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WM 2006

Null-Toleranz-Marketing und Null-Transparenz-Politik

Oliver Fritsch | Montag, 6. März 2006 Kommentare deaktiviert für Null-Toleranz-Marketing und Null-Transparenz-Politik

Kampf gegen Ambush-Marketing, Einschränkung und Bevormundung der Medien, Eingriff in Recht und Politik – Thomas Kistner (SZ-Magazin) fühlt sich und Deutschland bedroht durch die langen, starken Arme der Fifa: „Deutschland droht, ein Ausrichter ohne großen Einfluss zu werden. Die Republik, die sich als ‚Land der Ideen‘ präsentieren wollte, hat sich in ein frustriertes Fifa-Land verwandelt: Alles dreht sich um Marken und Rechte, es wird gestritten, gedroht, geklagt. ‚Wenn die Fifa so weitermacht‘, warnt Uli Hoeneß, ’schafft sie es, die WM in Misskredit zu bringen.‘ Dabei hatt Gerhard Schröders fußballselige Regierung der Fifa die wichtigsten Rechte schon während der Bewerbung garantiert. Der Weltverband erhob dreiste Forderungen, die sogar nationales Recht aushebeln. Wer nicht spurt, braucht gar nicht zu kandidieren, lautete die Ansage – und Berlin kuschte. In diesem Klima wurde Servilität gegenüber der Fifa auch zur ersten Pflicht für alle Kommunalpolitiker. Es geht ja um Deutschland, die depressive Nation und ihre laue Wirtschaft sollen am Ball genesen wie einst im Berner Wunderjahr 1954. (…) Die Fifa besitzt die WM, sie hält das Monopol am beliebtesten Sport des Erdballs. Sepp Blatter, ihr Boss, der gern Schauspieler geworden wäre, predigt auf allen Bühnen der Welt darüber, dass schon der Fötus im Mutterleib kickt und schielt nach dem Friedensnobelpreis. Nicht ganz in diese heile Welt passt nur das Treiben des Schweizer Korruptionsermittlers Thomas Hildbrand, der im November Blatters Präsidnetenbüro durchsuchen ließ. Derweil drehen seine Manager für das immer selbe Produkt alle vier Jahre an der Preisschraube. Dieses Privileg lässt sich schamlos ausreizen, die Fifa paart ihr Null-Toleranz-Marketing mit einer Null-Transparenz-Politik in eigener Sache. (…) Dabei lehrt auch diese WM, dass das Event vor nichts mehr Schutz bräuchte als vor den Fifa-Bossen selbst. Etwa vor Jack Warner, Vizepräsident aus Trinidad/Tobago, der tausende Tickets für seine Insel in die eigene Tasche zu wirtschaften versuchte. Doch Blatter braucht den mafiösen Warner, der ihm stets so verlässlich die Wählerstimmen in der Karibik besorgt.“

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