Am Grünen Tisch
Danke, Sepp Blatter!
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| Montag, 10. Juli 2006Michael Hanfeld (FAZ/Medien) schiebt mit all seinem Ärger die Debatte um die Frings-Sperre an: „Mit Frings hätten wir bekanntlich das Halbfinale gewonnen. Doch da war die Willkür der Fifa vor. Danke, Sepp Blatter! Auch dafür werden wir den Fußballverband in Unehren halten. Franz Beckenbauer hat die WM nach Deutschland geholt, die Fifa hat bestimmt, wer ins Endspiel kommt. Kaum zu glauben, daß sich die Italiener über böse Satiren in der deutschen Presse beschweren. Hätten Sie uns Frings gelassen, hätte Schweinsteiger seinen Fast-Hattrick gestern und nicht schon am Samstag vollführt.“
Politikum
Auch Björn Maatz (FTD) beäugt das Urteil: „Die Fifa bewegt sich am Rande der Lächerlichkeit. Nach dem Elfmeterschießen hatte es eine von den Südamerikanern ausgelöste Rangelei gegeben, in dessen Verlauf der Argentinier Cufre nach einem Tritt gegen Per Mertesacker die Rote Karte erhalten hatte. Erst zwei Tage später glaubte die Fifa einen Faustschlag von Torsten Frings gesehen zu haben. Der Fußballweltverband sperrte ihn und setzte damit einen der wichtigsten Leistungsträger der deutschen Mannschaft außer Gefecht. Frings wertete die Sperre als Politikum, um den Gastgeber nicht zu bevorzugen. Eine Vermutung, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist.“
Maatz fährt fassungslos fort: „Es war nicht nur die WM der Fans, des neuen Patriotismus der Deutschen und der Entdeckung des Systems Klinsmanns – es war auch die WM der Fifa-Machtdemonstration. In aller Stille hat ihr Chef Joseph S. Blatter wenige Tage vor dem Finale das Bundesverdienstkreuz aus den Händen von Angela Merkel erhalten.“
Fragwürdig
Thomas Kistner (SZ) kritisiert den Freispruch für Julio Cruz, Frings‘ „Clinch-Rivalen“: „Erst hatte die Disziplinarkommission der Fifa nur spärliches Bildmaterial zur Hand, was dazu führte, dass sie einen Pauschal-Freispruch für alle beteiligten Deutschen fällte. Dann trieben die Funktionäre, unter wundersamer Hilfe von Kommissar Zufall, weitere TV-Sequenzen zu dem Handgemenge auf – und siehe da, diese Bilder waren so gestochen scharf, dass sie den Disziplinarexperten nun eine haarfeine Unterscheidung ermöglicht haben. Einerseits wurde Frings verurteilt. Andererseits geht Cruz ohne Sanktion davon. Die Disziplinarkommission hat ihn, den unmittelbaren Auslöser der Fringschen Reaktion, offenbar kurz vorm Gesicht des Deutschen die Aktion abbremsen sehen. Insofern bleibt die Leistung der Gesten-Leser vom Weltverband fragwürdig, als grobe Unsportlichkeit gilt auch die eindeutige Schlagbewegung zum Gesicht des anderen, selbst wenn eine Berührung ausbliebe. Eine spontane Gegenreaktion wird so bewusst provoziert. Frings wurde durch einen Sachverhalt entlastet, der Widerpart Cruz nicht belastet: Freunde zu Gast bei den Fifa-Richtern.“
if: Ein Telefonat mit Jürgen Kaube, Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, über die Sperre für Torsten Frings und das Versäumnis der Sportjournalisten, darüber angemessen zu berichten – exklusiv auf indirekter-freistoss.de
if: Die Sperre für Torsten Frings ist höchst zweifelhaft, doch in den deutschen Zeitungen liest man so gut wie nichts darüber