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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Umdenken

Oliver Fritsch | Dienstag, 25. April 2006 Kommentare deaktiviert für Umdenken

Roland Zorn (FAZ) widern die schlechten Manieren vieler Profis an: „Die derzeit immer wieder im nachhinein sichtbaren Grobheiten und Gemeinheiten oder die genauso gängigen Fallstudien alberner bis primitiver Schauspielerei sollten in Zukunft geächtet werden. Nicht nur durch Strafen und Sperren, auch durch einen Verhaltenskodex, den sich der deutsche Profifußball freiwillig auferlegt. Diese selbsterzieherische Maßnahme muß wohl sein, da stets aufs neue Spieler – oft genug die Stars einer Mannschaft – über die Stränge schlagen und damit sich, ihrem Team und ihrem Sport einen Bärendienst erweisen. (…) Es bedarf eines Umdenkens. Wer auf die linke Tour glaubt, Treffer gegen die Fairness landen zu müssen, sollte auch innerhalb seiner eigenen Mannschaft und seitens der eigenen Fans für einen schmerzhaften Augenblick mit Verachtung gestraft werden.“

Jan Christian Müller (FR) erwartet mehr Strenge von den Trainern: „Es ist betrüblich, dass in der Bundesliga zuletzt der Hang zur Schauspielkunst, erst Recht aber zu fiesen Attacken hinter dem Rücken des Schiedsrichters zugenommen hat. Die Einsicht der Täter und ihrer Protegés hält sich mitunter in Grenzen. So kapierte etwa Felix Magath nicht, dass sein Verteidiger Valerien Ismael völlig zu Recht drei Spiele gesperrt wurde, nachdem er dem Bielefelder Dalovic den linken Ellbogen in den Magen gerammt hatte, vorherige Provokation hin oder her. Dankenswerterweise redete Thomas Schaaf nach Micouds Griff in Poulsens Weichteile Klartext: ‚So eine Szene gehört sich nicht.‘“

Bild: Die Pfui-Liga stinkt allen!

FSV Mainz 05–Bayern München 2:2

Schafe

Michael Eder (FAZ) erwartet von Bayern München mehr Einfall: „Während sich die Mainzer mit dem Unentschieden anfreunden konnten, schlugen bei den Bayern die ersten zwanzig Minuten nachdrücklich auf die Stimmung. Zwar hat das 2:2 den Münchnern, die sich auf die Ausrutscher der Konkurrenz aus Hamburg und Bremen verlassen können, nicht wirklich weh getan, doch mit den Ansprüchen einer nationalen Übermannschaft hatte es auch nichts zu tun. Die Mainzer liefen und kämpften, sie trauten sich was, und das reichte schon, um den Favoriten zu ärgern. Was auch in Mainz auffiel, war das Fehlen eines Münchner Anführers auf dem Feld. Die Mannschaft trat wieder so auf, wie es ihr Ballack vormachte – sie spielte ihren Stiefel herunter, ohne große Inspiration, ohne großen Einsatz, sie spielte ein bißchen Rasenschach und tat nicht mehr als unbedingt nötig. Vielleicht, sinnierte Uli Hoeneß, liege das an der bevorstehenden Weltmeisterschaft. ‚Wir haben 14 Spieler, die bei der WM dabei sind, das haben sie im Hinterkopf.‘ Solche Probleme haben die Mainzer nicht. Bei ihnen geht es weder um Pokal noch um Meisterschaft oder die WM, sondern nur um eine dritte Saison in der Bundesliga.“ Philipp Selldorf (SZ) schreibt verdutzt über den Anfang des Spiels: „Die Bayern ließen sich überraschen wie die Schafe vom bösen Wolf, und dabei traten ihnen die Mainzer zwar beherzt und entschlossen, aber keineswegs entfesselt entgegen.“

NZZ: Ein Wechsel Ballacks zum FC Chelsea wäre konsequent

Werder Bremen–Schalke 04 0:0

Die hässliche Seite des Fußballs

Peter Heß (FAZ) ist die Sache mit den Bremer Provokationen und den Schalker Simulationen leid: „Die kapriziösen Spielmacher ihrer Teams kamen zu einem unwürdigen Tete-a-tete zusammen. Werders Regisseur Micoud hatte Schalkes Spielleiter Lincoln gefoult, Lincoln schimpfte ihn aus, Micoud griff ihm an die Nase, Lincoln meckerte empört, Schiedsrichter Kircher zeigte Micoud die Gelbe Karte, der Schalker Poulsen mischte sich ein, kniff Micoud rächenderweise zweimal in den Rücken, Micoud griff daraufhin Poulsen in einer No-Look-Aktion in die Geschlechtsteile, Poulsen fiel wie vom Blitz getroffen um. Soweit im Telegrammstil das Vorkommnis, die Kommentare der Beteiligten ersparen wir uns, sie überstiegen das Niveau ihrer Handlungen nur unwesentlich. Diese Szene bildete den Höhepunkt eines durch unzählige Fouls, Provokationen, theatralische Stürze und Reklamationen gestörten Spiels. Was veranlaßt Bundesligaprofis, den Gegner vornehmlich mit schmutzigen Mitteln zu bekämpfen? (…) In England führen sich die Fußballprofis auch nicht bockig, frech und aggressiv wie verwöhnte Kinder auf, wenn sie sich in einem wichtigen Wettbewerb ungerecht behandelt fühlen.“ Jörg Marwedel (SZ) verweist auf das gute Spiel: „Nullnull, das klingt nach einer Partie, in der nicht viel passiert ist, oder die Gegner sich gegenseitig neutralisiert haben. Nichts davon traf auf dieses Spiel zu. Beide Teams hatten fast bedingungslos um den Sieg gefightet und dabei auch mit Ansätzen sehenswerter Kombinationen aufgewartet. Herausgekommen war ein offener Schlagabtausch mit wunderbar erspielten Werder-Chancen in der ersten und etlichen Schalker Möglichkeiten in der zweiten Halbzeit. Diskutiert aber wurde später weniger über die fußballerischen Glanzpunkte, gestritten wurde um jene Ereignisse, die wieder einmal einluden zur Generaldebatte über die hässliche Seite des Fußballs. Über eine Bundesliga, die zunehmend von Tätlichkeiten, Provokationen und Schauspieleinlagen der miesen Sorte vergiftet wird. (…) Weil nicht nur Poulsen in der Branche den Ruf des Linkmichels weg hat, sondern auch Lincoln, wurde den Schalkern von Schiedsrichter Knut Kircher auch noch ein Elfmeter verweigert.“

BLZ: Treibjagd ohne Ende – die Anfeindungen gegen Adebowale Ogungbure weiten sich aus

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