Bundesliga
Verirrt
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| Sonntag, 23. April 2006Richard Leipold (FAS) beschreibt Schalke als Sackgasse für Kevin Kuranyi und Fabian Ernst: „Anders als vor neun Jahren ist Uefa-Pokal-Romantik nicht mehr ausreichend, die wirtschaftlichen und emotionalen Ansprüche zu befriedigen. Als Meisterschaftszweiter des Vorjahres hat Schalke sich verstärkt wie nie zuvor in der Vereinsgeschichte und die Illusion geweckt, es mit Branchenführer Bayern aufnehmen zu können. In Kevin Kuranyi und Fabian Ernst nahm der Klub zwei Profis unter Vertrag, die sich in Stuttgart und Bremen nicht mehr herausgefordert oder gut genug bezahlt fühlten. Mit Blick auf die Schalker Ambitionen, die Bayern zu jagen, schien Gelsenkirchen der folgerichtige Karriereschritt zu sein – und ein historischer dazu. ‚Soviel ich weiß, hat Schalke noch nie vor einer Saison zwei aktuelle Nationalspieler verpflichtet‘, sagt Andreas Müller. Gut, daß er diesen Vereinsrekord vor Beginn der Spielzeit melden konnte. Knapp zwei Monate vor der WM gelten Ernst und Kuranyi in der Nationalelf als Wackelkandidaten. In Schalke werden sie neuerdings wegen schwacher Leistung ausgewechselt. Ernst ist nur noch ein Mitläufer, Kuranyi auf dem Platz ein Schatten des scheinbar unwiderstehlichen Torjägers aus dem Werbefernsehen. (…) Bei Werder Bremen hatte Ernst gespielt, als gehörte er nirgendwo anders hin. In Schalke wirkt er wie ein Fremdkörper – als hätte er sich dorthin verirrt. Kaum zu glauben, daß der Mittelfeldspieler vor einem Dreivierteljahr noch als Kandidat für das Kapitänsamt gehandelt wurde. Wie viele seiner Kollegen kickt Ernst nun leise und anonym vor sich hin, ohne sich groß um seinen Nachbarn zu kümmern. Sein Auftreten ist beispielhaft für eine Mannschaft, in der jeder für sich seine Aufgabe erfüllt, ohne daß die Summe der Einzelleistungen von großem Nutzen für das Kollektiv wäre.“
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