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Leidenschaft
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| Donnerstag, 9. März 2006Wir und die Schalker müssen uns den US Palermo in etwa wie die Gallier vorstellen – Dirk Schümer (FAZ): „Das kleine, stets vollbesetzte Stadio Renzo Barbera in Palermo ist bei den reichen Fußballprofis Norditaliens berüchtigt. Wo Schalke heute antritt, verstehen die Tifosi ihren Lieblingssport noch als Lebensleidenschaft. Während die Tribünen in Mailand und vor allem bei Juventus Turin oft gähnend leer bleiben, feiern die heißblütigen Sizilianer ihre Helden nach Herzenslust und verunsichern die Nobelkicker mit Gusto. Auf der größten Insel des Mittelmeers hat man auch allen Grund zur Freude. Dreißig Jahre dümpelte der Klub immer nahe der Pleite in den unteren Ligen herum, bis 2003 der norditalienische Unternehmer Maurizio Zamparini das Potential des fußballerischen Brachlandes erkannte und seine Millionen nach Palermo transferierte. Hier gelang dem Patron, was ihm in sieben Jahren als Besitzer von Venezia verwehrt blieb: Palermo verhinderte nicht nur den Abstieg, sondern zog auf Anhieb in den Uefa-Pokal ein. Die Leidenschaft der Tifosi und das Geld von Zamparini passen prächtig zusammen. Mit seinem Erfolgsklub ließ sich der harte Friulaner zuletzt zum stellvertretenden Ligapräsidenten wählen. Seine Lieblingsbeschäftigung dort ist das Ärgern der arrivierten Bosse der Großvereine. Mit dem sanften Ölmilliardär Massimo Moratti oder den arroganten Managern von Juventus Turin legt sich Zamparini ebensogerne an wie mit Silvio Berlusconi, dem Zamparini mit guten Argumenten einen Interessenkonflikt als Politiker, Inhaber der Fernsehrechte und Chef des AC Mailand vorwirft. Gegen die Milliardäre des Fußball-Establishments bietet der Selfmademan Zamparini ein imposantes Vermögen auf: Gut 700 Millionen Euro hat er beim Verkauf einer von ihm selbst aufgebauten Supermarktkette erlöst, aber für den europäischen Spitzenfußball ist das immer noch ein eher bescheidenes Sümmchen.“