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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Wie ein Spitzenkonzern der Automobilindustrie

Oliver Fritsch | Montag, 8. Mai 2006 Kommentare deaktiviert für Wie ein Spitzenkonzern der Automobilindustrie

Zwanzigster Meistertitel – Roland Zorn (FAZ) warnt die Bayern vor industriell gefertigtem Fußball: „Für ein Championat, mit dem die Münchner auch die Herzen nicht nur der eingefleischten Bayern-Anhänger hätten erobern können, fehlte diesem Titelgewinn die Strahlkraft. Auch beim Meisterstück in Kaiserslautern war zu viel Routine im Spiel. Da erfüllte das Team eine Rechenaufgabe, die es sich zur Pause gestellt hatte – mit einem Unentschieden ans Ziel zu kommen –, und vollendete die Meisterschaft mit einem Verwaltungsakt. (…) Was hat Juventus Turin davon, daß es sich teure Stars leisten kann, wenn sich die Mannschaft mit stereotypem Fußball die x-te Landesmeisterschaft sichert? Warum ist der FC Chelsea noch immer nicht einer der beliebtesten englischen Klubs – trotz der mit Roman Abramowitschs Millionen erkauften nationalen Titel? Weil auch die Londoner einen vergleichsweise zweckgebundenen Geschäftsfußball spielen, der die Herzen der Fans kaum berührt. Diese Gefahr droht dem FC Bayern, wenn er es nicht versteht, frische Impulse zu setzen, und wenn er seine eigenen Ansprüche nicht prüft. Wie ein Spitzenkonzern der Automobilindustrie durchleuchten die Münchner derzeit ihre Modellpolitik. Am Ende soll dem Kunden, sprich: Fan, ein neues Angebot gemacht werden, dessen Linienführung schnittiger, wagemutiger, bunter aussehen könnte.“

Wohin?

Andreas Lesch (BLZ) kommentiert die Widersprüche in den Champions-League-Zielvereinbarungen der Bayern-Offiziellen: „Der FC Bayern dreht sich die Welt zurecht, wie er sie braucht. Er verkündet immer und immer wieder, er habe ein pralles Festgeldkonto, ein modernes Stadion, einen absolut solide geführten Klub. Dies alles sind Argumente, die für die Wirtschaftskompetenz der Vereinsführung sprechen. Aber wie lauten die sportlichen Ziele? Wohin strebt der Klub? Wo ist seine Vision? Regelmäßig beklagen die Münchner, ihr Etat sei gegen den der Rivalen aus England, Spanien, Italien ein schlechter Scherz. Wer immer so redet, wer auch in Zukunft selbst ein mittelgroßes Risiko scheuen wird, die Verpflichtung eines prägenden Spielers, der wird an seiner internationalen Unterlegenheit kaum etwas ändern.“

Titel für die Ratio

Bayern München, Meister der Standardsituationen – Klaus Hoeltzenbein (SZ): „Der FC Bayern 2006 beherrscht die Kunst der einfachen Lösungen. Er hat die Fähigkeit, all die Irrungen und Wirrungen eines Fußballspiels in einem kurzen, klaren Augenblick zu bündeln. Natürlich ist es ein Zeichen von Cleverness, wenn sich eine Elf so auf ihre Stärken konzentrieren kann. Wenn sie nicht die Langeweile der Wiederholung fürchtet, also lieber hundert Mal per Ecke oder Flanke den Wunderschädel von Michael Ballack anvisiert, als ständig etwas Neues zu versuchen. So hat der FC Bayern eine Stärke gefunden, die die Saison 2005/2006 prägte, die aber nicht über ihre Grenzen hinausragen konnte. Der 20. Titel ist einer für die Ratio, weniger für Schwärmer, einer für den Briefkopf, weniger fürs Geschichtsbuch. Was fehlt, ist die große, die überdauernde Vision dieser Meisterschaft.“

Nationales Jahr der Superlative

Elisabeth Schlammerl (BLZ) ergründet die allgemeine Münchner Verdrossenheit: „Michael Ballack ergeht es wie dem ganzen Verein: Die Münchner sehen sich, sehen ihre Leistung in diesem Fußballjahr nicht gebührend gewürdigt. Die Bayern haben ein nationales Jahr der Superlative hinter sich: Rekordsiegesserie, Wiederholung des Doubles, die Tabellenführung an 32 von 34 Spieltagen, und das alles trotz weitgehend glanzloser Spielweise. Felix Magath hat in zwei Jahren in München alle vier deutschen Titel geholt, ist aber mit der Mannschaft international an den hohen Ansprüchen gescheitert. Dabei ist es der europäische Thron, wonach sich der FC Bayern am meisten sehnt.“

Der richtige Mann für den Klub?

