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Anarchistische Elf
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| Samstag, 29. April 2006Ronald Reng (StZ) ist begeistert von der Stimmung in Sevilla und beschreibt Schalke 04 als Fragment: „Wer das Glück hatte, beim Halbfinale in Sevilla zu sein, war versucht zu glauben, es sei der wichtigste Wettbewerb der Welt. So muss Fußball in den fünfziger Jahren gewesen sein: Das alte Stadion mit 45.000 Zuschauern überfüllt, selbst alle Treppen besetzt, niemals endender Gesang. Radioreporter, die auf ihren Stühlen stehen. (…) Es macht das Scheitern nur schmerzhafter, dass Schalke immer so knapp vorbeischrammt. Diese Mannschaft hat zu oft Hoffnung auf Erfolg gemacht. Sie lässt die Frustration zurück, dass sie immer mehr verspricht, als sie hält. Jeder Spieler für sich kann sich ein Video von seinen besten Saisonmomenten zusammenschneiden und behaupten, er sei ein Könner. Was etwa Innenverteidiger Marcelo Bordon leistete, war kolossal, ein Tackling von ihm gegen Javier Saviola erschien wie eine Offenbarung: dass Zerstören so schön sein kann. Bloß, es entsteht nichts großes Ganzes aus diesen Momenten. Dass solch ein begabtes Team so sehr aus der Bahn gerät, verstärkt die Ahnung, dass es tief in ihr eine anarchistische Elf ist. Sie lebt zu sehr von der Qualität und der Laune einzelner.“ Thomas Klemm (FAZ) kritisiert die Schalker Spieler: „Mit großen Ambitionen und verstärktem Kader in diese Spielzeit gestartet, ist Schalke nun dreifach gescheitert: in der europäischen Königsklasse, wo der Klub überwintern wollte, aber frühzeitig ausgeschieden ist; in der Liga, wo das Team die Hoffnungen auf den Titelkampf und die Champions-League-Qualifikation verspielt hat; im Uefa-Pokal nach dem verpaßten Einzug ins Endspiel. Die Moral der Mannschaft konnte mit dem teuer erkauften Qualitätssprung im Kader nicht mithalten. Auch als es in Andalusien darauf ankam, ein letztes Mal Leidenschaft zu zeigen, ließen die Profis den unbedingten Willen vermissen, einer verpatzten Spielzeit noch eine positive Schlußwendung zu geben.“