Ascheplatz
Nebensache
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| Donnerstag, 8. Juni 2006Hans-Jürgen Jakobs (SZ/Meinung) beargwöhnt das sich weitende Engagement der Telekom in der Bundesliga: „Die Deutsche Telekom – die im Bund einen Großaktionär hat, der auch für politische Hilfen sorgen kann – versucht im Sturmlauf, mit dem Internet-Fernsehen ein neues System durchzusetzen. Nichts ist ihr zu teuer. Da in diesen Wochen das Herz der Deutschen nun mal am Fußballspiel hängt, greift der Bonner Konzern mit prallem Geldsack bei den Rechten der Bundesliga zu. Für Internet und Mobilfunk kauft er sich Live-Lizenzen und wird auch der große Namenssponsor der deutschen Profikicker. Die spielen im kommenden Jahr wahrscheinlich in einer ‚T-Com-Liga‘, womöglich auch in der ‚Telekom-Liga‘. Das wird dann in der Presse, aber auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, vielfach verbreitet und kündet von der totalen Kommerzialisierung eines Sports, dessen Hauptsache – das Treten und Bewegen eines Balles – zu einer Nebensache zu werden droht. Für die Zuschauer bringt die Zeit solcher technischen Umbrüche Verwirrung.“
FAZ: Die T-Com-Liga kommt
Sepp, folge deinen eigenen Worten!
„Der Fußball kommt vom richtigen Weg ab“, sagt Karl-Heinz Rummenigge im Guardian. Und meint mit Fußball die Entwicklungen und finanziellen Ausmaße, die um Clubs wie Chelsea herrschen. „Chelsea hat gezeigt, daß Fußball nicht mehr vernünftig ist. Der FC Bayern hatte letztes Jahr einen Profit von 35 Millionen Euro, Chelsea hingegen einen Verlust von 204 Millionen Euro. Wenn das uns passieren würde, wären wir bankrott – Chelsea aber nicht. Sie geben weitere 150 Millionen Euro für neue Spieler aus. Was rechtens ist, aber nur aus der Sicht von Chelsea. Für den Rest ist es nicht akzeptabel und unfair.“ Um die internationale Konkurrenz in Schranken zu halten, sieht Rummenigge die Zeit für einen „Salary Cap“ gekommen, eine Gehaltsobergrenze. „Ich sage nicht, gebt Ballack weniger Lohn als er bei Chelsea erhalten wird! Aber ich denke nicht, daß es einem Klub erlaubt sein sollte, mehr als 50 Prozent des Einkommens in Gehälter zu investieren. Der Klub, der mehr als 56 Prozent des Einkommens in Gehälter investiert, schreibt rote Zahlen. 85 Prozent der Klubs in Europa haben Schulden, aber nur einer davon hat einen Abramowitsch. Das kann doch so nicht weitergehen.“ Rummenigge, der alle, die den Fußball-Geldmarkt hierzulande regulieren und wegen der Chancengleichheit nivellieren wollen, als Sozialisten beschimpft, Rummenigge also hofft, daß bis 2010 die Gehaltsobergrenze von der Uefa eingeführt worden sein wird. Ein weiteres Thema, das ihm unter den Nägeln brennt, ist die „Ausbeutung“ von Klubspielern bei der WM. „Das Verhalten der Fifa ist nicht akzeptabel. Sie erwarten einen Gewinn von 700 Millionen Euro, was unglaublich ist. Ich habe nichts gegen Leute, die Profit machen, aber eine Situation wie bei der WM, wo wir unsere Spieler für fast zwei Monate ‚aufgeben‘ und sie voll bezahlen, aber nichts von der Fifa zurückbekommen, ist nicht akzeptabel. Im besten Fall kommen die Spieler müde zurück – im schlechtesten verletzt.“ Die G-14 hat betreffend dieses Problems auch schon Klage eingereicht, und falls das nichts nutzen sollte, wovon Rummenigge ausgeht, hat er noch sein Sepp-Blatter-Mantra: „Bitte folge deinen eigenen Worten, Sepp! Den Worten, die in deinem Büro stehen – Fair Play.“ Auch um einen WM-Tip war Rummenigge nicht verlegen: „Normalerweise erwarten die Deutschen immer den Gewinn der WM, aber dieses Mal bin ich nicht überzeugt davon. Mannschaften wie Brasilien, Argentinien, Italien, England und Holland haben mehr individuelle Klasse.“ Dann fügt er noch hinzu, daß, entgegen der landläufigen Meinung, Brasilien nicht die WM gewinnen werde und er England favorisiere.