Bundesliga
VfL Wolfsburg-Borussia Mönchengladbach 2:0
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| Dienstag, 7. Februar 2006Karriere-Friedhof für Hochbegabte
Javier Cáceres (SZ) erklärt den Wolsburger Sieg mit der Trennung von Andres d‘Alessandro: „Klaus Augenthaler lobte, dass seine Mannschaft sich auf klassische Tugenden wie Aggressivität, Zweikampfstärke, Lauf- und Einsatzbereitschaft besonnen habe. Damit ist es jetzt zwar tendenziell wieder aufregender, den Werktätigen des VW-Konzerns beim Autoschrauben zuzuschauen als den Filial-Mitarbeitern beim Fußballspiel. Andererseits sind damit endlich wieder die Grundlagen für Erfolgserlebnisse geschaffen. Neben der starken Leistung der Stürmer hatte Augenthaler vor allem das ‚kompakte Mittelfeld‘ gefallen – wer wollte, konnte diese Äußerung durchaus gen Portsmouth wenden, wohin sich vor wenigen Tagen Spielmacher d‘Alessandro verabschiedet hatte (ohne dabei umhin zu kommen, dem Wolfsburger Programmheft die putzige Schwindelei aufzutischen, er habe vom Tabellenvorletzten der Premier League ‚ein Angebot bekommen, das ich nicht ausschlagen konnte‘).“ Stefan Osterhaus (NZZ) blickt nochmal zurück: „Sie haben ihn abgeschoben nach England, weg zum FC Portsmouth, einem Karriere-Friedhof für Hochbegabte. Vor ein paar Jahren kickte Robert Prosinecki dort, gestrandet nach einer Odyssee durch Europa – jener Kroate, den viele für den Spielmacher einer neuen Epoche hielten. Jetzt darf sich der kurzbeinige Argentinier über den Acker in Südengland schleppen, rackern und fighten. Er muss all das tun, was nicht seinem Naturell entspricht. Vor zweieinhalb Jahren kam er nach Wolfsburg in die niedersächsische Prärie. Wolfsburg wäre Ödland, gäbe es nicht diese Weltfirma, die auf enge Weise mit dem heimischen VfL verknüpft ist und deren Name allein dafür sorgt, dass Wolfsburg nicht in einem Atemzug mit Plettenberg und Erkelenz genannt wird. Es klappte nicht. Bald glaubten viele, sie seien einem Scharlatan aufgesessen, angereist mit einer imponierenden Trickkiste, darin lauter Knallfrösche, die zwar Effekt, aber keine Wirkung erzielen. (…) D‘Alessandros Havarie ist auch ein Symptom für Raffgier und Unverhältnismässigkeit. Sehr hoch wollten sie hinaus in Wolfsburg. Gehätschelt von der VW-Zentrale, errichteten sie aber eine Ruine für millionenschwere Privatsubventionen. Zahlreich die Irrwege, auf denen sich der Wolfsburger Fussball bewegte. Der frappierendste vielleicht: Es braucht bloss ein wenig Geduld und finanzielle Potenz, um sich an der Spitze zu etablieren. Geschichtslosigkeit, so glaubte man in Wolfsburg, spiele keine Rolle.“
Sportlich und finanziell mit dem Rücken zur Wand
Matthias Wolf (FAZ) fasst die Kritik an Hertha und ihrem Manager zusammen: „Dieter Hoeneß sieht derzeit alles andere als gut aus, auch im Vergleich mit seinem erfolgreichen Bruder. Manche Hertha-Probleme will auch Dieter Hoeneß nicht abstreiten. Zu verzagt und zu verkrampft spiele seine Mannschaft, sagt er, ohne über die eigene Mitschuld zu sprechen. Das ist bemerkenswert, schließlich gilt Hoeneß als der mächtigste Manager in der Liga, auch wenn er das bestreitet und ein Heer von Mitarbeitern anführt, die angeblich mit viel Verantwortung ausgestattet sind. Doch eine solche Ämterhäufung wie in Berlin gibt es nirgendwo. Hoeneß hält nichts von Cäsars Motto ‚Teile und herrsche‘ und bekleidet zwei