Stefan Osterhaus (NZZ) fragt sich, ob Felix Magath den FC Bayern auf ein höheres Niveau wird heben können: „Die Performance eines Teams steht und fällt mit dem Coach. Und inzwischen mehren sich die Zweifel, ob Magath der richtige Mann für den Klub ist. Eines steht fest: Magath ist ein Coach, der auf gutem Niveau verwalten kann. Mühelos spazierten seine Männer durch Liga und Cup, ohne dabei den Anschein einer Idee vom Fussball zu vermitteln. Er weiss, wie er inzwischen wahrgenommen wird. Wollte man ihn vom Klub nach dem Gewinn des ersten Doubles noch scherzhaft mit einem Rentenvertrag ausstatten, so ist von Langfristigkeit im Augenblick keine Rede. (…) Eskapismus scheint programmiert, Magath selber bezeichnete das Ausland als Endstation seiner Sehnsüchte. Womöglich ist Uli Hoeness‘ Aufforderung zur massvollen Erwartungshaltung auch der Erkenntnis geschuldet, mit dem Trainer Magath zwar national, aber nicht international glänzen zu können. Der FC Bayern im Sommer 2006: Selten tönte Erfolg trister als heute.“

Zu hoher Anspruch

Kann Magath überhaupt etwas gewinnen, oder kann er nur nicht-verlieren, Elisabeth Schlammerl (FAZ)? „Seine Premierensaison war noch geprägt vom Anpassungsprozeß, mit dem Double und einem mitreißenden Finale. Im zweiten Jahr hat die Mannschaft reichlich Bestmarken aufgestellt. Deshalb geht für Magath eine ‚hervorragende Saison‘ zu Ende. Eine mit einem faden Beigeschmack allerdings, weil die großartigen Momente gefehlt haben. National setzte sich der FC Bayern eher dank seiner Routine als mit spielerischer Überlegenheit durch, und international bleibt vor allem das enttäuschende Ausscheiden aus der Champions League haften. Vermutlich, weil zuvor große Zuversicht sowohl bei der Mannschaft als auch beim Trainer und den Verantwortlichen geherrscht hatte, stark genug zu sein, um Europa zu erobern. Bayern ist vielleicht auch an den eigenen Erwartungen gescheitert. (…) Magath ergeht es beim FC Bayern wie Ottmar Hitzfeld. Auch von ihm versprach sich die Klubführung attraktivere Spiele. Diesen hohen Anspruch hat er nur eine Saison erfüllen können, danach spielten die Bayern nur noch selten schön, aber meist effektiv.“

