu halten – erst recht nicht der Herr Bruchhagen.
SZ: Sie scheinen sich nur noch via Medien auszutauschen.
Rummenigge: Was er da von sich gegeben hat, war eine Polemik erster Güte. Vor allem der DFL gegenüber. Wenn er die DFL als ‚Kommission Rummenigge’ bezeichnet, sie als Erfüllungsgehilfen hinstellt, dann ist das eine extreme Beleidigung. Dazu haben sich aber auch alle Beteiligten des Gremiums schon entsprechend zu Wort gemeldet. Aber vielleicht liegt’s auch daran, dass Herr Bruchhagen bei der DFL schon dreimal durch den Rost gefallen ist: Man hat seinen Vertrag als Geschäftsführer der DFL nicht verlängert, dann ist er mit seiner Kandidatur für den Vorstand gescheitert, und sein Antrag auf Erhöhung der Bundesliga auf 20 Klubs ist auch kläglich durchgefallen. Und dann geht er halt auf Bayern München los, weil das Thema populistisch ist und durchaus Freunde in der Öffentlichkeit findet.

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