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Ball und Buchstabe

Gewalttäter Sport

Oliver Fritsch | Donnerstag, 16. Februar 2006 Kommentare deaktiviert für Gewalttäter Sport

Iris Hellmuth (SZ) kommentiert das Versäumins der Regierung und des DFB, ihre Zusage einzuhalten, eine Ombudsstelle für Fans zu gründen: „Die schleppende Art, mit der Bundesinnenministerium und DFB mit dem Projekt umgehen, macht deutlich, wie gering die Lobby von Fußballfans in Deutschland ist. Bis heute gibt es bei Stadionverboten kein Anhörungsrecht für Fußballfans. Der Münchner Student Simon Müller bekam dies im vergangenen Jahr besonders hart zu spüren: Weil er auf einer Toilette des Mönchengladbacher Stadions einen Aufkleber anbrachte, erteilte ihm der Verein ein bundesweites Stadionverbot für ein Jahr. Grundlage dieser Praxis ist eine DFB-Richtlinie aus den neunziger Jahren. Erst durch die Vermittlung eines Fanprojekts wurde das Verbot auf ein örtliches reduziert. Seit Jahren weisen Fanpädagogen auf die zunehmende Willkür hin, mit der Vereine die Höchststrafe Stadionverbot verhängen. Etwa 2.000 bundesweite Verbote gibt es zurzeit, die Tendenz sei ‚mit ziemlicher Sicherheit steigend‘, heißt es beim DFB. Doch fraglich ist, ob wirklich die Gewalttätigkeit der Fans zunimmt oder die Bereitschaft der Vereine, die Verbote zu erteilen. Die Datei Gewalttäter Sport zählte vor einem Jahr 6.000 Einträge, mittlerweile sind es 7.200. Um in die Datei aufgenommen zu werden, reicht laut Verordnung die ‚bestimmte Annahme‘, dass ’sich die Person zukünftig im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen an Straftaten von erheblicher Bedeutung beteiligen wird‘. Was dies bedeutet, liegt allein im Ermessen von Beamten und Stadionordnern. Dabei sind die Konsequenzen eines Dateieintrags enorm: So kann jedem ‚Gewalttäter Sport‘ an der Grenze die Ausreise verweigert werden – ohne dass jemals ein rechtsstaatliches Verfahren gegen ihn eingeleitet worden wäre. Ob ein Fan in der Datei gespeichert ist, erfährt er nur auf Nachfrage. Doch wie kann ein Fan im nachhinein noch seine Unschuld beweisen? Eine Ombudsstelle wäre ein sinnvoller Ort, all diese Fragen noch vor der WM zu besprechen. Doch es sieht so aus, als müssten sich die deutschen Fußballfans noch länger gedulden.“

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