WM 2006
Miserabel für die Presse
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| Mittwoch, 14. Juni 2006Christian Eichler (FAZ) bedauert seine englischen Kollegen: „Eigentlich ist es völlig egal, ob Rooney schon im Spiel gegen die Karibik-Kicker wieder dabei ist oder erst gegen Schweden am Dienstag oder noch später. Es steht in den Sternen – und ist dort auch ganz gut aufgehoben. Aber die angewandte Waynologie erfüllt in diesen Tagen einen schönen Nebenzweck: Sie füllt das WM-interne englische Sommerloch. Eigentlich sollte man meinen, eine Weltmeisterschaft werfe genug Stoff ab. Doch gibt es kaum etwas Bewegendes oder gar Neues zu berichten nach dem eher mauen 1:0-Sieg gegen Paraguay. Es war die Art von Auftakt, die für ein WM-Team prima ist – schlecht gespielt, wenig verbraucht, drei Punkte geholt. Und miserabel für die Presse: Man kann nicht richtig jubeln, aber richtig schimpfen auch nicht – war ja schließlich ein Sieg. Nicht einmal für die Klatschspalte wirft die badische Expedition derzeit etwas ab. Victoria Beckham war außer beim Auftritt im Frankfurter Stadion bisher für die Kameras nicht zu sehen. Die Objektiv-Batterie im Park an der Lichtenthaler Allee von Baden-Baden ist auf die eine Kamera jenes schwitzenden Fotografen geschrumpft, der vor der Terrasse von Brenner’s Parkhotel zum Spielerfrauen-Bereitschaftsdienst verdonnert war.“
Rechnung offen
Viele deutsche Fußballanhänger und -„experten“ halten David Beckham für ein Püppchen, aber keinen guten Fußballer; vermutlich haben sie das 1:5 von München verdrängt. Wolfgang Hettfleisch (FR) räumt mit diesem Irrtum auf und betont Beckhams Qualität: „Die wohl am meisten unterschätzte Stärke des Technikers ist sein Arbeitsethos. Mit ein Grund dafür, dass er im Team unumstritten, ja sogar beliebt ist. Aber es sind andere in dieser Mannschaft, die inzwischen die Aufmerksamkeit der Fußball-Fachwelt auf sich ziehen. Allen voran Rooney, das urenglische Arbeiterkind, die Fleisch gewordene Antithese zum global vermarktbaren Passepartout Beckham. Niemand, der seine Murmeln noch beieinander und Freude am Leben hat, würde Rooney fragen, ob er ab und an mal die Spitzenhöschen seiner Freundin Coleen McLoughlin trage. Auch der torgefährliche Mittelfeldspieler Frank Lampard und John Terry, der Weltklasse-Innenverteidiger, der mit seiner Ausstrahlung auf dem Platz so ungleich mehr von einem Anführer hat als sein Kapitän, stehen in der englischen Öffentlichkeit mehr im Mittelpunkt des Interesses als der Standard-König von der rechten Außenbahn. ‚Becks‘ ist nicht mehr der Spice Boy. Schreiben die englischen Zeitungen heute über ihn, geht es meist um ‚a man on a mission‘, um jemanden, der seine Bestimmung noch nicht erfüllt hat. (…) David Beckham hat noch eine Rechnung offen mit der Fußballwelt. Jetzt, da nicht mehr alle Augen auf ihn gerichtet sind, könnte endlich der Zeitpunkt gekommen sein, sie zu begleichen. “
SZ: Leo Beenhakker, Coach von Trinidad & Tobago, glaubt an das Unmögliche – auch vor dem Spiel gegen England