Ascheplatz
Nullsummenspiel
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| Freitag, 2. Juni 2006Die NZZ entlarvt die Mär vom Wirtschaftsimpuls WM: „Wenn jemand sein Haus umbaut, verursacht ihm dies Kosten. Das ist beim Neubau von Stadien oder Strassen nicht anders. Doch aus dem Munde von Politikern werden aus Kosten plötzlich Erträge, welche die Wirtschaft ankurbeln. Wenn sich jedoch keine privaten Träger bereit finden, ein Stadion vollständig zu finanzieren, lässt sich daraus eigentlich nur ein Schluss ziehen: Der Nutzen (also die Erträge) wiegt die Kosten nicht auf, ergo sollte man die Investition besser bleiben lassen. Übernimmt der Staat in solchen Fällen einen Teil oder gleich die ganzen Baukosten, handelt es sich um staatlichen Konsum. Darüber freut sich besonders die Fifa, die allein mit den Fernsehübertragungsrechten der WM 1,5 Milliarden Franken [rund 960 Millionen Euro] einnimmt. Aber auch Adidas oder Puma können mit hohen Einnahmen durch die WM rechnen. Salopp ausgedrückt subventioniert damit die Öffentlichkeit einige stark auf solche Anlässe ausgerichtete Firmen. Nicht thematisiert wird in den Untersuchungen zu den wirtschaftlichen Wirkungen einer WM, was das Geld gebracht hätte, wenn es anderweitig verwendet worden wäre. Doch selbst wenn Alternativen durchgerechnet werden, sind solche Übungen letztlich immer paternalistisch. Die Konsumenten wissen selbst am besten, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen. Die WM ist eine private Veranstaltung und hat nicht den Charakter eines ‚öffentlichen Gutes‘, weshalb dafür auch keine staatliche Unterstützung vorzusehen ist. Ausgeblendet oder klein gerechnet werden in einschlägigen Studien zudem die mannigfaltigen Verdrängungseffekte, die durch einen solchen Sportanlass ausgelöst werden. Der Bäcker verkauft zwar mehr WM-Brötchen, dafür weniger Semmeln – ein Nullsummenspiel. Zwar werden mehr Fernseher gekauft, doch handelt es sich in der Regel um ein Vorziehen von Anschaffungen, die man etwas später ohnehin gemacht hätte. Solche Reaktionen können auch nicht überraschen: Wegen der WM haben die Deutschen keinen Cent mehr in der Tasche, also können sie auch nicht mehr ausgeben. Eher müssen sie netto mit einer Belastung rechnen, weil die Veranstaltung Steuermittel verschlingt.“
Zeit: Der sanfte Pate – Franz Beckenbauer und sein einzigartiges Beziehungsgeflecht: Wie aus dem Giesinger Straßenfußballer ein erfolgreicher Unternehmer in eigener Sache wurde
Tsp: Debatte über Fußball und Kommerz im WM-Jahr