WM 2006
Gruppe F
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| Freitag, 16. Juni 2006Der 12. Juli 1998
Ronaldo spielte schlecht, das sagen und schreiben alle. Experten wie Günter Netzer tönten (und Olaf Thon tönt noch immer) im Fernsehen, dass er zu dick sei. Beckmann spielte während seines Kommentars „Ronaldo-Bashing“. Wiebke Hollersen (BLZ) gibt zu bedenken: „Faul sei er gewesen, gedrückt habe er sich, vielleicht sitze er längst wieder beim Essen, lästerten die Journalisten. Dass es ihm nicht gut gehen könnte, auf diese Idee kam keiner, trotz der erschreckend schlechten Form, die man ihm angesehen hatte (…). Er weiß wohl selbst, dass er seit jenem Finale ein Spieler ist, dem nicht einfach mal unwohl sein kann, schon gar nicht bei einer WM. Zu stark ist die Erinnerung an den 12. Juli 1998.“ Thomas Kistner (SZ) über Ronaldo, sein schwaches Spiel, seine Vorbereitung und die wachsende Kritik innerhalb des Teams: „Das Resultat der galoppierenden Verbitterung war beim 1:0 der Seleção gegen Kroatien zu besichtigen: Ein Mann ohne Bindung zu Spiel und Mitspielern, eine monolithische Erscheinung, die das eigene Team auf zehn Akteure reduzierte. Eine apathische Randfigur, auf die der Schiedsrichter vor dem Wiederanpfiff warten musste, bis er aus der Kabine kam, allein und verspätet. Ein Stürmer, dem die wenigen Bälle versprangen, die ihn erreichten, und der – nach seinem einzigen Schuss aufs Tor – flehend zur Trainerbank blickte: Bitte, Senhor Parreira, lassen Sie mich noch mitmachen! (…) Tatsächlich ist es so, dass er Tage vor dem WM-Auftakt noch bei der Schnellkraftübung mit einem um den Leib geschlungenen Gummiband in der Sandkiste erschöpft aufgab – der einst Unwiderstehliche schaffte es nicht heraus aus dem Treibsand. Die Kollegen beobachten ihn mit wachsender Sorge.“
Zum Schwarzmalen nach Brasilien
Frank Hellmann (FR) spiegelt die uneinige Stimmung im kroatischen Lager: „Die kroatische Auswahl weiß selbst mit etwas Abstand immer noch nicht so richtig, wie das Auftaktspiel gegen den Weltmeister zu bewerten ist. Sich grämen, weil man zu lange zu wenig riskiert hat, weil man nach Ansicht des unerschrockenen Robert Kovac erst in der zweiten Halbzeit ‚richtig in die Zweikämpfe gekommen ist‘? Oder sich Zutrauen einzureden, weil man so gut mitgehalten hat. Ivan Klasnic, in der verbalen Aufarbeitung wesentlicher präsenter als auf dem Platz, fand, man habe vieles richtig gemacht. ‚Finden Sie, dass wir verdient verloren haben?‘, stellte er die Gegenfrage. Zum Schwarzmalen solle man zu den Brasilianern gehen.“