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Espanyol Barcelona–Schalke 04 0:3

Oliver Fritsch | Samstag, 25. Februar 2006 Kommentare deaktiviert für Espanyol Barcelona–Schalke 04 0:3

Nur sporadisch auf höchstem Tempo

Ronald Reng (SZ) wartet auf den nächsten Schritt Kevin Kuranyis und den nächsten Schritt Schalkes: „Sein Auftritt gab dem Ausschluss aus der Nationalelf den Schein einer Episode. Kuranyi ist mit fast 24 Jahren nun an jener Schwelle angelangt, die nationale Talente von der Extraklasse trennt. An diesem Sprung scheitern die meisten. Kuranyi, wunderbare Ballführung, faszinierende Übersicht in der Hitze der Schlacht, hat bislang weder die Konstanz noch die Intensität erkennen lassen, dass es bei ihm anders, dass es bei ihm besser kommen könnte. Obwohl erst ein halbes Jahr für Schalke aktiv, steht er schon stellvertretend für seine Mannschaft. Sie lässt nun schon seit einiger Zeit auf den Schritt von einer guten zu einer sehr guten Elf warten. Schalke macht immer wieder Hoffnung. Der Uefa-Cup wäre ein idealer Wettbewerb, sie endlich einzulösen. Es ist der Cup der guten Hoffnung, im kleineren Europapokal können bescheidene Vereine durch Innovation oder Teamarbeit Erfolge feiern – und hier hat die Bundesliga in den vergangenen Jahren besonders ihren Abschied aus der Spitzenklasse offenbart. Dieses Jahr könnten die beiden verbliebenen deutschen Teams den Pokal gewinnen. Doch während der HSV durch die Systematik im Spiel schon viel von einem Siegerteam hat, bleibt Schalke wieder nur das Potenzial: eine immens talentierte Elf. Sie zehrte auch in Barcelona gegen einen biederen Gegner mehr von momentanen Eingebungen als von automatischen Spielzügen, dem Merkmal wirklich großer Teams. Schalke spielt mit Esprit, technisch stark, aber schlampig. Und was ein besonders trauriges Kennzeichen der Bundesliga geworden ist: nur sporadisch auf höchstem Tempo. Schon wird Mirko Slomka gepriesen, weil Schalke unter ihm wieder gewinnt. Bisher allerdings hat er nur das Potenzial geweckt – an diesem Punkt war vor einem Jahr auch Rangnick angelangt. Was fehlt, ist der große Sprung.“

Richard Leipold (FAZ) bespricht die Leistung Kuranyis vor der Hintergrund seiner Nichtnominierung: „Für das Bewerbungsverfahren um einen Platz im Aufgebot für die Weltmeisterschaft kommt es Kuranyi zupaß, daß sein Klub weiter auf der internationalen Bühne auftritt. Insofern könnte das Spiel in Barcelona über den Tag hinaus wirken, auch mit Blick auf das persönliche Fortkommen des Stürmers. In schwierigen Zeiten ist Slomka zum wichtigsten Bewerbungs- und Bewährungshelfer für Kuranyi geworden. Im Einvernehmen mit Teammanager Andreas Müller ließ der Trainer nie einen Zweifel daran, wer im Schalker Angriff an Nummer eins gesetzt ist, mag er zwischendurch auch manches Tal durchschreiten.“

Hamburger SV–FC Thun 2:0

Viel Willen

Frank Heike (FAZ) beleuchtet die gute Perspektive der Hamburger: „Nicht wenige haben nun das Gefühl, dieser HSV könne ganz weit kommen und mit ein bißchen Glück sogar das Endspiel erreichen. Denn wie die Hamburger bislang die Gegner im zweiten europäischen Wettbewerb aus dem Weg geräumt haben (und der Weg war lang, denn er begann ja schon im Sommer im UI-Cup), zeugt zwar nicht von spielerischer Klasse, aber doch von viel Willen. Und Geld hat der HSV auch verdient: die Sondereffekte aus dem Uefa-Cup haben die Transfers von Ailton und de Jong ermöglicht.“