Vollzeitjobs: Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung und läßt sich in den sportlichen Part (auch von seinem mit den Hufen scharrenden Lehrling Michael Preetz) nicht hineinreden (…) Hertha, das mit einer unattraktiven Spielweise nur dank Unzulänglichkeiten der Konkurrenz noch auf Rang 5 der Bundesliga liegt, steht derzeit sportlich und finanziell mit dem Rücken zur Wand. Während der Verein auf der Suche nach frischem Geld den Kapitalmarkt sondiert, scheint bei den Fans jeglicher Kredit einer mausgrauen Equipe aufgebraucht – bis auf den formschwachen Paradiesvogel Marcelinho.“
Apfel und Birne – Michael Rosentritt (Tsp) vergleicht Marcelinho mit Michael Ballack: „Veranlagung ist das eine, Verführbarkeit das andere. Marcelinho braucht ein intaktes Umfeld und eine stabile, gefestigte Mannschaft, um aufzublühen. Ballack ist psychisch weit kühler und daher robuster. Allein seine Präsenz auf dem Platz stärkt seine Mitspieler, reißt sie mit. Ballack ist ein Leader, eine Führungsfigur. Dass Marcelinho einmal eine ähnliche Rolle spielen könnte, diese Hoffnung haben sie bei Hertha längst aufgegeben. Ballacks Führungsanspruch stellt in München noch nicht einmal das von ihm zuletzt hingehaltene Management in Frage. Bis heute lässt Ballack den FC Bayern München im Unklaren darüber, ob er seinen auslaufenden Vertrag verlängern wird. Real, Chelsea oder doch Manchester? Ballack lässt eine Frist nach der anderen verstreichen und denkt gar nicht dran, seine Planungen der Öffentlichkeit mitzuteilen. Kritik prallt an ihm nicht nur ab, sie scheint ihn sogar zu beflügeln.“
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Großmannsucht
Klaus Teichmann (FTD) begründet den Sturz Kaiserslauterns in der Zuschauergunst und in der Tabelle durch schwere Fehler in der Vergangenheit: „Die traditionellen gesellschaftlichen Bindekräfte lassen allgemein nach, doch das Sterben des ‚FCK-Mythos’‘ hat seine ganz speziellen Gründe. Im Abstiegsjahr 1996 war die Wallung im 100.000-Einwohner-Städtchen noch groß – eine ‚Region stirbt‘, wurde düster prognostiziert. Auch beim Pokalsieg im selben Jahr, dem Wiederaufstieg und dem sensationellen Meister-Coup im Folgejahr stiftete der FCK noch die kollektive Identität. Doch von da an ging es bergab. Meistermacher Otto Rehhagel präsentierte den Franzosen Youri Djorkaeff mit den Worten: ‚Euer Trainer hat euch einen Weltmeister gekauft‘. Die Großmannsucht von ‚König Otto‘ stieß dem FCK-Anhang schnell sauer auf. Das Spielerkarussell drehte sich fortan so schnell, dass bei manchem Fan die Identifikation mit den ‚Betze-Buben‘ litt. Besonders die Spieleragentur Rogon von Mario Baslers Schwager Roger Wittmann spielte dabei eine unrühmliche Rolle. Mehr als zehn Rogon-Verträge mit einem Gehaltsvolumen von 30 Millionen Euro hatte Jäggi bei seinem Dienstantritt 2002 gezählt. Durchschnittliche Kicker wurden überteuert durch den Verein geschleust, hieß es, und die Protagonisten würden sich die Taschen füllen. Seit Wochen tobt nun ein Kampf zwischen Jäggi und dem Umfeld der Rogon-Fraktion – für den Sommer hat der Vorstandsvorsitzende seinen Rücktritt terminiert. Der Chefsanierer dämmte mit dem Rauswurf einiger Profis auch den Einfluss der Rogon-Agentur ein. Ereignisse, die in ihrer Summe dann doch etwas zu viel sind für die Pfälzer Fußballseele.“
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