Ascheplatz
Verquast
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| Mittwoch, 3. Mai 2006Die Werbeagenturen Deutschlands wringen den letzten Tropfen aus der Fußball-WM, und Markus Brauck (Spiegel) hät sich die Ohren zu, den Werbeeffekt ohnehin bezweifelnd: „Rund 40 Tage vor der Weltmeisterschaft rollt eine Werbewelle durch die Republik wie eine Schlammlawine. Irgendwie ist jetzt alles rund. Es gibt die ‚Weltmeister BahnCard‘ und ‚Weltmeister Kartoffelsalat‘. Die SKL wirbt mit der ‚Geldmeisterschaft‘. Der Stromkonzern EnBW will ‚Umweltmeister‘ werden. Der Holzabsatzfonds ernennt Deutschland zum ‚Waldmeister‘. Was jetzt über die Bildschirme geistert, ist nur ein mattes Vorspiel dessen, was noch kommt. Fußballbilder, Fußballsprüche, Fußballslang wie verbale Blutgrätschen. Offenbar saßen die Kreativen monatelang in ihren Meetings und käuten die immer gleichen Fußballbegriffe wieder: Tor. Verlängerung. Ball. Meister. Kick. Da gerät man schnell ins mentale Abseits. Wenn ihnen gar nichts anderes mehr einfiel, verdoppelten sie die Vokale. Mindestens. MasterCard gibt seinen Kunden zur WM Bonuspunkte, die ‚Toore‘ heißen. Zwei o passen so schön zum eigenen Logo. Obi ruft: ‚Ooobi ist das schön!‘ Eine Backmischung wird als ‚Fußball Tooorte‘ beworben. Und die BahnCard geht gar in die ‚Verlääääääängerung!‘ Mit sieben ä. Nur noch eine Frage der Zeit, bis Chiquita mit Banaaaaaaaaaanenflanken kontert. Doch so mancher verquaste Slogan verdankt seine Existenz wohl auch der beinharten Reglementierung der Marke ‚WM 2006′ durch die Fifa. Die hat nicht nur das Recht teuer verkauft, exklusiv mit Original-Maskottchen und Logo zu werben, sondern hat auch für ihre Sponsoren jede Menge Produktmarken schützen lassen. (…) 83 Prozent der Konsumenten hielten Werbung mit Fußballstars für unglaubwürdig, ermittelten die Marktforscher. Zudem merken sich die Konsumenten fast nicht, wer gerade für was wirbt. Nicht einmal zehn Prozent können sagen, dass Ballack für Adidas antrete. Alles Balla Ballack oder was?“
NZZ: Die WM ist auch ein juristisch hart geführter Kampf – der Bundesgerichtshof stellt sich gegen die Monopolisierung eines Wortes des Gemeingebrauchs