Deutsche Elf
Das, wofür wir heftig kritisiert worden sind, hat sich bewährt
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| Mittwoch, 22. Februar 2006Joachim Löw im Tagesspiegel-Interview über Ablehnung Bernhard Peters‘ durch den DFB und die Torwartfrage
Tsp: Ist die sportliche Leitung noch beleidigt, dass sie Ihren Kandidaten Peters nicht durchsetzen konnte?
Löw: Nein, wir waren nie beleidigt.
Tsp: Das war aber der Eindruck.
Löw: Die Art der Entscheidung ist uns etwas aufgestoßen. Die Leute beim DFB, die eingeweiht waren, waren begeistert von unserem Vorschlag. Aber plötzlich war das Thema in der Öffentlichkeit. Vielleicht haben wir die Sache nicht gut genug vorbereitet. Wir wären das Thema gerne offensiv angegangen.
Tsp: Haben Sie den Verband mit Ihren Änderungen überfordert?
Löw: Wieso? Nach der EM 2004 haben doch alle Veränderungen gefordert – in der Mannschaft und in ihrem Umfeld. Sämtliche Innovationen der Ära Klinsmann waren wichtig. Da kann man sich jetzt nicht hinstellen und sagen: Wir mussten schon so vieles abnicken. Uns hat dieses Verhalten ein bisschen geärgert. Die Entscheidung selbst respektieren wir. Wir sind sicher, dass sich Matthias Sammer richtig in die Aufgabe reinkniet.
Tsp: Könnte das schwierige Verhältnis zwischen Klinsmann und Sammer ein Problem für den deutschen Fußball werden?
Löw: Ich hatte immer den Eindruck, dass beide sich ganz gut verstehen.
Tsp: Sammer hat gesagt, dass der deutsche Fußball seine Identität wiederfinden muss.
Löw: Das ist ja richtig. Wir brauchen insgesamt eine bessere Physis. Wir waren darin einmal führend. Physis ist wichtig, genauso wie Einsatz und der Glaube an sich selbst. Das müssen wir wieder herausstellen – gepaart mit System, Taktik, guter Ausbildung und verbesserter Technik. Jede Nation steht für eine Art von Fußball. Wir standen immer für Power. Aber uns fehlen ein paar Dinge, damit wir uns dauerhaft in der Weltspitze etablieren. Wir haben deshalb in eineinhalb Jahren eine Philosophie erarbeitet. Jetzt kommt noch der Input von Sammer hinzu. Er soll mal seine Ideen vorstellen und dann müssen wir entscheiden. (…)
Tsp: Was ist mit Christian Wörns? Er hatte kritisiert, dass er zuletzt nicht nominiert wurde.
Löw: Es gab mit ihm eine klare Aussprache. Wir haben von Beginn an klar gemacht, dass wir sehr auf Charaktereigenschaften der Spieler achten – auf Seriosität, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Toleranz und Respekt. Intern sind wir immer bereit, über alles zu reden. Wir fordern das sogar von unseren Spielern. Aber eine der Regeln ist: Man äußert sich nicht öffentlich negativ über einen Mitspieler, über den DFB oder über Entscheidungen der Trainer. Von Christian Wörns sind ein paar despektierliche Äußerungen gegen Robert Huth gekommen. Wir haben ihm gesagt, dass er keine Qualifizierung von Spielern vorzunehmen hat. Das machen die Trainer.
Tsp: Hängt die Entscheidung, wer bei der WM im Tor steht, Oliver Kahn oder Jens Lehmann, davon ab, wie die Abwehrkette davor bestückt ist?
Löw: Es gibt verschiedene Punkte, nach denen wir entscheiden. Klar ist eines: Das, wofür wir heftig kritisiert worden sind, der offene Konkurrenzkampf, hat sich bewährt. Wir haben beiden Torhütern die Chance gegeben, möglichst gleich viele Spiele zu machen. Beide sind in ausgezeichneter Verfassung, sie haben sich gegenseitig hochgezogen. Natürlich gibt es Spannungen, wenn einer 35 ist, immer auf hohem Niveau spielt und sich plötzlich dem Konkurrenzkampf stellen muss. Aber das ist doch gut, wenn ein bisschen Zündstoff reinkommt.
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