Deutsche Elf
Nicht länger zu entschuldigen
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| Dienstag, 7. März 2006Zum ersten Mal hat Franz Beckenbauer seinen Ärger über Jürgen Klinsmann geäußert und ihm wegen der Abwesenheit beim Fifa-Workshop in Düsseldorf eine „schlechte Kinderstube“ bescheinigt. Das ist grünes Licht für die Bild-Zeitung, die auf den gesenkten Daumen des mächtigsten Deutschen (und ihres Kolumnisten) nur gewartet hat; sie darf heute endlich Klinsmanns Entlassung zum Thema machen. So viel zur Unabhängigkeit dieser Gazette. Die FAZ, von Harald Schmidt in der Sport Bild letzte Woche wegen ihrer angeblichen Nähe zu Klinsmann gerügt, eher: der Nähe des Klinsmann-Biographen und FAZ-Redakteurs Michael Horeni, die FAZ also spielt heute ungewohnt laute Töne. Roland Zorn wirft Klinsmann schlechten Charakter vor: „Wer es bisher noch nicht wußte, braucht in Zukunft nicht mehr daran zu zweifeln: Jürgen Klinsmann interessiert sich zuerst für sich und sein eigenes Wohlergehen – erst danach kommt seine Gemeinschaftsaufgabe. Daß dieser blanke Egoismus bei denen besonders schlecht ankommt, die sich gern für mehr Menschen als nur für die eigene Sache in die Pflicht nehmen lassen, ist nachvollziehbar. Wenn der frühere Teamchef Beckenbauer einem seiner Nachfolger jetzt eine schlechte Kinderstube unterstellt, dann wiegt dieses Urteil schwer, muß doch gerade Klinsmann auch einen erzieherischen Anspruch im Umgang mit den Nationalspielern glaubwürdig erfüllen. Diesen Maßstab aber verfehlt der schon als Spieler stark auf sich selbst fixierte Trainer-Anfänger mehr und mehr. Bei allem vielleicht notwendigen Durchrütteln alter Strukturen im DFB: Wenn sich am Ende die eigene Verantwortung für einen Job mit einem besonders ausgeprägten Anforderungsprofil auf punktuelle Deutschland-Besuche beschränkt, die gelegentlich auch kommerziellen Nutzen abwerfen, ist das enttäuschend. Wer ein überzeugender Bundestrainer sein will, darf erst gar nicht um Termine feilschen. Klinsmann hätte dieser Tage einfach dasein müssen, ohne jede Diskussion. (…) Wer allen modernen Kommunikationsmöglichkeiten zum Trotz nicht mitbekommt, daß persönliche Gemeinschaftsaufgaben ab und zu mehr verlangen als gelegentliche Mailbox-Ansagen aus der Tiefe des meerumrauschten pazifischen Raums, verrät Kommunikationsdefizite. Sie wiegen im Fall Klinsmann so schwer, daß sie nicht länger zu entschuldigen sind.“
Kein Respekt
Auch Thomas Kilchenstein (FR) kritisiert Klinsmann: „Es wirft kein gutes Bild auf den WM-Gastgeber, wenn Klinsmann der Besprechung der Trainer fernbleibt. Seine Anwesenheit wäre ein Zeichen von Respekt gegenüber den Kollegen, sie würde Stil und Verantwortung vermitteln. Deutschland richtet die WM aus, da hätte es der Anwesenheit des ersten (Fußball-)Mannes allein aus Gründen der Höflichkeit bedurft. Aber Klinsmann hat für diese Dinge kein Gespür, mehr noch: Sie sind ihm nicht wichtig genug (…) Es brennt an vielen Ecken drei Monate vor der WM, und die Ich-AG Klinsmann tut wenig dafür, die Feuerchen klein zu halten.“ Thomas Haid (StZ) blickt auf den DFB: „Spätestens sein Heimflug weist auch auf ein Führungsproblem im DFB hin. Denn der Verband ist der Arbeitgeber von Klinsmann, und wenn es so bedeutsam ist – warum haben die Funktionäre dann nicht einfach auf der Teilnahme des Trainers bestanden? Das würde jeder Chef in jedem gesunden Betrieb mit jedem Angestellten machen. Aber der DFB tat nichts. So entsteht der Eindruck, dass Klinsmann frei schalten kann.“
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