Kind des deutschen Fußballs mit Fernweh

Philipp Selldorf (SZ/Seite 3) beschreibt Magaths fußballkulturelle Sehsucht nach dem Ausland, im speziellen England: „Auf die meisten Betrachter wirkte es ziemlich seltsam, dass Felix Magath mitten in jener Woche, in der er DFB-Pokalsieger und Deutscher Meister wurde, den Wunsch äußerte, München zu verlassen und in ein anderes Land auszuwandern. Nur Felix Magath fand das ganz normal. Den Willen, die kleine deutsche Fußballwelt hinter sich zu lassen und in einer anderen Kultur ein neues Glück zu finden, spürt er ja bereits seit den Anfängen seiner Zeit im Profifußball vor 30 Jahren, und nie hat er das verheimlicht. Weder in den schlimmen Jahren, als er seine Trainerarbeit in der Rolle des Klempners versah, den die Klubs zur Soforthilfe riefen, weil sie mitten in der Saison in Not und Panik geraten waren. Und auch jetzt nicht, da er als zweimaliger Gewinner des Doubles auf der Höhe seines persönlichen Erfolgs angelangt ist – eine in der Bundesligageschichte einmalige Trainerleistung. Wenn Magath vom Auswandern träumt, dann äußert sich darin einerseits der Wille nach etwas Neuem, andererseits eine Sehnsucht nach dem Davonlaufen. Dafür gibt es tausend teilweise winzig kleine Gründe, die sich ungefähr unter dem Titel ‚Unbehagen an der deutschen Fußball-Kultur‘ summieren lassen. Daher ist es möglich, dass die Beziehung zwischen Magath und dem FC Bayern nur genau die drei Jahre währt, die im ersten Vertrag vereinbart worden sind. Es fehlt nicht an Respekt und Wertschätzung, aber es mangelt an der emotionalen Überzeugung. Noch haben die beiden Seiten ihr gemeinsames Glück nicht gefunden – trotz der enormen Bilanz in den beiden zurückliegenden Jahren. In Deutschland hadert der Kulturpessimist Magath mit vielen Dingen, die nach seiner Meinung dem Sport schaden: mit dem Diktat des Marketings, mit den Ansprüchen und Irrtümern der Medien, mit den Erwartungen der Öffentlichkeit an die jungen Fußballer, mit der deutschen Tendenz zum Jammern, selbst mit den Schieds- und den Sportrichtern vom DFB. Und beim FC Bayern befindet er sich genau dort, wo all diese Faktoren in höchster Konzentration auftreten und so viel Druck erzeugen, dass der Kessel jeden Moment in die Luft fliegen könnte. (…) Vielleicht wird Magaths Fernweh aber auch niemals erfüllt werden, weil er sein Zuhause nicht verlassen kann. Magath ist ein Kind des deutschen Fußballs.“

SpOn: Mit dem FC Bayern ist es wie mit der Wiederwahl Helmut Kohl im Herbst 1994. Ein Sieg, aber keiner hat sich gefreut
BLZ: Chronik einer wechselhaften Bayern-Saison
FAZ: Über Thomas Hüetlins Bayern-Buch
FAZ-Interview mit Franz Beckenbauer: „Wir werden noch an Ballack denken“
taz: elf Thesen zur (fast) abgelaufenen Bundesliga-Saison

Klopp-Fußball

Michael Eder (FAZ) schreibt ein Loblied auf Jürgen Klopp und Mainz: „Das erste Jahr, gut, da trägt die Begeisterung weit, doch im zweiten Jahr, da haben viele Experten den Mainzern nicht zugetraut, wieder drei Mannschaften hinter sich zu lassen. Jetzt liegen sie auf Rang 11, und ihr Ziel ist Platz 10. Wie geht das mit diesem Mini-Etat, mit diesem Mini-Stadion? Es ging genau so wie im vergangenen Jahr, mit einem Trainer Jürgen Klopp, der das Fußball-Kraftwerk Mainz mit Energie versorgt, mit seinem Assistenten Zeljko Buvac, der an der Taktik feilt, und mit dem bewährten Management um Heidel und Präsident Strutz, das sich von kleineren und größeren Ergebniskrisen nicht beeindrucken läßt. Wer das Phänomen Mainz 05 verstehen will, war am Samstag im Bruchwegstadion am richtigen Ort. Er konnte sehen und hören und fühlen, wie nicht nur eine Fußballmannschaft um den Klassenverbleib kämpfte, sondern auch das Publikum. In Mainz wird auf allen Tribünen gesungen und angefeuert, nicht nur im Fanblock, es herrschen englische Verhältnisse. Mainzer Fankultur, Mainzer Fußballkultur, woraus ist sie gewachsen? Es sind nicht nur die beiden dramatisch verpaßten Aufstiege und die gemeinsame erste Abenteuerreise durch die Bundesliga in der vergangenen Saison – das ist es auch, aber mehr noch ist es die Art des Mainzer Fußballs. Es ist Klopp-Fußball. Der Mainzer Trainer polarisiert. Die ihn lieben, halten ihn für einen großartigen Motivator. Die ihn nicht mögen, finden ihn pathetisch. Beide haben recht: Klopp ist ein geborener Motivator, er kann große Auditorien aus dem Stegreif fesseln, kann Menschen für sich einehmen, aber er lebt auch vom Pathos. Und genau so ist der Mainzer Fußball: Er ist pathetisch, er hat keine Angst vor großen Worten: Leidenschaft, Kampfkraft, niemals aufgeben, zu allem bereit sein. Mainz 05 ist eine verschworene Gemeinschaft, eine Fußball-Gang, deren Anführer Klopp auch vor martialischen Gesten nicht zurückschreckt. Wer nicht bereit ist, auch einmal unter Schmerzen zu spielen, den nimmt er nicht ernst. (…) Wer neu aufgenommen werden will in den engen Mainzer Fußball-Kreis, der muß ein dreistündiges Testgespräch mit Klopp zur Zufriedenheit des Chefs bestehen.“

