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Internationaler Fußball

Verschwendungssucht und Größenwahn

Oliver Fritsch | Dienstag, 14. Februar 2006 Kommentare deaktiviert für Verschwendungssucht und Größenwahn

Tobias Schächter (SZ) führt die Finanzkrise von Galatasaray Istanbul auf Fehler der Vereinsführungen zurück: Der Klub, auf dessen Haupttribüne sich reiche Geschäftsmänner und die Söhne und Töchter des Istanbuler Hochadels tummeln, steht sportlich mit vier Punkten Rückstand hinter Titelverteidiger Fenerbahce erstaunlicherweise auf Platz 2. Der wirtschaftliche Niedergang des vor fünfeinhalb Jahren noch so stolzen Europapokalsiegers ist die Geschichte von Verschwendungssucht und Größenwahn. Im Wettlauf um Ruhm und Anerkennung mit den beiden anderen großen Istanbuler Vereinen Fenerbahce und Besiktas pulverten Präsident Özhan Canaydin und seine Vorgänger Unsummen in abgehalfterte ausländische Stars. Das Ansehen des Klubs ist inzwischen stark beschädigt. Galatasaray benehme sich wie ein Bettler, schreiben Kolumnisten. Auf seiner Homepage und in den Medien rief der Klub zu Spenden auf (…) Die Krise Galatasarays passt ins traurige Bild, das der türkische Fußball derzeit abgibt. Kein Verein ist noch in den internationalen Bewerben vertreten; die Nationalelf, vor vier Jahren noch WM-Dritter, verpasste unrühmlich die WM in Deutschland.“

Affinität

Jean-Marie Lanoë (NZZ) befasst sich mit dem Grenzverkehr in Monaco: „Wo Spieler überdurchschnittlich gut verdienen (steuerfrei) und aufgrund des moderaten Zuschauerinteresses kaum eine öffentliche Erwartungshaltung wahrnehmbar ist, wird die Selbstgenügsamkeit zum hartnäckigen Begleiter. Der Trainer muss darum gerade an diesem Ort ein Verfechter von Disziplin sein. Und dies wird vom jetzigen Trainer durchaus verkörpert: Nach einem Interregnum durch den schon oft eingesprungenen Nothelfer Jean Petit übernahm im letzten Herbst der Italiener Francesco Guidolin den Platz an der Seitenlinie. Guidolin ist an seinem neuen Arbeitsplatz weiter auf seine Muttersprache angewiesen: Neben zwei Physiotherapeuten und dem Torhütertrainer stehen drei italienische Spieler im Kader – mit durchaus klangvollen Namen: der Keeper Flavio Roma und die Stürmer Marco Di Vaio und Christian Vieri. Der italienische Einschlag hat im Fürstentum Tradition. So war der Gründer Monacos vor rund 700 Jahren ein Italiener (Francesco Grimaldi), und die Italiener stellen den zweithöchsten Bevölkerungsanteil. Diese Affinität manifestierte sich im Fussball schon unter dem letzten Präsidenten, Jean-Louis Campora, unter dem der Spieler-Verkehr ins Nachbarland bereits beträchtlich war.“

Interessenverband von Schwerverdienern

1:2 gegen Juventus Turin – Birgit Schönau (SZ) notiet dennoch den Fortschritt Inter Mailands: „Roberto Mancini ist es gelungen, Inter nach Jahren der Dürre wieder ganz oben mitspielen zu lassen, auf gleichem Niveau mit dem Lokalrivalen AC Mailand. Er hat aus einer Truppe von hoffnungsvollen Talenten (Adriano, Martins) und frustrierten Altstars (Figo, Veron) nebst verdienten Kämpen ohne Allüren (Zanetti, Cordoba Stankovic) eine Mannschaft konstruiert, die sich als konkurrenzfähig erweist, obwohl der schwerreiche Patron Massimo Moratti die Spendierhosen abgelegt hat. Juventus aber spielt in dieser Saison in einer anderen Klasse – unerreichbar, unschlagbar, eine Mannschaft wie aus einem Guss.“ Peter Hartmann (NZZ) hingegen findet: „In der Inter-Kabine war nach der Niederlage der Teufel los. Der Serbe Stankovic schloss seine Kollegen ein, Türen zersplitterten. Nun beginnen die Prozesse: Adriano, der Brasil-Star, hat in acht Spielen nicht mehr getroffen. Der Nigerianer Martins kehrte im Zustand völliger Konfusion vom Afrikacup zurück. Veron hinkte schon nach 31 Minuten hinaus und hat seine Heimkehr nach Argentinien angekündigt. Vielleicht ist dies die Wahrheit über diese Inter- Mannschaft, die auch diesmal den Sprung nach ganz oben nicht schafft: Sie hat keine Identität. Es handelt sich um eine Gladiatorentruppe, einen Interessenverband von Schwerverdienern, ausgewählt nach der Hitparade, und niemand schien zu merken, dass im Spiel gegen Juventus elf Söldner auf den Platz liefen, alles Ausländer, kein einziger Italiener. Fabio Capello atmet auf. Er verabschiedet sich in diesen Tagen stundenweise aus dem Fussballzirkus und kommentiert für die RAI das olympische Eishockeyturnier. Auch darin ist er ein Experte. Sein Entdecker Silvio Berlusconi schickte ihn, bevor er ihm den ersten Trainerjob bei Milan anvertraute, auf einen Ausbildungskurs quer durch sein Imperium. Zwei Jahre managte Capello das Mailänder Eishockeyteam Mediolanum.“

Tsp-Spielbericht Inter–Juve (1:2)

NZZ: Das letzte Old-Firm-Derby für Rangers-Manager McLeish

NZZ: Barça nach der Niederlage in Valencia unter erhöhtem Druck

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