Ball und Buchstabe
Lauter potenzielle Untote
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| Montag, 15. Mai 2006Fußball im Fernsehen, und Marcus Bäcker (BLZ/Media) stampft mit dem Fuß: „Es ist ja unbestritten, dass der Fußball nicht zuletzt von Emotionen lebt. Die Sportberichterstattung im Fernsehen vergisst darüber aber häufig die andere Seite des Spiels, bei der es um Strategie und Taktik geht – Dinge, die dem Publikum offenbar niemand zumuten will am Samstagabend, dem traditionellen Unterhaltungsplatz. Und so wird Fußball weiter zum Event aufgeblasen, mit künstlich aufgeregten Reportern, bedauerlichen Sprachspielorgien und scharfem Blick für das Nebensächliche. In der Sportschau sorgte das Spiel Wolfsburg gegen Kaiserslautern für eine Begeisterung, die sich offenbar nur noch mit Hilfe der Metaphysik ausdrücken ließ. Nicht genug damit, dass mal wieder der ‚Fußballgott‘ bemüht wurde. Torschütze Makiadi brachte es nach Meinung des Reporters fertig, sich ‚unsterblich in die Herzen der Fans‘ zu spielen, was offenbar Vorbildcharakter hatte: Auch die ‚Teufelchen‘ aus Kaiserslautern gaben sich fortan Mühe, ‚unsterblich‘ zu werden. Lauter potenzielle Untote, es war erschreckend. Dennoch hat die Sportschau gegenüber der Konkurrenz immer noch etliche Vorzüge. Wer in dieser Saison wirklich leiden wollte, musste nur mal das DSF einschalten. Wenn dieser Sender so weitermacht, wird er demnächst von jedem Einwurf drei Wiederholungen zeigen, derweil der Reporter launig das neuste Spiel fürs Mobiltelefon anpreist. Dagegen sind unsterbliche Teufelchen liebenswerte Boten. (…) Wir hätten auch gerne etwas Substanzielles über eine Saison gehört, die eindrucksvoll demonstriert hat, dass es um den deutschen Fußball derzeit nicht gut bestellt ist – auf dem Rasen nicht, und auch nicht im Fernsehen.“
Viele Dehnübungen
Fernsehkucker Bernd Gäbler (TspaS/Medien) verweist auf eine Ausnahme: „Vieles wurde extra zur WM erdacht und funktioniert gerade deswegen nicht. Ganz anders kommen die ‚Helden der Kreisklasse‘ daher, die Kabel 1 leider auf eine späte Stunde verlegt hat. ‚Nie mehr zehnte Liga!‘ – das ist das Motto des SSV Hacheney, der vom stets fröhlich lispelnden Manni Burgsmüller kumpelhaft gecoacht wird. Trotz Zulauf und TV-Präsenz sind die Mannen um ‚Knipser‘ Olli Welner – der technisch versierte, dünnbeinige Sascha und Lars, der abnehmen musste, Deniz und Mustafa, ‚Pommes‘ und der Kassenwart im Tor – überraschend uneitel geblieben. Diese charmante Doku-Serie singt ein Loblied auf den Fußball an der Basis und auf Ascheplätzen. Sie könnte ein Vorbild sein für die Dritten Programme, die wie das Südwest-Fernsehen ihr Geld lieber für PR-Magazine wie ‚Treffpunkt Betzenberg‘ vergeuden. Im Fernsehen ist es wie vor dem richtigen Spiel: Zum Aufwärmen gibt es kaum Ballzauber, aber viele Dehnübungen.“
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