WM 2006
Absicherung
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| Samstag, 11. Februar 2006Thomas Maron (FR/Seite 3) kommentiert das angebliche Ziel Wolfgang Schäubles, Soldaten an die Polizei abzuordnen: „Entscheidend ist, dass ein solcher Einsatz den Weg zum eigentlichen Ziel des Bundesinnenministers frei machen würde, ähnlich wie im Homeland-Security-Konzept der Vereinigten Staaten die Armee als nationale Sicherheitsreserve aufzubauen. Die SPD muss prüfen, ob sie dies mittragen will – auf Kosten ihrer Glaubwürdigkeit.“ Die FAZ spekuliert: „Man fragt sich allmählich, was der Innenminister beabsichtigt, da die SPD doch hinreichend deutlich gemacht hat, daß sie bei einem bewaffneten Einsatz im Inneren nicht mitmachen würde (von der FDP ganz zu schweigen, deren Einverständnis für eine Grundgesetzänderung indirekt für eine Zweidrittelmehrheit im Bundesrat nötig ist). Ein Erklärungsmuster lautet: Schäuble will sich absichern. Wenn, was niemand wünscht, ein Anschlag passierte, könnte er darauf verweisen, er habe schon immer gewarnt, die SPD aber habe seine Vorschläge torpediert. Diese Strategie ginge auf Kosten des Koalitionspartners, was dessen Gereiztheit erklären würde.“
SZ: Bayerns Innenminister Beckstein beharrt darauf, die Bundeswehr auch für polizeiliche Maßnahmen einzusetzen
Wohl dem, der einen Stadtrat in der Familie hat
Bernd Dörries und Ralf Wiegand (SZ/Wirtschaft) greifen die Empörung über Tickets für Kommunalpolitiker auf: „Für den gemeinen Fußballfan sind die Hürden hoch, eines der 64 WM-Spiele zu erleben. Von Anfang an war jedes der 3,07 Millionen Tickets ungefähr so überzeichnet wie die Startup-Aktie einer IT-Firma zur Boomzeit des Neuen Marktes. Wohl dem, der einen Stadtrat in der Familie hat – die Chancen auf WM-Karten steigen dann exorbitant. Ein großzügiges Vorkaufsrecht hat etwa die Stadt Hannover ihren 64 Ratsfrauen und -herren eingeräumt. Jeder Kommunalpolitiker bekam die Möglichkeit, je zwei Karten für alle fünf Spiele in der niedersächsischen WM-Arena zu erwerben. Zehn Karten pro Person – im freien Verkauf unter Fifa-Bedingungen entspräche das einem Sechser im Lotto, wahrscheinlich mit Zusatzzahl. (…) Der missgünstige Streit um die gut 24.000 kommunalen Tickets scheint angesichts der Größenordnung des Sonderkontingents ohnehin reichlich überzogen. Zum Vergleich: Offizielle WM-Sponsoren, im Fifa-Jargon ‚Partner und Förderer‘ genannt, erhalten Zugriff auf insgesamt 490.000 Eintrittskarten und finden zum Teil wirklich kuriose Wege zur Weitergabe. So veranstaltet der Reifenhersteller Continental schon seit einem Jahr ein eigenes Fußballturnier mit 350 Mannschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dem Sieger winken zwanzig, dem Finalisten immerhin noch zehn WM-Tickets. Teilnahmeberechtigt waren allerdings laut Ausschreibung nur Teams ‚aus Reifenhandel und Autohausgeschäft‘.“
Desaster
Die DAB-Bank hat vor vier Jahren ihren Kunden Karten für die WM 2006 versprochen, wenn sie einen Fonds kaufen; heute kann sie ihre Zusicherung nicht einhalten. Die FAZ schüttelt mit dem Kopf, auch über die Art, wie die DAB den Vorfall aus der Welt zu räumen versucht: „Die Idee erwies sich damals als Selbstläufer. Doch wie peinlich ist nun das Eingeständnis, die versprochenen Tickets nicht liefern zu können. Wie ärgerlich ist das für die betroffene Kundschaft. Und wie unverschämt ist der Hinweis der Bank, es doch wieder mit dem offiziellen Losverfahren zu versuchen. Derzeit versucht die DAB, den Vorgang auf kleiner Flamme zu halten. Der Vorstand bleibt in der Deckung. Doch das wird nicht gelingen: Das Thema der Vergabe der WM-Tickets ist emotional aufgeladen. Zu besichtigen ist ein Lehrstück in mißlungener Kommunikation. Eine Bank, die ihr Versprechen nicht hält – da gibt es nichts zu beschönigen. Wie schnell kann aus einer schönen Vermarktungsidee ein Desaster werden.“
FAZ/Hintergrund: DAB-Bank – 1.000 Fußballfreunde sollt ihr sein
Die Geschädigten haben einen Website erstellt, auf der sie ihre Forderung und den Dialog mit der DAB veröffentlichen.
SZ: Obwohl sich die Fifa als Gegner des Tabak-Konsums geriert, soll die Weltmeisterschaft zur Raucher-WM werden