Champions League
Vergiftet und gelähmt
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| Donnerstag, 30. März 2006Arsenal–Juventus Turin 2:0
Markus Lotter (Welt) goutiert den Auftritt Arsenals: „Es raubte einem den Atem, wie Arsenals Talente den italienischen Rekordmeister vor allem im zweiten Spielabschnitt beherrschten. Souverän in der Abwehr, die in der Champions League zum siebten Mal in Folge ohne Gegentor blieb und damit den Rekord des AC Mailand egalisierte; überlegen im Mittelfeld dank der taktischen Finesse von Wenger, dort fünf anstatt vier Spieler aufzubieten; und im Sturm mit dem unbändigen Henry, der Fouls durch den Gegner wie Majestätsbeleidigungen wirken läßt. Wie Spinnen knüpften die ‚Gunners‘ mit Kurzpässen und Dribblings ein Netz um die Turiner. Juventus wirkte wie vergiftet, wie gelähmt vom Hochgeschwindigkeitsfußball des Rivalen. (…) Wenger scheint der Umbruch im Zeitraffer zu gelingen.“
Opfer
Raphael Honigstein (FR) ergänzt und streicht die Leistung Jens Lehmanns heraus: „‘Guten Tag!‘, sagte Robert Pirès zu den Journalisten, als Mitternacht nicht mehr fern war. Ja, man kann schon mal durcheinander geraten, wenn so schnell gespielt wird, dass die Uhr nicht mehr mitkommt, Pirès erging es nicht viel anders als der so genannten Alten Dame aus Turin, die von den flinken Londoner Jungs unversehens bis aufs Nachthemd ausgezogen worden war. Wenige Minuten vor dem Ende waren Mauro Camoranesi und Jonathan Zebina ob der eigenen Blöße gar so beschämt gewesen, dass sie sich vorzeitig in die Umkleide schicken ließen – beide werden im Rückspiel fehlen, ebenso wie der unglückliche Patrick Vieira, der gegen seinen 18-jährigen Nachfolger, den überragenden Cesc Fábregas, erst kein Land und dann noch die gelbe Karte sah. Er ist im Rückspiel gesperrt. Vielleicht ist es besser so für ihn. Vieira, der langjährige Arsenal-Kapitän, wurde bei seiner Rückkehr von den Rängen mit Sprechchören gefeiert. Lange hielt er sich in den Zweikämpfen merkwürdig zurück. Ob es die Angst vor der Verwarnung war oder eine ungewollte Rücksicht auf die alten Kameraden? Es war nicht mehr herauszufinden. Seine 1,91 Meter jedenfalls wirkten hinterher ganz klein im Regen, er schlich traurig an den Mikros in der Mixed Zone vorbei, um sich beim VIP-Ausgang von Freunden trösten zu lassen. Beim kunstvollen, am Ende sogar begeisternd herausgespielten 2:0 hatte er nur als Opfer eine Hauptrolle gespielt. (…) Dass Jens Lehmanns aktives, vorausschauendes Spiel die Nachwuchsakteure lenkt und ihnen zusätzliche Sicherheit gibt, war deutlich zu spüren. Mögliche Parallelen zur Situation der deutschen Nationalelf dürften Jürgen Klinsmann kaum entgangen sein.“
Pro Lehmann
Frank Hellmann (FR) tipt auf Lehmann: „Wer jüngste Aussagen im Torwart-Theater interpretiert, wer die besonderen Verquickungen seziert, der sammelt immer mehr Indizien dafür, dass Klinsmann den offensiveren Stil Lehmanns bevorzugt. Nach der aktuellen Spurensuche spricht mittlerweile nicht nur nach Ansicht von Arsène Wenger mehr für Lehmann als für Kahn.“
FAZ: Arsenal 2006, ein Jahrgang für Champagner-Fußball
NZZ: Juve an den Rand der Selbstzerstörung gedrängt – Arsenal vor der Wiedergeburt eines grossen Teams
NZZ-Bericht Lyon-Milan (0:0)
SZ: Scharfe Rhetorik, verschärfte Prozesslust: Der Kampf der „G14“ mit Fifa und Uefa um die Verteilung der Fußball-Milliarden eskaliert
Tsp: Gegen Rassismus im Fußball wird zu wenig getan
Rund/zeit.de: Robert Huth am Lügendetektor
Zeit-Debatte: Haben wir den richtigen Bundestrainer? Pro und Contra