Bundesliga
Der letzte Prolet der Bundesliga geht
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| Donnerstag, 18. Mai 2006Friedhard Teuffel (Tsp) kommentiert das Ausscheiden Rudi Assauers als Abschied eines Helden von gestern: „Die Sehnsucht der Fans nach einem Typen wie ihm ist immer geringer geworden und die nach Events und vielleicht auch nach Spießigkeit immer größer. Anfangs hat Assauer da noch mitgemacht. Er stieg auf Skier und lief mit beim Biathlon durch die Arena AufSchalke. Doch nachdem ihm andere wichtige Leute im Verein einen Teil seiner Macht genommen hatten, wirkte Assauer nur noch wie ein alternder Cowboy, der langsam in den Sonnenuntergang reitet. Assauer schien längst überfordert im Umgang mit 120 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Er passte nicht mehr in eine Zeit, die vor allem das wirtschaftliche Prinzip der Nachhaltigkeit forderte und nicht mehr die Einstellung, koste es, was es wolle. (…) Der letzte Prolet der Bundesliga geht.“ Auch Klaus Hoeltzenbein (SZ) weint Assauer keine Träne nach: „Assauer hat dem Klub sportlich zu der Größe verholfen, die er heute wieder hat. In seinem Erbe als Manager stehen aber auch rund 120 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Über deren Tilgung entwickelte sich wohl jenes Zerwürfnis, in dem Assauer dem Focus Interna verraten haben soll, wofür der Aufsichtsrat ihn nun entließ. Nach Reiner Calmund in Leverkusen verlässt ein weiterer Grande die Liga – beide hatten ihre Heldenzeiten, im Alltagsgeschäft aber doch erkennbar die Kontrolle über zu vieles verloren.“
Bedrohliche finanzielle Kernzahlen
Richard Leipold (FAZ) hingegen hält auch den ausbleibenden sportlichen Erfolg für eine Ursache für Assauers Machtverlust: „Der Niedergang des Volkstribunen Rudi Assauer zeigt, daß immer noch ein dramatischer Zusammenhang zwischen sportlichem Erfolg und Einzelschicksalen besteht, wie viel Geld auch immer im Spiel sein mag. Er gehörte zu den einflußreichsten Führungskräften in der Geschichte des Revierklubs. Nicht einmal die Nähe zum zweitwichtigsten Sponsor des Klubs bewahrte die Ikone Assauer vor dem Fall. Hätte der Manager sportlich in den Jahren der großen Geldverbrennung öfter Erfolg gehabt, wäre es ihm trotz möglicher gesundheitlicher Schwierigkeiten vermutlich leicht gefallen, seine internen Gegner in Schach zu halten. Aber zu viele Trainer und zu viele Spieler haben nicht das gehalten, was er sich von ihnen versprochen hat. So blieb am Ende der Uefa-Pokalgewinn 1997 der größte Erfolg des Managers Assauer, der seit vielen Jahren davon träumte, seine Karriere als deutscher Meister zu krönen. Assauer ist gelernter Schweißer und gelernter Bankkaufmann. Eine seltene Kombination im Ruhrgebiet. Am Ende seiner Schalker Tage sprach auch dieser ungewöhnliche Teil seiner Ausbildungsbiographie gegen ihn. Die finanziellen Kernzahlen sind bedrohlich für den Klub, und Assauer hat schon lange nicht mehr die Kraft, zusammenzuschweißen, was gebrochen ist und – den Tränen mancher Fans zum Trotz –nicht mehr zusammengehört.“
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