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Der Part des Bad Boy gehört immer mir

Oliver Fritsch | Donnerstag, 27. April 2006 Kommentare deaktiviert für Der Part des Bad Boy gehört immer mir

Frank Rost im Interview mit Christoph Biermann (SZ)
SZ: Seit dem Ende der Hinrunde haben Sie nicht mehr mit Journalisten gesprochen, was hat Sie schweigen lassen?
Rost: Für mich war Schweigen die einzige Möglichkeit, dem Klischee entgegenzuwirken, dass es um meine Person gibt.
SZ: Wie sieht dieses Klischee aus?
Rost: Fußball ist ein Theaterstück, da muss es auch den Bad Boy geben, und der Part gehört immer mir. Bei Frank Neubarth oder Jupp Heynckes wurde bereits der Eindruck erweckt, ich wäre gegen die Trainer, und bei der Entlassung von Ralf Rangnick gab es Bemerkungen in der Presse, dass ich ihn gemobbt hätte.
SZ: Waren Sie denn gegen Rangnick?
Rost: Darum geht es nicht, ich bin nicht entscheidend.
SZ: Täuscht der Eindruck, dass Sie mit ihrer Mannschaft mitunter unzufrieden sind?
Rost: Es gibt heutzutage doch kaum noch Mannschaften, die den Namen verdienen.
SZ: Auch nicht in Schalke?
Rost: Nein, da müssen wir uns nichts vormachen. Wir haben gute Einzelspieler, wenn sie den Druck durch Trainer und Management bekommen. Aber in England oder in Spanien sorgen immer wieder neue 18-Jährige für Druck auf die Etablierten, der fehlt bei uns. (…)
SZ: Stehen die unterschiedlichen Mentalitäten dem sportlichen Erfolg bei Schalke 04 im Wege?
Rost: Auch da gibt es in unserer Mannschaft verschiedene Ansichten. Die Frage bleibt, ob man mit vierzehn Nationen zusammenkommt. Beim FC Arsenal sieht man, dass es in einer englischen Mannschaft fast ohne Engländer geht, dort gibt es aber auch einen starken Trainer. Mirko Slomka hat diese Fähigkeit ebenfalls, aber er hat natürlich noch nicht den Kredit eines erfahrenen Cheftrainers. Also kommt es darauf an, dass ihn der Klub entsprechend unterstützt.
SZ: Sie geben sich sehr gradlinig.
Rost: Ich eiere bestimmt nicht herum.
SZ: Sie nennen es herumeiern, gibt es nicht auch die Kunst des Kompromisses?
Rost: Den Kompromiss gehe ich doch jeden Tag ein, obwohl andere nicht meine Einstellung zum Sport haben. Ich versuche, mit diesen Leuten Erfolg zu haben, obwohl sie einen anderen Umgang mit Fußball haben.
SZ: Sie klingen, als würden Sie eine erfolglose Saison bilanzieren?
Rost: In der Liga hatten wir jedenfalls nicht den Punch von innen, um diese Mistspiele gegen die einfachen Gegner zu gewinnen. Das muss man aber, weil man heute so viele Punkte braucht, um in die Champions League zu kommen wie früher, um Deutscher Meister zu werden. Wir können viel über Qualität und Inspiration reden, aber sie zeigt sich nur auf dem Platz. Da hat uns der unbedingte Wille gefehlt, und das ist enttäuschend, denn wir müssen dahin kommen, dass wir in solchen Spielen auch mal dreckig siegen, wie die Bayern es vormachen.

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