WM 2006
Ökonomisch betrachtet, ist der Schwarzmarkt effizient
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| Mittwoch, 8. Februar 2006Hanno Beck (FAZ/Wirtschaft 5.2.) befasst sich mit der Preispolitik im Ticketing: „Zu hoch darf der Preis nach Ansicht des Komitees nicht sein. Vermutlich steht dahinter der Gedanke, daß ‚echte‘ Fans eben nicht soviel für Tickets zahlen können und daß eine Weltmeisterschaft mit zu hohen Ticketpreisen rasch als ‚Bonzen-WM‘ einen erheblichen Imageschaden erleiden könnte – was den ‚Produktionsfaktor‘ Fußballfan abschrecken könnte. Man will aus einem Turnier, das nur Platz für eine begrenzte Anzahl von Zuschauern hat, eine Volksveranstaltung machen, wohl auch um den Charakter des Fußballs als Volkssport zu wahren. Die Folgen dieser – auch verteilungspolitisch motivierten – Entscheidung sind lehrbuchmäßig: Die Nachfrage liegt deutlich über dem nach oben unflexiblen Angebot, weswegen es zu einer Mangelwirtschaft à la DDR kommt. Das knappe Kontingent an Karten muß rationiert und per Dekret zugeteilt werden. Das Komitee hat sich zu einem Verteilungsmechanismus entschlossen, der fair ist, da jeder die gleichen Chancen hat: Die Tickets werden verlost. Doch auch diese Lösung hat ihre Tücken. Eine Lotterie, bei der so attraktive Werte verlost werden und die darüber hinaus auch nichts kostet, zieht auch den Nichtfußballfan an. Er wittert die Gelegenheit, seine bei der Lotterie günstig gewonnenen Karten zum echten Marktpreis weiterzuverkaufen – im Volksmund nennt man dies dann Schwarzmarkt. Ökonomisch betrachtet, ist ein solcher Schwarzmarkt effizient, denn die Karten werden dann genau an jene Fußballbegeisterten verkauft, die sie am meisten zu schätzen wissen und deswegen am meisten bezahlen. Die Gewinner der Lotterie haben ihren Gewinn quasi versilbert, und am Ende der Veranstaltung wurden die Karten dann doch zum Gleichgewichtspreis unters Volk gestreut. (…) Unter dem Strich steht dann ein altbekanntes Ergebnis: Wer den Preismechanismus – aus welchen Gründen auch immer – außer Kraft setzt, muß mit einer Fülle von Folgewirkungen und -interventionen rechnen, welche die ganze Veranstaltung dann noch ineffizienter machen; ‚Ölflecktheorie‘ nennt man das in der Literatur. Bleibt zu hoffen, daß das WM-Komitee auf dieser Ölpfütze nicht ausrutschen wird.“