indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

WM 2006

Gruppe E

Oliver Fritsch | Donnerstag, 22. Juni 2006 Kommentare deaktiviert für Gruppe E

Verschleißerscheinungen

Die Schläge des Moggi-Skandals – Dirk Schümer (FAZ) zählt Italien an: „Weil Juventus Turin und der AC Mailand den Kern der italienischen Nationalmannschaft bilden, schlagen die Ermittlungen hohe Wellen bis ins Duisburger Quartier. Wie können die Spieler jetzt höchste Konzentration und Enthusiasmus aufbringen, anstatt sich um ihre berufliche Zukunft zu sorgen und zu kümmern? Erste Verschleißerscheinungen sind nicht zu übersehen: Während Luca Toni in der Serie A bei Florenz zu Europas erfolgreichstem Stürmer reifte, hat er bei der WM noch Ladehemmung, was mit seiner unsicheren Situation zu tun haben könnte. Doch die Tifosi wären nicht die listigen und begeisterungsfähigen Mittelmeeranrainer, als die sie alle Welt kennt, würden sie nicht auch jetzt das Beste in der katastrophalen Situation sehen: Die Fußballmillionäre aus Mailand, Turin und Florenz haben endlich einen wirklich guten Grund, ihre Qualitäten vor den Augen möglicher neuer Arbeitgeber vorzuführen und möglichst nicht mehr durch brutale Tätlichkeiten wie den Ellenbogenstoß Daniele De Rossis gegen die Amerikaner die Karriere zu ruinieren.“

FR-Portrait Gianluigi Buffon

Kleine Könige

Ralf Weitbrecht (FAZ) blickt gespannt auf Tschechiens Trainer: „Verrückte Tschechen: Erst glückt ihnen ein brillantes Auftaktspiel bei diesen Festspielwochen des Weltfußballs, und sie werden nach dem 3:0 gegen die vorab hochgeschätzten Amerikaner mit Lob überschüttet. Dann plötzlich scheint ihnen nichts mehr zu gelingen, und sie werden von grandiosen Ghanaern 2:0 düpiert. Der äußerlich ruhig wirkende Schachliebhaber Karel Brückner steht vor seiner vielleicht größten Herausforderung. Jetzt muß er die richtigen Züge machen und seine Bauern, Läufer und Pferde, die in Wirklichkeit alles kleine Könige sind, strategisch einsetzen. Der Auftrag ist so einfach wie kompliziert: Die goldene Generation soll noch lange nicht schachmatt gehen.“

FR-Portrait Petr Cech

Lobby

Jörg Marwedel (SZ) notiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Trainer: „Arena und Klinsmann sind Freunde geworden. Der Amerikaner nennt den deutschen Bundestrainer mit Wohnsitz in Kalifornien sogar einen ‚brillanten Menschen‘, der ‚eine andere Perspektive‘ in den Fußball gebracht habe. Dass diese Perspektive sich weitgehend mit seiner eigenen deckt, ja zum Teil von ihm übernommen ist, verschweigt er ebenso taktvoll wie die Vermutung, dass Klinsmann neben dem Heimvorteil der deutschen Elf wohl auch über die besseren Spieler verfügen kann. Dafür genießt Arena einen anderen Vorteil: Er verfügt in Amerika über eine Lobby, wie sie der unbequeme Klinsmann wohl selbst nach dem Gewinn des WM-Titels dauerhaft niemals hätte. Arena wird deshalb höchstwahrscheinlich weitermachen, selbst wenn das Team nach der Vorrunde ausscheidet. Zu groß ist sein Ansehen bei den Vertretern der heimischen Major League Soccer, zu deren einflussreichen Managern der große Kommunikator glänzende Kontakte pflegt. Und neulich hat sich sogar US-Präsident und Baseball-Fan George W. Bush live in die Mannschaftssitzung schalten lassen, um mitzuteilen: ‚Das ganze Land steht hinter euch.‘ Das war bestimmt mächtig übertrieben. Eine viel größere Bestätigung für den Chef der nur viertwichtigsten Sportart der USA gibt es dennoch kaum.“

taz: Für Soccer ist gegen Bush – warum Fußballfans in den USA oft linksliberale Kosmopoliten und Blumenkinder-Kinder sind

SZ: Michael Essien herrscht absolutistisch über das Spiel Ghanas

Gruppe F

FAZ: Australien vor dem entscheidenden Spiel gegen Japan

SZ: Kroatische Australier treffen auf australische Kroaten

FAZ: Konkurrenzkampf bei den Brasilianern

BLZ: Die fabelhafte Aushilfe – Robinho als Zwanzig-Minuten-Junge

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