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Abstieg abgehakt

Oliver Fritsch | Dienstag, 23. Mai 2006 Kommentare deaktiviert für Abstieg abgehakt

Rot-Weiß Essens Wiederaufstieg in die Zweite Liga – Christoph Biermann (SZ) begründet die Mischung aus Jubel und Erleichterung: „Prima war die Atmosphäre mal wieder in Essens proletarischem Norden, wo Fußball immer mit etwas rauerem Charme daherkommt. Wer das Spiel ursprünglich mag, ist in dem in die Jahre gekommenen Stadion gut aufgehoben, denn hier stört kein modischer Schnickschnack; und nicht wenige Zuschauer dürften zu denen gehören, die man heute gerne Modernisierungsverlierer nennt. Das machte den Jubel über den Aufstieg noch inbrünstiger, und doch hatte Präsident Hempelmann recht damit, dass vor allem der Abstieg abgehakt worden sei, denn nach Jahren kontinuierlichen Fortschritts war er so etwas wie ein Schock gewesen. (…) Man kann den direkten Wiederaufstieg gar nicht hoch genug bewerten. Der Abstieg aus der zweiten Liga ist generell der schlimmste, den es im deutschen Fußball gibt. Er bringt einen solch dramatischen finanziellen Einbruch mit sich, dass die meisten Klubs daran fast zerbrechen. So betrauerte, während in Essen die Fans feierten, ein Nachbar und Mitabsteiger aus dem letzten Jahr seinen direkten Weiterabstieg in die Oberliga: Rot-Weiß Oberhausen. Auch Eintracht Trier wird vermutlich in die vierte Liga durchgereicht, nur Rot-Weiß Erfurt wird sich vermutlich so gerade noch retten.“

Antithese zum totgesagten Ostfußball

Nach dem Aufstieg in die Zweite Liga blättert Ronny Blaschke (SZ) in der Vereinschronik: „Der FC Carl Zeiss hatte es weit gebracht: Platz 1 in der ewigen Oberliga-Tabelle der DDR, drei Meisterschaften, vier Pokalsiege, vierunddreißig Nationalspieler. Der Weg führte bis ins Europacup-Finale, 1981, Jena scheiterte damals unter Trainer Hans Meyer an Dynamo Tiflis. Die Erinnerung an diese Zeit half den Thüringern auch, die Neunziger zu überstehen, in denen der Verein tief stürzte, sportlich wie finanziell. Jena stolperte anders als Dynamo Dresden oder der VfB Leipzig nicht über die Gier westlicher Glücksritter, es verlor sich im Wandel der Zeit. (…) Der FC Carl Zeiss von gestern hat mit dem von heute wenig gemein, er hat sich irgendwie von sich selbst emanzipiert – der Klub ist neben Energie Cottbus die Antithese zu dem vor einem Jahr noch totgesagten Ostfußball. Der Erfolg basiert auf der eigenen Nachwuchsförderung. Auch in der zweiten Liga will Präsident Rainer Zipfel, der das Flutlicht lieber zu spät als zu früh anschaltet, sparsam sein. Der Klub ist auf den Mittelstand angewiesen. 120 Sponsoren werden ein Drittel des 5,4-Millionen-Etats bereitstellen, der Rest sind Fernseheinnahmen. Die technologischen Großunternehmen Carl Zeiss und Jenoptik geben seit Jahren keinen Cent mehr. Doch der FC Carl Zeiss, einst stolzer Werksklub, wird den Namen weiter pflegen. Das Stadion wird modernisiert und ausgebaut. Auf der Gegenseite thront noch immer der graue Turm, von dem früher die Stasi über den Fußball wachte. Die uralte Anzeigetafel ist überklebt, die Uhr steht seit Jahren still. Es soll alles professioneller werden im Ernst-Abbe-Sportfeld.“

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