Modell Emotion

Christoph Biermann (SZ) ergänzt: „Mainz 05 ist so sehr Ausdruck der Persönlichkeit von Jürgen Klopp geworden, wie es in den letzten Jahrzehnten ähnlich nur in Bremen unter Otto Rehhagel und in Freiburg unter Volker Finke zu erleben war. Beim 1:0 über Schalke hatte man den Eindruck, als wären nicht nur die Spieler aufgepeitscht durch die Ansprache ihres Trainers auf den Platz gekommen. Auch das Publikum lebte auf den Rängen das aus, was Klopp seit Jahren predigt. Noch hat diese fast ungebrochene Begeisterung etwas vom Zauber der Anfänge, doch in dieser Saison war es die große Leistung des Klubs, das Modell Emotion alltagstauglich gemacht und weiter entwickelt zu haben.“ Oskar Beck (StZ) wirft ein: „Am Tag, als der FC Bayern München zum 20. Mal deutscher Meister wurde, ist uns endlich einmal vorgeführt worden, wie man richtig feiert – von den Määnzern. (…) Immerhin hat Felix Magath den Gewinn des Titels nicht bestritten.“

Runderneuerter Standort

Ralf Weitbrecht (FAZ) faßt nach dem Klassenerhalt den Erfolg der Frankfurter Führung zusammen: „Glück, Können, Augenmaß: Es sind mehrere Faktoren, die zur Sicherung erstklassigen Fußballs in Frankfurt beigetragen haben, und es ist der Mannschaft um Trainer Friedhelm Funkel und dem Team um Vorstandschef Heribert Bruchhagen zugute zu halten, daß man ohne Hektik und Panik dem Grundsatz treu geblieben ist, eine Mannschaft ohne Stars aufzubauen und statt dessen jungen, hoffnungsvollen Spielern eine erstklassige Perspektive am runderneuerten Standort Frankfurt zu bieten. Daß am europäischen Horizont für die Eintracht ganz dezent die Sterne funkeln, rundet eine durchweg positive Spielzeit ab. Funkel hat aus den gegebenen Möglichkeiten weitaus mehr gemacht, als ihm zugetraut worden war.“

Seelenlosigkeit

Als einzelner Spieler mehr zu bieten und zu erzählen als ein ganzer Klub – Christof Kneer (SZ) würdigt Zvonimir Soldo nach dessen letztem Stuttgarter Heimspiel gegen Wolfsburg: „Er hat mit dem VfB den DFB-Pokal gewonnen, er war die vierte Seite des magischen Dreiecks, er war der Herbergsvater der jungen Wilden. Mit seinem strategischem Geschick und geradezu hellseherischem Stellungsspiel hat er die Liga gelehrt, wie eine moderne Nummer 6 funktioniert, und so ist er zehn Jahre lang eine heilige Figur gewesen beim VfB. Spätestens das war der Punkt, als die Gäste aus Wolfsburg die Feierlichkeiten endgültig nicht mehr begriffen. Wie, zehn Jahre im selben Verein, geht das? Sankt Soldos Geist schwebte von Beginn an über diesem Spiel, und für alle Beteiligten ist das ein rechtes Glück gewesen. Soldos Abschied war die perfekte Tarnung für ein wenig geistreiches Spiel, und vor lauter Rührung hätte man fast übersehen, dass der VfL Wolfsburg das Gegenteil von Zvonimir Soldo ist. Der VfL Wolfsburg hat noch gar nichts gewonnen, er ist ein unmagisches Eineck. Niemand kann dem VfL vorwerfen, dass er kein Traditionsverein ist, aber die Tatsache, dass der Klub auch in Spielerkreisen noch nicht etabliert ist, wächst langsam zu einem existenziellen Problem. Es ist ziemlich unpraktisch, wenn man im zugespitzten Abstiegskampf auf Spieler vertrauen muss, die zufällig in Wolfsburg spielen, weil sie von denen zufällig mal ein Angebot gekriegt haben. Längst ist die Truppe großflächig von der Legionärskrankheit befallen, was für das Finale gegen Kaiserslautern das Schlimmste befürchten lässt: Seelenlosigkeit muss als glatter Wettbewerbsnachteil gelten gegen mutmaßlich leidenschaftliche Lauterer.“

