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Deutsche Elf

Klinsmann wirkt überzeugt von dem, was er tut

Oliver Fritsch | Mittwoch, 5. April 2006 Kommentare deaktiviert für Klinsmann wirkt überzeugt von dem, was er tut

Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp im Interview mit Daniel Stolte (Welt)
Welt: Sie leben in den USA. Ihr Amtskollege aus dem Fußball Jürgen Klinsmann wird aus dem gleichen Grund regelmäßig und viel kritisiert.
Krupp: In den dreieinhalb Monaten meiner Amtszeit habe ich sogar festgestellt, daß es grundsätzlich ein Vorteil ist, als Bundestrainer nicht in Deutschland zu leben. Denn würde ich jeden Tag sämtliche deutschen Zeitungen lesen, würde mich das sicher zu einem gewissen Grad in meinen Entscheidungen beeinflussen. Ich bin mir sicher, Jürgen geht es genauso.
Welt: Haben Sie mit ihm schon mal über dieses Thema gesprochen?
Krupp: Nein, wir haben uns bis jetzt noch nicht kennengelernt. Ich würde aber gern, denn ich erkenne Parallelen zwischen uns. Allerdings sitzt er im Vergleich mit mir auf einem riesigen Pulverfaß.
Welt: Würden Sie als Fußball-Bundestrainer auch in den USA wohnen bleiben?
Krupp: Wenn ich, wie es bei Klinsmann wohl der Fall ist, den Job unter diesen Voraussetzungen angetreten hätte, dann in jedem Fall. Klinsmann wirkt überzeugt von dem, was er tut. Er bleibt seiner Linie auch gegen Widerstände treu. Das finde ich zunächst gut. Ob es auch richtig ist, weiß man aber erst später. Jedenfalls wird der Job, den er macht, weltweit respektiert – sogar hier in den USA, wo Fußball bestimmt nicht zum Tagesgeschehen zählt.
Welt: Das klingt, als ob Sie all zu negatives Denken der Deutschen beklagen? Überhaupt wirken Sie, typisch amerikanisch, immer positiv gestimmt und vorwärts denkend. Klinsmann ist ähnlich.
Krupp: Vieles davon ist antrainiert. Ich bin in dieser Hinsicht ein Produkt meiner Karriere, meiner Umgebung und der Trainer, die ich hatte. Ich habe auch noch nie ein Team erlebt, das ohne diese Einstellung erfolgreich war. Deshalb komme ich trotzdem manchmal nach Hause und trete den ersten Stuhl um, der mir in den Weg kommt. Aber das müssen meine Spieler nicht sehen. Joe Sakic begrüßte mich bei Olympia immer noch als ‚Sauerkraut‘, was ein Wortspiel ist für den manchmal negativ gestimmten Deutschen, der ich früher war.
Welt: Klinsmann will auch von Trainern anderer Sportarten lernen. Halten Sie das für sinnvoll?
Krupp: Warum soll ich mich nicht der Informationen aus verwandten Sportarten bedienen? Wer heute wie vor 20 Jahren trainieren läßt, gewinnt angesichts der Entwicklung des Spiels und der Spieler keinen Blumentopf. Bei so vielen verschiedenen Einflüssen, wie es sie heutzutage gibt, mußt du als Trainer entweder selbst sehr engagiert sein oder dich mit Experten in den vielfältigsten Gebieten umgeben. Vielleicht herrschte im Fußball zu lange das Denken: Wer soll uns schon noch was beibringen können?

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