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Ascheplatz

Neudeutsch

Oliver Fritsch | Mittwoch, 5. Juli 2006 Kommentare deaktiviert für Neudeutsch

Dirk Peitz (SZ) langweilen die Fußball-Werbespots im Fernsehen: „Ein bisschen fad war es also bislang im Werbeblock. Der hat zwar keinen Bildungsauftrag, auch nicht bei den Öffentlich-Rechtlichen, aber einen gewissen Unterhaltungswert erwartet man schon als Konsument, wenigstens einen Grund, seinen Flüssigkeitsaustausch nicht während der Halbzeitwerbung zu erledigen. Ziemlich neudeutsch waren die Spots, nicht nur von der Besetzung, sondern auch vom Ansatz her: Selbstironie, die neueste aller deutschen Tugenden, musste unbedingt drin sein. Doch leider gilt Selbstironie nicht umsonst als eine erlernbare Fähigkeit und eben nicht als eine, die genetisch vererbbar oder gar einer nationalen Prägung zuzurechnen sei.“

Allerdings entdeckt er auf youtube.com eine Ausnahme und bedauert, daß dieser Sport nicht im deutschen Fernsehen gesendet wird: „Es ist zumindest vorstellbar, dass dieser Film deshalb nicht im deutschen Fernsehen läuft, weil Pepsi den Vorwurf fürchtete, überkommene nationale Stereotypisierungen zu verbreiten. Aber ist bei der WM-Eröffnungs-Feier nicht ein ganzes Rudel deutscher Männer freiwillig in vollem Trachtenstaat im Münchner Stadion herumgehüpft? Gewinnen am Ende im Spot nicht die Richtigen? Beweist der Spot nicht eine prophetische Ahnung, weil doch Ronaldinho, Roberto Carlos und David Beckham längst mit ihren Mannschaften aus dem Turnier ausgeschieden sind, während die Deutschen überraschend schön und erfolgreich spielten? Und würde dieses Fußballvolk nicht eben genau jene Selbstironie beweisen, die man ihm neuerdings nachsagt, wenn es über diesen sehr, sehr komischen Werbespot herzlich lachen würde? Mensch, Pepsi: Habt ihr denn überhaupt keinen Humor?“

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