Unterhaus
Bekenntnis zu den Grundwerten des Fußballs
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| Mittwoch, 19. April 2006Anders? Nicht anders? Oder anders anders? Wer schützt Alemannia Aachen vor dem Sanktpauli-Vergleich?, sorgt sich Roland Zorn (FAZ): „Am Tivoli herrscht ab sofort Verklärungs- und Romantisierungsgefahr. Die Versuchung, nach Freiburg, St. Pauli und Mainz in Aachen das neue Idyll der Liga zu sehen, ist groß – da mancher dem heute kühlen Geschäftsmodell Profifußball so mißtrauisch begegnet, als hätte irgendwo und irgendwann die Zeit stehenbleiben müssen. Tatsächlich sollen sich die Dinge auch in Freiburg, Mainz und Aachen und sogar beim FC St. Pauli im steten Geldfluß voranbewegen, auf daß die eigene Konkurrenzfähigkeit nicht leide. Was die etwas anderen Schauplätze der deutschen Profiligen liebenswert und manchmal auch glaubwürdig macht, ist nicht zuerst der Reiz des überschaubaren bis altmodischen Ambiente, es sind die Botschaften der handelnden Personen, die – heißen sie Volker Finke, Jürgen Klopp oder Jörg Schmadtke – aus der David-Perspektive mit einem Bekenntnis zu den Grundwerten des Fußballsports verbunden sind. Je kleiner der Klub, je größer die Originalität – das paßt nicht selten wie von selbst, da mit Phantasie kurzzeitig fehlendes Geld ersetzt werden kann.“
Charakterfußball
Sehr schön! Andreas Platthaus (FAZ/Medien) stinkt bei der TV-Übertragung die selektive Wahrnehmung des Kommentators in Bezug auf den Gesang der Aachener Fans: „Markus Höhner bewunderte ausgiebig: ‚So macht die Riesenaufstiegsparty wirklich Spaß.‘ Doch plötzlich – etwas mehr als eine Stunde des Spiels war vorbei – verschloß Höhner seine Ohren. Denn die Zuschauer stimmten gutgelaunt ein neues Lied an: ‚Montagabends spielt der FC Köln.‘ Jeden Montag überträgt das DSF das sogenannte ‚Topspiel‘ der zweiten Liga, doch bei den Fans ist dieser Termin zum Inbegriff der Zweitklassigkeit geworden. So richtete sich der Spott des Tivoli-Publikums nicht nur gegen den abstiegsbedrohten Erstligaklub aus der Nachbarstadt, sondern auch gegen den übertragenden Sender. Höhner schwieg. Das mag man mit der professionellen Taubheit eines Kommentators begründen, der bereits den ganzen Abend am Mythos Alemannia gearbeitet hatte und sich selbst die Riesenaufstiegsparty nicht verderben lassen wollte. Doch die Sangesfreude am Tivoli steigerte sich noch, und die Zuschauer belegten nacheinander Borussia Mönchengladbach, Bayern München und Schalke 04 mit Fäkalbeschimpfungen, bevor sie sich schließlich des Schiedsrichters annahmen, der einen Aachener Spieler des Feldes verwiesen hatte: ‚Hängt ihn auf, die schwarze Sau!‘ Höhner schwieg. Er wartete ab, bis der wohlartikulierte Ausbruch der erregten Menschenmasse wieder aufstiegstrunkener Freude Platz gemachte hatte, um dann festzustellen: ‚Wem das heute keinen Spaß gemacht hat, dem kann ich auch nicht mehr helfen.‘ Hilflos mußten wir uns eingestehen: Als wir noch selbst am Tivoli gestanden haben, hat man unter Spaß etwas anderes verstanden. Charakterfußball fängt auf den Rängen an. Und in der Kommentatorenkabine.“ Nach dem Spiel wollte Höhner den Fans noch politische Korrektheit ins Stammbuch schreiben: Schmähgesänge auf andere Vereine, das müsse doch nicht sein. Diese Fernsehtypen werden Fußballfans nie verstehen, deswegen sind ihre Würdigungen auch nicht viel wert.
sueddeutsche.de: Die Mannschaft mal spielt, als ob sie den Fußball erfunden hat – und mal, als ob sie vergessen habe, was ein Ball und 22 Männer auf grünem Rasen eigentlich tun sollen
NZZ: Alemannia Aachen und dem VfL Bochum gelingt der Sprung in die Bundesliga
Tsp: Wie der VfL Bochum wieder nach oben kam
FR: Marcel Kollers Genugtuung – der Trainer aus der Schweiz führt den VfL Bochum wieder in die Bundesliga
BLZ: Rassistische Übergriffe im ostdeutschen Fußball könnten künftig sogar mit Zwangsabstiegen bestraft werden
Tsp: Rassistische Ausfälle werden seit dem 1. April auch in den unteren Fußballligen hart bestraft, viele Vereine geben sich unbeeindruckt
SZ: Junge Männer, die zuschlagen, bis keiner mehr steht: So sieht es aus in der Hooligan-Szene im Angesicht der Weltmeisterschaft; von ‚der Welt zu Gast bei Freunden‘ kann keine Rede mehr sein