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Schweizer Kegelklub

Oliver Fritsch | Donnerstag, 4. Mai 2006 Kommentare deaktiviert für Schweizer Kegelklub

Thomas Kistner (SZ/Wirtschaft) betont die Diskrepanz zwischen der Struktur der Fifa und ihrem Umsatz: „Die Fifa ist ein spezielles Unternehmen: Konstruiert nach Schweizer Vereinsrecht, ungefähr wie ein Kegelklub. Die satzungsgemäß nicht profitorientierte Runde präsentierte jüngst ihr Geschäftsjahr 2005. Für Fernseh- und Marketingrechte an der WM 2006 kassiert sie insgesamt 1,7 Milliarden Euro; allein fünfzehn Topsponsoren von Adidas bis Yahoo sowie sechs ‚nationale Förderer‘ von Oddset bis Obi steuern 700 Millionen Euro bei; die Bilanzsumme 2005 betrug 1,44 Milliarden Franken. Nicht schlecht für ein gemeinnütziges Organ, das kaum Transparenz – etwa in Form externer Buchprüfungen – üben und nur 4,25 Prozent Steuern auf den Jahresgewinn entrichten muss. Das hilft erklären, warum die Fifa gerne Kegelklub ist. (…) Blatters Fifa ist ein System von Gefälligkeiten; blickdicht der Filz und groß die Machtfülle, die dem Boss das Geld verleiht, das er an Zwergstaaten und Tropeninseln ausschütten kann. In der Fifa haben Bhutan und Anguilla ohne Ligabetrieb dieselbe Stimme wie der DFB mit 6,6 Millionen Mitgliedern. Jedes Strandparadies kassiert auch die 250.000 Dollar pro Jahr, die die Fifa den Verbänden für den ‚Bürobetrieb‘ überweist. Solange der Wahlmodus ‚Ein Land, eine Stimme‘ herrscht, öffnen Deals mit dem Stimmvieh den Thronzugang. Wie man die Sportwelt im Lot hält, demonstrierte Blatter nach seiner Wiederwahl 2002. England, das sich gegen ihn aufgelehnt hatte, erhielt nur drei Sitze in den 30 Fifa-Kommissionen, Schottland einen, Irland keinen. Dafür erwuchsen der Fifa neue Supermächte wie das Inselreich Tonga, dessen Verbandschef Fusimalohi nicht nur in die Exekutive rückte, sondern in vier weitere Stäbe, darunter die Finanzkommission. Nicht schlecht für einen Zwergverband, der 1994 zur Fifa stieß und sich auf Weltranglistenplatz 184 tummelt. Auch Tahiti erhielt drei Sitze; darunter im Entwicklungshilfebüro Goal, das als Stimmkauf-Instrument für Blatter attackiert wird. Fidschi und die Cayman-Inseln besetzen je zwei Kommissionen, wobei ein Cayman-Vertreter bei den Fifa-internen Buchprüfern einrückte – Karibik-Experten sind für unbestechliche Bilanzpraktiken bekannt. Die Fifa aber bleibt ein Schweizer Verein. So kann sich Blatter, der als Vereinschef seine Millioneneinkünfte nicht offen legen muss, auch weiter den wichtigen Aufgaben widmen. Etwa der, wie er den Friedensnobelpreis erwerben kann.“

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