Internationaler Fußball
Erfolg abseits der großen Fußballwelt
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| Dienstag, 7. März 2006Alexander Hofmann (FAZ) nimmt die Meisterschaft des FC Sidney unter Pierre Littbarski zum Anlaß, über den australischen Fußball zu berichten: „42.000 Fans – eine Traumkulisse für den Fußball in Australien, der lange ein Mauerblümchendasein im Schatten von Rugby und Kricket gefristet hatte. Die A-League mit nur acht Teams von Perth im Westen bis zum mehr als 7.000 Kilometer entfernten neuseeländischen Auckland hat das Spiel mit Fußball wiederbelebt. Sydney hatte in der Saison im Schnitt 16.000 Zuschauer, die gesamte Liga 11.000, ein gewaltiger Fortschritt zu den 4.000 Fans in der von ethnischen Spannungen zerrissenen alten Spielklasse. Daß sich die Nationalmannschaft erstmals seit 1974 wieder für eine Weltmeisterschaftsendrunde qualifizierte, hat dem oft verspotteten Sport zusätzlichen Schwung verliehen. Im Endspiel in Sydney standen sich die gegensätzlichsten Teams der Liga gegenüber: hier der Glamourklub mit Littbarski, dem ehemaligen Manchester-United-Spieler Dwight Yorke und Hollywoodstar Anthony LaPaglia als Vorstandsmitglied und Teileigner des Vereins aus der größten Stadt Australiens, in dessen Sponsorenlogen sich oft Wirtschaftsgrößen oder Sportler wie Schwimmstar Ian Thorpe tummeln. Dort die Mariners aus dem Städtchen Gosford, gut 50 Kilometer nördlich von Sydney, wo viele Menschen zu Hause sind, die es sich nicht mehr leisten können, im teuren Sydney zu leben. (…) Littbarski hat nach harten Trainerlehrjahren in Japan, als Helfer von Berti Vogts in Leverkusen und als Chef in Duisburg endlich den erhofften Erfolg erzielt, wenn auch etwas abseits der großen Fußballwelt.“ Ronny Blaschke (SZ) ergänzt: „Die Klubs haben kaum Sponsoren, sind abhängig von Eignern. Und die wichtigste Einnahmequelle fehlt: das Fernsehen. Während große australische TV-Kanäle sich Australian Football 500 Millionen Euro kosten ließen, darf der Pay-TV-Sender Fox Sports Fußball umsonst übertragen. Meldungen in den Zeitungen lassen sich nur mit der Lupe finden. Dieser zaghaften Zuneigung steht die innige Liebe zum Nationalteam gegenüber, die sich zum zweiten Mal nach 1974 für eine WM qualifizieren konnte. Im frei empfangbaren TV spielen nur die Nationalelf und die zumeist englischen Klubs der Nationalspieler eine Rolle. Da hilft es wenig, dass fast eine Million Kinder und Jugendliche in Australien selbst kicken. Irgendwann wechseln die meisten doch zu Rugby und Cricket. (…) Der Gewinn der Meisterschaft ist eine Motivationshilfe im Kampf gegen die Strandmentalität.“
NZZ: vom Madrider Derby