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Deutsche Elf

Im Land der Träume

Oliver Fritsch | Samstag, 24. Juni 2006 Kommentare deaktiviert für Im Land der Träume

Peter Heß (FAZ) beschreibt die Stimmung Fußballdeutschlands: „Bei einer Niederlage sucht Deutschland schon am Samstag abend einen neuen Bundestrainer. Klinsmann hat seinen Rücktritt angekündigt, falls sein Team nicht mindestens das Halbfinale erreicht. Noch vor ein paar Monaten hätte die Aussicht, Klinsmann auf die Schnelle loszuwerden, bei vielen Erleichterung ausgelöst. Mittlerweile wäre eine absolute Mehrheit in Fußball-Deutschland bereit, vor dem Bundestrainer auf die Knie zu gehen, damit er seinen Vertrag auch nach einer Niederlage gegen Schweden erneuere. Aber selbst diejenigen, die Klinsmann immer noch nicht verknusen können, wünschen sich eine Verlängerung seiner Arbeit um mindestens eine Woche. Das Land der Bedenkenträger ist von einer kollektiven Fußball-Begeisterung erfaßt, von einer Welle der Gastfreundschaft und des Optimismus. Aus diesem Zustand möchte niemand unnötig früh erwachen. Ein K.o. gegen Schweden würde Deutschland nicht ins Land der Träume schicken, sondern aus dem Land der Träume zurückholen.“

Attraktion

Jens Weinreich (BLZ) blickt zurück auf die Vorrunde: „Vor dieser WM wurde viel über den so genannten Hochgeschwindigkeitsfußball räsoniert. Jenen Fußball, den man angeblich schon bei der Europameisterschaft 2004 bewundern durfte, die allerdings, wenn man sich recht erinnert, von einer perfekten Komposition neoantiker griechischer Säulenheiliger gewonnen wurde. Hochgeschwindigkeitsfußball? Davon ist nicht viel zu sehen. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass der Interpretation des Begriffes. Es geht ja eher um Hochgeschwindigkeitspässe. Insofern ist Klinsmanns Philosophie, den Ball immer wieder steil in die Spitze zu schicken, eine sehr moderne, unabhängig davon, ob andere Teams mit weit talentierteren Spielern diese Übungen rasanter und eleganter ausführen können. Egal, interessanter als jener Fußball, den deutsche Mannschaften in den vergangenen Jahrzehnten bei WM-Turnieren geboten habe, ist er allemal. Insofern zählen die Deutschen schon zu den Attraktionen der WM, sogar im Ausland scheint sich das Bild von der deutschen Nationalmannschaft langsam zu ändern.“

Apathisch

Frank Hellmann (FR) bemerkt Oliver Kahns Enttäuschung: „Es genügt, Kahn zu beobachten, um zu ahnen, wie es in ihm aussieht: Er kommt immer als Letzter aus der Kabine, er schlurft auf den Rasen, die Torwarthandschuhe zieht er erst gar nicht an. Er wirkt apathisch. Ein paar Minuten macht der degradierte Tormann beim Kreisspiel mit, dann ist Schluss – akribische Vorarbeit für den Ernstfall ist das nicht. Timo Hildebrand erledigt in dieser Phase ein torwarttypisches Pensum. Kahn ist stets als Erster nach dem Abpfiff wieder in den Katakomben verschwunden. Während des Spiels sitzt er am rechten äußeren Rand der Ersatzspieler, er hat noch keine Ehrenrunde mitgemacht. Zugehörigkeit sieht anders aus. Kahn ist der Edel-Edel-Reservist im deutschen Kader – und es hat den Anschein, als belaste das von Tag zu Tag mehr.“

taz: Jürgen Klinsmann ist souveräner geworden
BLZ: Klinsmann erhöht den Druck auf die Spieler

FR-Portrait Bernd Schneider

NZZ: Interview mit Scout Urs Siegenthaler

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