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Bundesliga

Noble Haltung

Oliver Fritsch | Dienstag, 11. April 2006 Kommentare deaktiviert für Noble Haltung

Friedhard Teuffel (Tsp) billigt die Vertragsverlängerung Mirko Slomkas: „Gute Umgangsformen gehören zu einem Spitzenklub dazu. Bayern München jedenfalls ist bekannt dafür, seine Angestellten so gut wie möglich zu unterstützen und in der Öffentlichkeit zu verteidigen. Erst wenn jemand nicht mehr dazugehören will, wie jetzt Michael Ballack, lässt diese Unterstützung nach. Der Idee von der loyalen Gemeinschaft kann Schalke neuerdings einiges abgewinnen. Der Klub will wohl nicht wie ein Neu-Reicher sein, dem erst das Geld zufällt und später vielleicht das Benehmen. Als Begründung für die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Slomka hat Schalke den Respekt genannt, den die Spieler dem Trainer entgegenbringen. Mit dieser noblen Haltung erfüllt Schalke schon mal eine Voraussetzung für die Champions League.“ Auch Andreas Morbach (FTD) sieht gutes Benehmen in Schalke einkehren: „Mit dem anstehenden Managerwechsel von Assauer zu Müller sind offensichtlich auch die Zeiten vorüber, in denen auf Schalke die Trainernamen so zuverlässig wie die Jahreszeiten wechselten.“

Nach dem 1:1 in Duisburg hat Richard Leipold (FAZ) nicht mit der Vertragsverlängerung gerechnet: „Saisonziel verfehlt, Trainerfrage gestellt – das war die Bilanz dieses fußballerisch unerfreulichen Abends. Die Unterschiede zwischen einer Mannschaft von vermeintlich internationalem Großformat einerseits und einem nationalen Billigteam andererseits verschwammen in einem Grau, das für Schalke zum Grauen wurde. Um so mehr überraschte die Entscheidung des folgenden Vormittags – nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch den Trainer selbst. Mit der Vertragsverlängerung wollte der Vorstand den Spielern und einem Teil der Presse vermutlich signalisieren, daß die Mannschaft nicht schon wieder den Trainer für ihr (zu erwartendes) Scheitern verantwortlich machen könne. Slomka bietet sich weiterhin die Chance seines Lebens. Und wieder kommt sie überraschend.“ Christoph Biermann (SZ) geht dem Duisburger Mißerfolg auf den Grund: „Den Gastgebern ging wieder einmal die Puste aus; offensichtlich war die Konditionsarbeit des entlassenen Jürgen Kohler unzureichend. Zum vierten Mal in der Rückrunde gaben die Duisburger eine Führung in den letzten zehn Minuten noch ab.“

Schmucklos

Frank Heike (FAZ) schlußfolgert aus dem 2:0 Hamburgs über Mönchengladbach: „Der verdiente Sieg förderte eine neugewonnene Qualität der Hamburger zutage: Sie spielen nicht mehr so schön wie in der Vorrunde, gewinnen ihre Spiele aber mit einer guten Portion Grimmigkeit. Schmucklos hatte der HSV gewonnen – es ist eine der Merkwürdigkeiten des Fußballs, daß Trainern Siege dieser Sorte am besten gefallen: Sie verdeutlichen den Reifeprozeß einer Mannschaft.“

Biotop der Harmonie

Klassenerhalt gesichert und im Pokalhalbfinale – welch überraschender Erfolg! Michael Kölmel (BLZ) prüft den Bielefelder Humus: „Bielefeld 2006, das ist weit mehr als die Summe seiner Einzelspieler. Oder nur die erfolgreiche Adaption von Rapolders Lauf-Forechecking-Konter-System, das von Heesen zart dem neuen Personal anpasste. Der frühere Spielgestalter ist als Trainer gereift. In seiner ersten Zeit führte er Bielefeld zwar 1999 in die Bundesliga, danach scheiterte er aber bei Saarbrücken. Inzwischen strahlt er Besonnenheit aus – auch in der unglücklichen Startphase vertraute er seinen Spielern. Von Heesen gelingt es wie Rapolder, individuelle Stärken herauszukitzeln. Er hat mit den Zugvögeln des Fußballs einen westfälischen Frieden auf Zeit geschlossen. So wachsen im Biotop der Harmonie Talente heran- und Durchschnittskicker über sich hinaus. In einem Team ohne Stars gibt es keine Quertreiber, nur skurrile Antreiber wie Hain oder Spielgestalter Fatmir Vata – und die wollen nun den Propehten zum Trotz in den Europapokal vorstoßen.“

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