Internationaler Fußball
Aus Träumen wächst Demut
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| Montag, 3. April 2006Real Madrid, trotz dem 1:1, Lichtjahre von Barcelona entfernt – Ronald Reng (FR): „Real erstritt sich das Unentschieden so wie auch der Elfte oder Letzte der Liga versuchen, in Barcelona zu überleben: Mit allen Mann in der eigenen Hälfte, im epischen Abwehrkampf. In der bewegten Geschichte dieses Duells war dies nur der Abend der billigen Effekte. So ging ein Meisterschaftskampf zu Ende, der nie einer war. Vertreten durch Real, hat Barças Konkurrenz ihren diesjährigen Standard endgültig nachgewiesen: Die Primera Division, zwischen 1999 und 2004 die beste Liga der Welt, hat Niveau verloren. Wer Außenseiter liebt, mag sich am Drittplazierten Osasuna erfreuen, aber international höchste Güte hat die Elf ebenso wenig wie Valencia. Villareal kennt Konstanz nicht. Und Real? Ach, Real. Einige Tage vor dem Spiel war Cicinho ins Training gekommen und hatte zu Beckham gesagt: ‚Ich habe von Ronaldinho geträumt.’ Und zusammen hatten sie sich ausgemalt, wie sie gegen Barças Weltfußballer eines dieser Spiele liefern würden, die man nicht vergisst. War das der größte Erfolg: Dass es in dieser desillusionierten Elf nach drei Jahren ohne Trophäe noch Spieler gibt, die träumen? Aus Träumen wuchs eine neue Demut: Seit einer Ewigkeit spielte Real nicht mehr so diszipliniert, so geordnet, so bedingungslos defensiv wie jetzt. Real mangelt es weiterhin an Richtung und Verstand, das demonstrierte Roberto Carlos. Wie er sich bereits in 25. Minute wegen Schiedsrichterbeschimpfung die Rote Karte abholte, war keine Dummheit. Es war: Verrat am Teamgedanken. Keine Spitzenelf kann auf Dauer so viel blinde Passagiere durchschleppen wie es diese Elf noch immer muss: Von Zinedine Zidane kein Lebenszeichen, Raúl, ein Schatten, auf der Ersatzbank, Beckham mit seinem chronischen Rückenleiden kämpfend. Ob der neue Präsident Fernando Martin der richtige Mann ist, eine neue Dynastie zu gründen, darf bezweifelt werden, nicht nur weil er sich als Immobilienhändler mit den müden Helden seiner Elf geschäftlich verbunden hat; gute Kunden wirft man schwerlich raus. Auch offenbarte er eine erstaunliche Weltfremdheit, als er verkündete, Reals neuer Trainer werde einer der sieben namhaftesten Trainer der Welt, wie Arsène Wenger oder José Mourinho – von denen jedoch wird kaum einer zu bekommen sein. (…) Für Barça war es nur ein clásico light, koffeinfrei.“
Keine Herausforderung
Paul Ingendaay (FAZ) fügt hinzu: „Es lag an dem vielgeschmähten Ronaldo, daß die Ehre des neunfachen Champions-League-Gewinners gerettet wurde. Nach einem Paß von Baptista nahm der übergewichtige Stürmer Tempo auf wie ein Büffel, gewann das Laufduell gegen Motta und überlistete Barcelonas Torhüter Valdes mit einem sehenswerten Heber. Mehr hat der krisengeschüttelte, seit 2003 titellose Klub in diesen Monaten nicht zu bieten. Hier und da ein Glanzlicht, ein Aufflackern alter Kunst und Leidenschaft. Doch kein Denken an eine kontinuierliche Saisonleistung, schon gar nicht an epische Duelle mit den besten Mannschaften Europas. Angesichts dieser deprimierenden Situation ohne Aussicht auf Besserung wirken die Sorgen beim FC Barcelona geradezu luxuriös. Längst hat sich herumgesprochen, daß die Rijkaard-Elf einen atemraubend schönen Fußball spielt, und das ist nicht allein das Verdienst des international hochdekorierten Ronaldinho. In der manchmal leeren Brillanz des Brasilianers liegt sogar einige Gefahr, wenn es gegen disziplinierte, kompromißlose Widersacher geht. Ein halbes Dutzend Freistöße aus idealer Entfernung schoß Ronaldinho entweder in die Wolken oder in die Mauer. Da stellt sich der Verdacht auf Verspieltheit und sträfliche Lässigkeit ein. Vermutlich bietet die Primera Division für die Katalanen einfach keine geeignete Herausforderung.“
NZZ: Remis der Paradoxe
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