Bundesliga
Intrigant
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| Samstag, 18. Februar 2006Zwei Verrisse, wie man sie selten liest, schreibt heute die Berliner Zeitung über Mirko Slomka und Falko Götz. Als Grundlage der Kritik dient jeweils eine Recherche in den alten Vereinen der beiden Trainer, Tennis Borussia Berlin (Slomka) und 1860 München (Götz). Matthias Wolf (BLZ) misstraut dem Lächeln und der Höflichkeit Slomkas: „Slomka wirkte vor fünf Jahren als Trainer bei Tennis Borussia. Sein Name steht mit für den Niedergang von TeBe. Und schon damals war seine scheinbar nette Art auch und vor allem eiskaltes Kalkül. In Gelsenkirchen heißt es aus sicherer Quelle, Slomka sei schon längere Zeit vor der Ablösung von Ralf Rangnick häufiger alleine zum vertrauten Gespräch im Büro von Andreas Müller gesehen worden. Der Teammanager ist inzwischen der starke Mann auf Schalke und präsentierte mit Slomka überraschend den bisherigen Assistenztrainer als Chef. Eine Variante, auf die Assauer ‚nie gekommen wäre‘, wie er auf einer Pressekonferenz süffisant mitteilte. Rangnick sagt mittlerweile, er sei enttäuscht und werde nie mehr mit Slomka zusammen arbeiten. Dieser habe nur zu genau von den Intrigen hinter seinem Rücken gewusst.“
Charmeur
Heinz-Wilhelm Bertram (BLZ) wirft Götz Blendung und schlechte Menschenführung vor: „Bei 1860 München wirkte Falko Götz aufgesetzt und maskenhaft – er hinterließ eine beachtliche Liste der Verfehlungen. (…) Der Anfang vom Ende war, als Götz damit begann, die talentierten Jungen im Team – Benjamin Lauth, Andreas Görlitz und Daniel Baier – beim ersten Leistungsknick öffentlich zu kritisieren und so zu demontieren. Obwohl Götz doch beste Gelegenheit hatte, dem nur 500 Meter entfernt beim FC Bayern arbeitenden Ottmar Hitzfeld zu lauschen. ‚Junge Spieler darf man nie öffentlich kritisieren‘, lautete eine seiner Hauptregeln. Speziell Lauth wurde von Götz zum Versuchskaninchen auf verschiedenen Positionen degradiert. Der Angreifer versank später lange Zeit in einem bodenlosen Formtief. Zu einem gravierenden Problem wurde auch das Verhältnis zwischen den jungen und den älteren Spielern. Götz hatte nämlich, wohl ohne es zu bemerken, längst einen Konflikt der Generationen im Team entfacht, der zu einem regelrechten Bruch innerhalb der Mannschaft führte. Viel mehr, als die Spieler es verkrafteten, war Götz zudem damit beschäftigt, den Götz in sich zu überspielen. Einen anderen Menschen vorzugeben, als den, der er wohl war. Spieler beklagten später, sie hätten sich häufig argwöhnisch beobachtet gefühlt, eine fast detektivische Motivation hätte ihren Trainer umgetrieben. Noch die Rechtschaffensten sahen sich alsbald in der Rolle von obrigkeitlich Beäugten. Es fiel vielen bald auf, dass Falko Götz gerne den Charmeur gab, wenn die Öffentlichkeit in der Nähe war.“
Erleichterung
Oliver Trust (FAZ) misst einen Temperaturanstieg in Kaiserslautern: „Die unerschrockenen Nachwuchskicker machen dem großen Kreis arrivierter, jedoch vielfach glückloser Durchschnittsspieler im Lager des FCK gehörig Druck. Und mehr. Der Klub, dessen Verhältnis zu seiner Kundschaft nach zahlreichen Affären nachhaltig litt und immer mehr von lähmendem Desinteresse geprägt war, kann die große Lücke langsam schließen. Die Erleichterung ist unübersehbar. Endlich tauchen wieder Figuren auf, mit denen sich die Fußballfreunde in der Pfalz identifizieren können. Die Fanforen im Internet jedenfalls sind voller hoffnungsfroher Einträge. Selbst ein Abstieg erscheint manchem angesichts des Potentials des Nachwuchses nicht mehr ganz so aussichtslos traurig. Langsam steigt die Neugier auf Fußball bei den Menschen im Südwesten wieder, die dem Verein in Scharen noch vor kurzem den Rücken kehrten.“
Altkleidersammlung
Große Klappe – und einiges, im Moment, dahinter. Jörg Marwedel (SZ) befasst sich mit Peter Neururer: „Der ‚Freund der Bild-Zeitung‘ (Neururer über Neururer) hat Stadt und Klub aufgemischt, denn er sagt oft und gern seine Meinung, und seine Freunde vom Boulevard machen daraus große Buchstaben. Nicht allen gefällt das im Klub, Geschäftsführer Karl-Heinz Vehling hat neulich etwas indigniert bemerkt: ‚Einen Neururer muss man sich leisten können.‘ Und wenn Neururer mal wieder seinen Lieblingsgegner Jürgen Klinsmann attackiert, sorgt sich der Boss so sehr um das 96-Image, dass er dies sogleich als ‚private Meinung‘ des Trainers deklariert. Der wiederum kann keinen Widerspruch darin erblicken, dass er den Bundestrainer unlängst schalt, weil dieser Thomas Brdaric nicht mehr zur Nationalelf einlud und er selbst Brdaric eine Woche später auf die Ersatzbank verbannte. (…) Hannover spielt nicht viel schöner, seit er da ist. Manchmal fällt das Team gar zurück in alte Mechanismen, die Spötter ‚Ewald-Lienen-Gedächtnisfußball‘ nennen.“ Aus der Welt erfahren wir: „Seit mehr als acht Monaten bekommen die Spieler von Hannover 96 internationales Flair hautnah vermittelt. Wenn die Profis auf Reisen gehen, tragen sie schwarze Trainingsanzüge mit rot-orangefarben abgesetzten Ärmeln. Das sind die Farben des italienischen Erstligaklubs AS Rom, dessen Altkleidersammlung vom gemeinsamen Ausrüster Diadora an Hannover weitergereicht wurde.“
FAZ-Interview mit Neururer: „Ich habe den Traum noch nicht aufgegeben, daß ich irgendwann mal deutscher Meister werde“
NZZ: Im Internet zählt der FC Bayern München zu den Pionieren, er hat sich dort ein neues Geschäftsfeld erschlossen