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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ascheplatz

Bonus nimmt ab

Oliver Fritsch | Sonntag, 18. Juni 2006 Kommentare deaktiviert für Bonus nimmt ab

Konrad Mrusek (FAZ/Wirtschaft) erforscht den Ruf der Fifa in Zürich und der Schweiz: „Daß die Fifa eine Geldmaschine ist, sieht man gleich hinter der Tür: Solch ein riesiges Foyer und derart üppige Ledersessel haben nicht einmal Zürcher Großbanken. Auch die Einfahrt in die Tiefgarage wurde so großzügig bemessen, daß selbst Stretch-Limousinen schwungvoll vorfahren können. Zwar wurde das Gebäude in der Nähe des Zoos in eine künstliche Bodensenke gestellt, damit man seine Dimensionen nicht auf Anhieb erkennen kann. Dennoch runzelten bei der Eröffnung etliche Zürcher die Stirn, weil der Prachtbau samt der aufwendigen Gartenarchitektur 153 Millionen Euro kostet und dennoch in frivoler Bescheidenheit ‚Home of Fifa‘ genannt wird. Außerdem hat der Verband am Zürichberg bereits ein sehr nobles ‚Home‘, das nicht nur einen prächtigen Blick auf den Zürichsee bietet, sondern auch ein Restaurant offeriert, in dem die Fußballfunktionäre gerne fürstlich tafeln. Die Behörden in Zürich sind stolz darauf, daß die Fifa, die heute mit 207 Mitgliedsverbänden größer als die Vereinten Nationen ist, seit 1932 ihren Sitz in der Stadt hat. Sie versprechen sich davon einen ähnlichen Imagegewinn wie Lausanne vom IOC. Zürich ist daher dem Verband stets zu Diensten, etwa bei der Grundstückssuche oder bei den sehr niedrigen Fiskalabgaben. Die Stadt bewilligte jetzt sogar eigens für den Neubau eine Fifa-Straße. Wegen all dieser, völlig unschweizerischen Aufschneidereien sind die Eidgenossen weit weniger Fifa-Fans als die Politiker. Sie sind zwar nicht ganz so kritisch wie die Deutschen, weil Fifa-Präsident Blatter schließlich ein Landsmann ist – das verschafft ihm einen gewissen Bonus, wenn er im Ausland attackiert wird. Doch dieser wird kleiner, auch wenn sich Blatter in Interviews weiterhin mit ‚Sepp‘ anreden läßt. Sein volkstümliches Getue kann nicht verbergen, daß selbst in seinem Heimatkanton Wallis die Kritik am selbstherrlichen Gebaren des Präsidenten zunimmt.“

Die FAZ billigt den Entschluß der Justiz, das Begehren der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi abzuwehren, den üblichen Ladenschluß während der WM wiedereinzuführen: „Zum Glück ist Verdi gescheitert. Deutschland ist in diesen Tagen ein einziges Fest, von mittags bis nachts sind die Straßen und Fußgängerzonen voll mit gutgelaunten Menschen. Spätestens seit der famosen Stimmung um das Spiel Deutschland gegen Polen sollte jedem klar sein: Ist die Welt zu Gast bei Freunden, dürfen Geschäftsleute nicht gezwungen werden, ihre Türen zu einer bestimmten Zeit abzuschließen. Laßt die Kaufleute ihre Geschäfte öffnen, wann sie es für richtig halten. Und wenn der Testlauf positive Ergebnisse bringt und die Händler auch nach der WM andere Öffnungszeiten wollen – bitte schön, dann hat diese WM noch einige Sieger mehr.“

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