FC Middlesbrough–VfB Stuttgart 0:1

Gewonnen, verloren und trotzdem irgendwie gewonnen

Raphael Honigstein (SZ) schreibt über den Stuttgarter Zwiespalt und eine seltsame englische Regelunkenntnis: „‘Auswärtstore zählen doppelt, wir können bestätigen, dass Boro in der Runde der letzten 16 ist!‘, verkündete der Stadionsprecher nach 90 Minuten glücklich. Diese Feststellung war noch mal wichtig. Der VfB Stuttgart hatte gewonnen und den einen oder anderen Besucher im Riverside Stadion zwischenzeitlich arg ins Grübeln gebracht. ‚Sind wir nun weiter oder nicht, wenn es so bleibt?‘, hatte ein Lokalreporter seinen Kollegen in der Pause gefragt. In Middlesbrough, dem farblosen Städtchen im farblosen Nordosten Englands, ist man noch nicht so vertraut mit den Gesetzen des Uefa-Cups. Man spielt erst zum zweiten Mal international. Die Stuttgarter aber wussten gleich Bescheid: Sie hatten auf der Insel gewonnen (das Spiel), verloren (die Runde) und trotzdem irgendwie gewonnen – vom Gefühl her. (…) Es war ein dermaßen einseitiges Spiel, dass die Zuschauer ihre Kicker mit Buhrufen in die Pause schickten. Das kommt in England selten vor. Leider bauten die Schwaben in der zweiten Hälfte ab. Speziell leide man unter der mangelnden Konditionsarbeit in der Trapattoni-Ära, deuteten Spieler und Trainer an, ohne den Namen des Italieners zu nennen.“ Die jüngste Vergangenheit hole den VfB ein, meint auch Mathias Schneider (StZ): „Dass in Middlesbrough nach 45 Minuten ein massiver Leistungsabfall zu beobachten war, lässt sich nicht allein mit dem schweren Boden begründen. Zwar lassen sich trotz der nun ausbleibenden englischen Wochen mehr Trainingsreize setzen, im Bezug auf Grundlagenausdauer ist der Einfluss allerdings beschränkt. So wird Armin Veh bis zu einem gewissen Grad den Mangel verwalten müssen. Zuletzt bleibt die Frage nach der Eigenverantwortlichkeit der Spieler. Während Babbel und Meißner offen Trapattonis Arbeit anprangern, sind Profis wie Soldo der Meinung, die Spieler hätten die daraus resultierende Freizeit nutzen sollen, um in Eigenregie an ihrer Fitness zu arbeiten. Soldo legte deshalb die eine oder andere Sonderschicht an freien Tagen ein. Andere verfügten nicht über eine ähnlich unangefochtene Stellung wie der Kapitän und trauten sich nicht, am Trainer vorbei Extraeinheiten durchzuführen. Vor allem wer nach dem offiziellen Teil noch gezielt an Defiziten mit dem Ball arbeiten wollte, stieß auf Argwohn und Ablehnung im Trainerkreis. Training war demnach nur heimlich am Trainer vorbei möglich, ein paradoxer Zustand.“

Rapid Bukarest–Hertha BSC Berlin 2:0

Unsouveränes Krisenmanagement

Ronny Blaschke (StZ) schmunzelt über die Dünnhäutigkeit der Berliner in schwierigen Zeiten: „Wieder einmal zeigt sich, dass die Problembewältigung der Hertha-Verantwortlichen die Probleme eher verschärft. Dieter Hoeneß redet sich die erbärmlichen Leistungen in der Öffentlichkeit so lange schön, bis er wohl selbst daran glaubt, dass alles zum Besten steht. Anders als sein Bruder Uli verliert er selten ein kritisches Wort über seine Politik und deren Fehler. Seine Analysen reichen vom Anpfiff bis zum Abpfiff, diese Verschleierungstaktik schürt den Missmut der Fans und verschafft den Spielern ein Alibi. Intern, so berichten Klubangestellte, schlägt er dagegen oft einen rauen Ton an. Für die Stimmung unter den Mitarbeitern ist das nicht gerade förderlich. Auch kritische Journalisten werden gelegentlich rüde zur Räson gerufen, nicht nur von Hoeneß, auch der Pressesprecher Hans-Georg Felder verschickt gerne Beschwerde-SMS oder scheucht die Reporter vom Vereinsgelände. Vor allem die drei Berliner Boulevardblätter BZ, Bild und Kurier revanchieren sich täglich mit Lästereien. Es sind die Konsequenzen des unsouveränen Krisenmanagements. Hoeneß, der sich so sehr nach Ruhe sehnt, erzeugt durch sein Temperament aber nur noch mehr Geräusche. Doch nicht nur dem Machthaber wachsen die Probleme anscheinend über den Kopf, auch Trainer Falko Götz, der vorerst mit einer Arbeitsplatzgarantie ausgestattet wurde, lässt in schweren Zeiten die Geradlinigkeit vermissen. Beobachter, die seinen Weg schon bei 1860 München verfolgt haben, erkennen nun in Berlin viele Parallelen.“ Wie geht’s weiter mit Hertha, Michael Jahn (BLZ)? „Die einst anerkannte Arbeit von Trainer Götz mit den zahlreichen eigenen Talenten, die in der Jugend-Akademie ausgebildet wurden, ist ins Stocken geraten. Wegen der vielen Disziplinlosigkeiten, die sich die Profis zuletzt in Stress-Situationen leisteten, hat Götz zum Ausbilden –kaum noch Zeit. Der Trainer hat Mühe, wegen der hausgemachten Spielsperren immer wieder eine neue Mannschaft zusammen zu stellen. Er weiß genau, dass er nicht nach neuen Profis rufen kann. Die Schuldenlast lässt das nicht zu. Zwei, drei Jahre, so die internen Schätzungen, wird Hertha benötigen, um sich wirtschaftlich zu stabilisieren. Wer soll da große Lust spüren, nach Berlin zu kommen?“

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