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Deutsche Elf

Fehleinschätzung

Oliver Fritsch | Montag, 12. Juni 2006 Kommentare deaktiviert für Fehleinschätzung

Michael Horeni (FAZ) resümiert und wundert sich über die Uneinigkeit zwischen Michael Ballack und Jürgen Klinsmann: „Die öffentlich gewordene Auseinandersetzung ist ein Rätsel. Beide hat immer ein gutes Verhältnis verbunden, trotz der unterschiedlichen Auffassungen über die taktische Ausrichtung der vergangenen Woche. Da ging es nur um Nuancen. Ballack verlangte mehr defensives Pflichtbewußtsein, er ist ohnehin der konservativere Fußballcharakter. Aber das war nichts im Vergleich zur Dankbarkeit, die Ballack dem Bundestrainer entgegenbringt, seit er ihn zum Kapitän gemacht hat. Aber vielleicht hat der Kapitän zuletzt tatsächlich geglaubt, eine Sonderstellung im System Klinsmann zu besitzen, die ihm erlaubt, Entscheidungen zu steuern. Eine schwere Fehleinschätzung. Der Bundestrainer, im Alltag bekennender Teamarbeiter, hatte ausdrücklich von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch gemacht. Die Botschaft war eindeutig: Der Chef heißt Klinsmann. Der Bundestrainer hat stets die besondere Bedeutung Ballacks hervorgehoben. Aber was heißt das konkret, eine besondere Bedeutung im System Klinsmann zu besitzen? Unter Rudi Völler war das einfacher. Da saß der Teamchef mit seinen wichtigsten Spielern zusammen, und die Loyalität beruhte auf Gegenseitigkeit. Das war auch eine Falle. Denn Völler mochte irgendwann harte Entscheidungen nicht mehr treffen, auch wenn er von ihrer Notwendigkeit eigentlich wußte. Vor Loyalität geht bei Klinsmann die Fitness – und seine eigene Glaubwürdigkeit vor den Spielern, die Verantwortung für das gesamte Projekt.“ Jan Christian Müller (FR) ergänzt: „Den Machtkampf hat Ballack erst einmal verloren. Er hätte das wissen müssen: Jürgen Klinsmann ist nicht dafür bekannt, öffentlichem Druck nachzugeben. Offenbar vermisst Ballack beim Bundestrainer aber jenes Einfühlungsvermögen, das einem Ausnahmespieler wie ihm seiner Meinung nach zusteht. In der öffentlichen Wahrnehmung ist Ballack ein Star, entsprechend nimmt er auch sich selbst wahr und erwartet deshalb, dass Klinsmann an ihn andere Maßstäbe anlegt als an seine Mitspieler. Doch das tut der nicht.“

SZ: Michael Ballack und Jürgen Klinsmann sind empfindlich, aber auch aufeinander angewiesen

FR: Aller Nachhilfe in Theorie und Praxis zum Trotz – bei den Defensivaufgaben wirken die deutschen Nationalspieler bisweilen wie unreife Schüler

Tsp: Warum nicht nur die Deutschen mit der Klinsmann-Elf jubeln

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