Am Grünen Tisch
Finte
Kommentare deaktiviert für Finte
| Samstag, 15. April 2006Joseph Blatter hat in dieser Woche die Vergabe der WM an Brasilien 2014 wegen Mängel an den Stadien infragegestellt; Thomas Kistner (SZ) interpretiert diesen Weitblick: „Hört, hört! Dasselbe hätte sich 1998 auch von den deutschen WM-Stadien sagen lassen. Seziert man Blatters weit blickende Äußerungen, bleibt wieder nur eine politische Finte übrig. Brasiliens Fußballchef und Fifa-Vize, eine Skandalnudel namens Ricardo Teixeira, würde 2007 gern den 71-jährigen Blatter beerben, um seinem Schwiegerpapa Joao Havelange zu folgen; der hielt den Fußballthron vor Blatter gleich 24 Jahre besetzt. (…) Dass sich Blatter so hingebungsvoll um 2006 und 2014 kümmert, legt eigentlich nahe, dass wenigstens für 2010 alles im Lot ist. Tatsächlich aber liegt hier der Hase im Pfeffer. Nicht Rio oder Berlin gilt die aktuelle Besorgnis, sondern Rustenburg, Nelspruit und Polokwane. Das sind Spielorte 2010, und ginge es nach Blatter, müssten Ronaldo, Schewtschenko & Co. schon in acht Wochen dort antreten – Blatter wollte Südafrika ja bereits die WM 2006 geben. Nun aber wächst die Skepsis in der Fußballwelt, ob Südafrika bis 2010 überhaupt die hohen Qualitätsstandards erfüllen kann; den verdächtig oft wechselnden Organisationskomitees steht nicht nur bei den Stadionbauten die Löwenarbeit noch bevor. Die wahrhaft drängende WM-Frage stellt sich 2010, und vielleicht bekümmert den weitblickenden Fifa-Boss nur, dass es Brasilien bis dahin tatsächlich nicht schafft. Als Ersatzkandidat.“