Achim Lierchert (FAZ) schreibt über die Wolfsburger Lage vor dem entscheidenden Spiel gegen Kaiserslautern: „Selbst wenn die Klasse gehalten wird, wäre das kein Grund zur Freude, sondern bestenfalls zur Erleichterung. Mit zwei blauen Augen wären die Wolfsburger dann davongekommen. Doch auch wenn der größte anzunehmende Unfall, ein Abstieg in die zweite Liga, einträte, gäbe es wohl keinen Fall ins Bodenlose. Die laufenden Spielerverträge gelten allesamt auch für die Zweite Liga. Wirtschaftlich gesichert wäre die Saison. Im Zuge des Lizenzierungsverfahrens lieferte der Klub wie gefordert auch ein Konzept für die Zweitklassigkeit an die DFL. Sponsor Volkswagen würde es tragen, zumindest dieses eine Jahr. Gelänge jedoch nicht die sofortige Rückkehr in die höchste Klasse, würde sich schon in einem Jahr in Wolfsburg aufs neue die Existenzfrage stellen.“

Ultrakonservative Sehnsucht

Peter Unfried (SpOn) wirbt für Wolfsburg und hält die Abneigung vieler Fußballfans für ungangebracht: „Meine Vermutung ist, dass es sich beim Wolfsburg-Hass nicht nur um Ausdruck der antikapitalistischen Abneigung gegen den Missbrauch unseres schönen Fußballs für unternehmerische Kalkulationen handelt. Es schwingt auch immer mit, dass Fußball jenen zu gehören habe, denen er immer gehört hat. Also den sogenannten Traditionsclubs und ihren Anhängern. Letztlich drückt Anti-Wolfsburgtum eine ultrakonservative Sehnsucht aus: dass alles gefälligst so bleiben solle, wie es (nicht mehr) ist. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum Mönchengladbacher oder gar Kaiserslauterer mehr Recht auf Erstligafußball als Wolfsburger haben sollten. Außerdem: Genau das ist ja das große Abenteuer: In Negierung der Fußballgeschichte, aber mit Kompetenz (und Geld, okay) einen neuen Club aufzubauen, den die Welt eben doch braucht – nicht weil er gestern mal was war, sondern weil er morgen einen Fußball spielt, der die Leute bewegt. Aber, zugegeben: Davon ist der VfL am Ende seines neunten Bundesligajahres weit entfernt. (…) Im Gegensatz zum VfL Wolfsburg ist der HSV ein Traditionsclub. Der Erfolg ist aber nicht Folge der Tradition sondern deren Überwindung. Selbstverständlich ist Beiersdorfers Raute-Folklore, wie auch Dolls Vergangenheit als HSV-Spieler hilfreich – aber nur innerhalb eines zukunftstauglichen Gesamtkonzepts. Der HSV ist nicht erfolgreich, weil er Tradition hat, sondern weil er sich nicht mehr damit begnügt, darauf zu insistieren. Anders gesagt: Der HSV ist ein völlig neuer Club.“

Alte Werte

Jan Christian Müller (FR) erlebt die Renaissance des Kaiserslauterer Fußballstils: „Für all diejenigen, die etwas für den 1. FC Kaiserslautern übrig haben, wäre es verdammt ärgerlich, wenn die Mannschaft ausgerechnet jetzt absteigen würde. Zum ersten Mal in diesem bereits sechseinhalb Jahre währenden Jahrtausend scheint sich der Eindruck zu verfestigen, dass der 1. FC Kaiserslautern wieder über eine Mannschaft verfügt, die die ‚alten Werte‘ verkörpert. Werte, die in der Pfalz besondere Bedeutung haben: Bodenständigkeit, Rechtschaffenheit, Hingabe.“

FR: Dem Hamburger SV droht im letzten Spiel noch der Verlust des zweiten Platzes

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