Deutsche Elf
Attacke
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| Freitag, 3. Februar 2006Die Diskussion über Jürgen Klinsmanns Werben um Bernhard Peters geht weiter, es haben sich einige weitere Kritiker zu Wort gemeldet, etwa aus dem DFB-Präsidium. Christian Hönicke (Tsp) resümiert und verweist auf Peters‘ Vorzüge: „Klinsmann hat endgültig Deutschlands Fußball-Konservatoren gegen sich aufgebracht. Allen voran den Kern des DFB-Apparates, der den fachfremden Fachmann als Attacke auf die eigene Daseinsberechtigung sieht, und die Bild-Zeitung, der die Kontrolle über Deutschlands wichtigste Mannschaft weiter aus der Hand zu gleiten droht. Über dem Aufbegehren gegen Peters thront die Angst, selbst das nächste Opfer der Reformen zu werden oder zumindest persönliche Nachteile daraus zu ziehen. Sportlich betrachtet spricht wenig gegen Peters’ Verpflichtung. Er hat ein erfolgreiches Talentförderungssystem entwickelt und die Trainerausbildung bedeutend weiterentwickelt. Das alles kann dem deutschen Fußball, der seit Jahren Probleme mit dem Nachwuchs und altvorderen Trainingsmethoden hat, nur behilflich sein.“
Grundsatzdebatte
Michael Horeni (FAZ) erläutert die besondere Tragweite des Streits: „Die Diskussion klingt wie alle anderen schrillen Diskussionen um Änderungen in der Klinsmann-Ära. Tatsächlich aber tragen die Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten und Reformern im deutschen Fußball, wer denn nun diesen bisher unbekannten und noch immer ziemlich vage skizzierten Arbeitsplatz einnehmen soll, erstmals die Züge einer Grundsatzdebatte. Denn die Entscheidung weist womöglich weit über die Klinsmann-Zeit hinaus. (…) Zwar mehren sich die Zeichen, daß der Bundestrainer tatsächlich gewillt ist, sein amerikanisch-deutsches Fußball-Doppelleben auch nach der WM weiterzuführen. Doch selbst wenn Klinsmann seine kommenden Jahren als Bundestrainer plant, das letzte Wort über seine sportliche Zukunft wird erst bei der WM gesprochen. Und falls die deutsche Mannschaft früh ausscheiden sollte, wird eben nicht nur der Bundestrainer sein hohes Ziel verpaßt haben. Seine zahlreichen Kritiker, das läßt sich angesichts der tiefen Gräben im deutschen Fußball leicht vorhersagen, dürften dann auch gleichzeitig das gesamte Konzept Klinsmann für gescheitert erklären. In der Personalfrage Peters geht es nicht zuletzt darum, was beim DFB vom Reformer Klinsmann wirklich bleiben soll.“
Was macht eigentlich Paul Kirchhof?
Klaus Hoeltzenbein (SZ) wünscht sich Sachlichkeit, um aus dem Eingabe von Außen Nutzen und Erkenntnis zu ziehen: „Technischer Direktor ist nicht irgendein Amt, wer es besitzt, steigt zu einer Art Chefideologe des deutschen Fußballs auf. Ohne schon heute ein Urteil über die Qualität der Personalie Peters abzugeben, wäre es immer hilfreich zu erfahren, wie Hockeyspieler zu Weltmeistern wurden – doch es ist absehbar, auf welchem Niveau die Debatte fortschreiten wird: Trainiert Ballack nun Strafecke statt Elfmeter? Polemik, deren Tiefenwirkung allein vom Verlauf der WM abhängt. (…) P.S.: Was macht eigentlich Paul Kirchhof?“
Fußball ist so derartig verbohrt
Tibor Weißenborn (BLZ), Hockey-Nationalspieler, empfiehlt Peters: „Fußball ist die Sportart Nummer eins in Deutschland und so derartig verbohrt. Da heißt es: Nur Fußballer könnten Fußball richtig verstehen. Die sollten mal ein Risiko eingehen. Einfach mal jemanden nehmen, der eine andere Sicht auf den Sport hat. Peters ist ein absoluter Fachmann, was Sport angeht. Er hat eine klare Linie, und die zieht er durch. Und er ist immer weiter gegangen mit der Technik, mit der Wissenschaft. Er hat einen Psychologen ngeführt und einen Fitnesstrainer, der unseren Laufstil verbessert hat. Dann sind im Hockey ja so Sachen wie Ecken sehr wichtig. Er hat uns Helmkameras aufgesetzt – durch die konnten wir sehen, wie die Spieler auf das Tor gucken und wie auf den Ball. Wir sind den Sport sehr wissenschaftlich angegangen, wir haben alle Möglichkeiten ausgereizt, irgendwo noch eine kleine Verbesserung zu finden.“
FAZ: DFB vor Zerreißprobe: Sammer contra Peters
Tsp-Portrait Peters
Bildstrecke deutsches Trikot, sueddeutsche.de
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